Volksbank Kraichgau

Vertreter geben grünes Licht für Fusion mit Bruhrain-Kraich-Hardt

Volksbank Kraichgau tagte in Sinsheimer Arena - Zusammenschluss mit Volksbank Bruhrain-Kraich-Hardt soll im November abgeschlossen sein

12.07.2021 UPDATE: 13.07.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 45 Sekunden
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Volksbank Kraichgau, Otto Steinmann, begrüßte coronabedingt die Vertreter in der Pre-Zero-Arena der TSG Hoffenheim in Sinsheim. Foto: Timo Teufert

Von Timo Teufert

Sinsheim/Wiesloch. In der Pre-Zero-Arena in Sinsheim stimmten vergangene Woche 146 von 150 Vertreterinnen und Vertreter der Volksbank Kraichgau für einen Zusammenschluss mit der Volksbank Bruhrain-Kraich-Hardt zum 1. Januar 2021. Die Vertreterversammlung auf der Osttribüne des Stadions markierte damit den Schlusspunkt der Fusionsverhandlungen, die seit gut zwei Jahren zwischen den beiden Genossenschaftsbanken liefen. Bereits am 5. Mai hatte die Volksbank Bruhrain-Kraich-Hardt die Verschmelzung beschlossen. Bis zur Eintragung ins Genossenschaftsregister voraussichtlich im November dieses Jahres bleiben beide Institute aber noch eigenständig.

"Das Ergebnis ist ein Vertrauensbeweis", erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende der Volksbank Kraichgau, Otto Steinmann. Man habe die Fusion auch eigentlich schneller abarbeiten wollen, doch Corona machte den Verantwortlichen dabei einen Strich durch die Rechnung. "Das Ergebnis bringt Rückenwind für das schnelle und reibungslose Gelingen der Fusion", ist Steinmann überzeugt.

Zuvor hatte der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Kraichgau, Matthias Zander, noch einmal die Gründe für den Zusammenschluss deutlich gemacht: "Wir wollen die Herausforderungen annehmen und gemeinsam die Zukunft gestalten." Beide Banken seien in den letzten Jahren sehr erfolgreich gewesen. Doch es gebe zahlreiche Veränderungstreiber – Zander nannte das anhaltende Niedrigzinsumfeld, weiter steigende regulatorische Anforderungen und auch die Corona-Pandemie – die an der Ertragskraft zehrten. "Das führt im Ergebnis zu deutlich höheren Kostenbelastungen. Wer in einem sich verändernden Umfeld erfolgreich sein will, muss sich langfristig strategisch positionieren."

Denn der Konsolidierungsprozess im Bankensektor setzte sich nach wie vor fort, so Zander. So habe die Zahl der Genossenschaftsbanken weiter abgenommen. Waren es 2016 noch 972 Banken, sind es heute noch 814 Institute, ein Minus von 158. Auch bei den Sparkassen lasse sich der Trend beobachten: Ihre Zahl sank im gleichen Zeitraum um 26 Institute, von 403 auf 377.

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Stattdessen gehe der Trend zu großen Banken. Dies sei nicht nur in Großstädten zu beobachten, sondern auch zunehmend in Mittelzentren. "Im regionalen Umfeld belegt die Volksbank Kraichgau Platz 2 mit einer Bilanzsumme von 4,8 Milliarden Euro", so Zander. Stärker ist nur die Vereinigte VR-Bank Kur- und Rheinpfalz in Speyer mit einer Bilanzsumme von 5,6 Milliarden Euro. Auf Platz 3 und 4 folgen die Volksbanken Rhein-Neckar in Mannheim und Heilbronn mit jeweils 4,7 Milliarden Euro. Die vier großen Sparkassen der Region haben Größenordnungen zwischen 4,4 und 11,4 Milliarden Euro Bilanzsumme.

"Die Märkte werden jetzt neu verteilt, dieser Prozess ist in vollem Gange", sagte Zander. Mit der Volksbank Kraichgau und der Volksbank Bruhrain-Kraich-Hardt würden nun zwei wirtschaftlich gesunde Banken miteinander verschmelzen. "Eine Bank, die dann nicht nur von der Größe, sondern auch von ihrer geografischen Lage eine zentrale Rolle einnehmen wird", ist Zander überzeugt. Es sei eine optimale Ergänzung des Geschäftsgebietes. "Unsere Vision ist die Stärkung unserer regionalen genossenschaftlichen Flächenbank zwischen den Ballungszentren mit regionaler Verwurzelung", erklärte der Vorstand.

Mit der Fusion sichere man die Marktposition und baue sie aus, verbessere die Rentabilität und schaffe Flexibilität für Investitionen und Innovationen. "Unsere gemeinsame Bilanzsumme beträgt dann etwa sechs Milliarden Euro", so Zander, das wirtschaftliche Eigenkapital liege bei 543 Millionen Euro. "Unsere Bank verfügt damit über eine gesunde Eigenkapitalbasis. Sie ermöglicht uns, die Anforderungen der Kunden für wirtschaftlich vertretbare Kreditwünsche zu erfüllen." Die neue Bank hat insgesamt 188.000 Kunden, knapp 88.000 Mitglieder und versorgt ihre Kunden mit 760 Mitarbeitern in 50 Geschäftsstellen. Daran soll sich zunächst auch nichts ändern, betriebsbedingte Kündigungen sind bis zum 30. Juni 2024 ausgeschlossen. Hauptsitze der Bank bleiben Wiesloch und Sinsheim, in Oberhausen-Rheinhausen entsteht eine Vorstandsrepräsentanz. "Die bekannten Ansprechpartner sollen weiter vor Ort anzutreffen sein", erklärte Zander das Konzept.

Das Vermögen der Volksbank Bruhrain-Kraich-Hardt geht auf die Volksbank Kraichgau über, die Kosten der Fusion übernehmen die Kraichgauer. Allein durch das Grundvermögen der Volksbank Bruhrain-Kraich-Hardt von 15,6 Millionen Euro werden Steuerzahlungen von 760.000 Euro fällig. Der Vorstand aus Matthias Zander, Thomas Geier, Klaus Bieler und Holger Neubauer, der ab 1. Oktober für Geier nachrückt, wird um Andreas Hoffmann und Rüdiger Kümmerlin ergänzt. Der bisher aus 24 Mitgliedern bestehende Aufsichtsrat wird auf 36 Personen aufgestockt, soll aber nach der Feststellung des Jahresabschlusses 2022 auf 30 Mitglieder, später auf 21 abgeschmolzen werden. Aus Sicht von Prüfer Christoph Weber vom baden-württembergischen Genossenschaftsverband sprach nichts gegen die Fusion.

Durch die Erhöhung der Mitglieder, aber auch die gestiegene Verantwortung und den hohen persönlichen Aufwand wurde auch die Vergütung der Aufsichtsräte erhöht: Statt bisher 265.044 Euro stehen nun 395.000 Euro zur Verfügung, die auf die Mitglieder aufgeteilt werden. Mehrheitlich stimmte die Versammlung für diesen Antrag. Zu den neuen Aufsichtsratsmitgliedern, die die Vertreterversammlung einstimmig wählte, gehören unter anderem der CDU-Bundestagsabgeordnete Olaf Gutting und der Bürgermeister von Oberhausen-Rheinhausen, Martin Büchner.

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