"Undine"

Das ist der neue Film des Wieslocher Regisseurs Klingenfuss

Der neue Film des Wieslocher Regisseurs Klaus Klingenfuss feiert am 4. Februar seine Premiere auf der großen Leinwand

29.01.2020 UPDATE: 30.01.2020 06:00 Uhr 3 Minuten, 23 Sekunden
Das Wassermädchen Undine ist für seine Liebe zum Grafen Alvaro zu jedem Opfer bereit. Zu sehen ist die Geschichte am Dienstag, 4. Februar, im Luxor-Filmpalast in Walldorf. Foto: privat

Von Armin Rößler

Wiesloch/Walldorf. Seit vielen Jahren drehen der Wieslocher Regisseur Klaus Klingenfuss und sein Team von der "Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Filmemacher" (A.u.F.) mit vergleichsweise geringem Aufwand abendfüllende Spielfilme. Hervorgegangen ist das Projekt aus einer Schüler-AG, die 1993 den Spielfilm "Annäherung an Margarete" als ihren Beitrag zur Behandlung von Goethes "Faust" im Unterricht drehte. Mit dem neuen Werk "Undine" ist das jüngste Beispiel im Sommer 2019 entstanden, gefilmt wurde wieder in Wiesloch und Umgebung. Jetzt feiert der neue Film seine Premiere auf der großen Leinwand: "Undine" ist am Dienstag, 4. Februar, 19 Uhr, in Anwesenheit vieler Darsteller im Luxor-Filmpalast in Walldorf zu sehen. Im Interview mit der RNZ spricht Regisseur Klaus Klingenfuss über seinen neuen Film, die Dreharbeiten und die damit verbundenen ganz besonderen Herausforderungen.

RNZ: Herr Klingenfuss, nach dem Wiesloch-Krimi "Menetekel" haben Sie sich mit "Undine" einen eher märchenhaften Stoff vorgenommen. Weil Sie die Abwechslung lieben?

Klaus Klingenfuss. Foto: Pfeifer

Klaus Klingenfuss: Natürlich sollen Themen und Inhalte unserer Filme unterschiedlich sein. Seit der Jahrtausendwende haben wir unter anderem Literatur verfilmt, eine Komödie gedreht, Science Fiction und einen Krimi produziert. Im Fall "Undine" reizte mich die zauberhafte Gestalt des Wassermädchens. Für die Liebe zum Grafen Alvaro ist Undine zu jedem Opfer bereit. Vor allem die Romantik hat sich dieser Gestalt angenommen. Jedes Kind kennt zum Beispiel Hans Christian Andersens Version "Die kleine Meerjungfrau". Die Hoffnung junger Menschen auf die Unbedingtheit ihrer Liebe und andererseits die Unmöglichkeit einer solchen Liebe gehören zu den unsterblichen Themen aller Kunstformen – also auch des Films – und nicht zuletzt unseres Films.

Kernthema in "Undine" ist also die Liebe. Was können Sie uns über den Inhalt verraten?

Zunächst einmal, dass es über die Liebe hinaus um die Treue geht. Das Ideal der abendländischen Liebe ist die leidenschaftliche Liebe. Sie hat in dieser Form keinen Bestand. Im glücklichen Fall wandelt sie sich in gelassenere Formen der Zuneigung. In nicht wenigen Fällen endet sie in Gleichgültigkeit. In Undines Welt ist das anders. Man verliebt sich einmal und dann für immer. Außerdem leben diese Wasserwesen ewig. Ist es ein Wunder, dass Undines Liebe Alvaro überfordert? Alles Weitere ergibt sich aus dieser Konstellation. Sie und ihre Folgen sollte man sich im Kino ansehen.

Gedreht wurde wieder an vielen Stellen in und um Wiesloch.

Eine der längsten Sequenzen (die Gerichtsverhandlung gegen Undine) haben wir in der Wieslocher Dreifaltigkeitskirche gedreht. Die Wasserszenen entstanden zum Teil am Altrhein, zum Teil in einem der Weiher zwischen Wiesloch und Rot. Die Hütte des Fischerpaars, das Undine am See gefunden und aufgezogen hat, steht bei Epfenbach. Und im dortigen Heimatmuseum wurden die Innenaufnahmen dazu gedreht. Alvaros Milieu – Königshof und Schlosspark – entstand auf der Villa Ludwigshöhe in der Pfalz und im Schwetzinger Schlossgarten.

Ein Wort zu Ihren Schauspielern ...

Einfach klasse! Unser kleines Team besteht von Fall zu Fall aus Schülern, aus Studenten und jungen Erwachsenen, also ausschließlich aus Laien, die sich für Film interessieren. In fast allen Fällen können diese "Laien" ohne Weiteres mit Profis konkurrieren. Unsere Titelheldin Lilli Gabriel hatte zu Drehbeginn gerade ihr Abitur gemacht, die Darstellerin der Sarah (Katharina König, Absolventin des OHG) studiert inzwischen Jura, und der Darsteller des Alvaro (Kai Sauter) hat eben sein Referendariat am OHG begonnen. Unsere Filme entstehen grundsätzlich ohne irgendeine Form von Gage. "Filme aus Wiesloch" kosten in der Regel zwischen tausend und fünfzehnhundert Euro. Das sollen uns die Profis erst mal nachmachen.

Kein Filmdreh ohne Schwierigkeiten. Welche besonderen Herausforderungen galt es diesmal zu meistern?

Beginn und Ende eines Projekts (also Drehbuch und Montage) tragen sich sozusagen "im stillen Kämmerlein" zu. Mit Schwierigkeiten ist da allenfalls zu rechnen, wenn Einfälle ausbleiben oder anderweitige Verpflichtungen im Wege stehen. Ausgesprochen schwierig ist grundsätzlich die Disposition und die Durchführung des "Drehs". Da alle Mitwirkenden selbstverständlich auch andere Verpflichtungen haben, bildet der sogenannte "Drehkalender" die große Herausforderung: Wann kann wer zum jeweiligen Set (und also spielbereit) anwesend sein? Ohne die Freude aller Beteiligten am Projekt wären diese Fragen schlechterdings nicht zu beantworten. Da wir auf Gott weiß was alles Rücksicht nehmen müssen, bemühen wir uns, mit möglichst wenigen Drehtagen auszukommen. Im vorliegenden Fall waren es zwölf.

Am Ende wird aus den einzelnen Szenen der Film zusammengesetzt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis?

Der Film fängt mit einer langen nächtlichen Sequenz an, die Undine in ihrem Element, dem Wasser zeigt. Ein schweres Gewitter geht über dem Rhein nieder. Undine ist durch dieses Gewitter freilich nicht bedroht. Ich habe mich während des ganzen Schnitts gefragt, ob dem Zuschauer diese Sequenz zugemutet werden kann. Viele von uns sind an die Montageform moderner Hollywoodfilme gewöhnt, mit extrem kurzen Einstellungen bei hektischer Action im Bild. Unser Montage-Rhythmus ist prinzipiell anders. Im vorliegenden Fall geht es nicht nur um die Fremdartigkeit dieses Wasserwesens, sondern vor allem um die Andeutung einer "Gegenwelt" zu der des Menschen. An der Andeutung dieser Gegenwelt hat nicht zuletzt die Musik einen bedeutenden Anteil. Viele Regisseure haben betont, dass der Film am Schneidetisch entsteht. Das gilt auch für unseren Film. Ich glaube, die Begegnung zwischen Menschenwelt und der Welt der Wassergeister wird durch den eher gelassenen Montagerhythmus überzeugend gestaltet.

Steht schon das nächste Projekt in den Startlöchern?

Hm ... So viel steht fest: Es soll wieder etwas Zeitgenössisches werden. Sobald die Idee vorliegt, kann ich ans Drehbuch gehen. Das wird mit Sicherheit nicht vor Mai, Juni der Fall sein.

Herr Klingenfuss, vielen Dank für das Gespräch.

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