Das sind die aktuellen Verkehrsprobleme in der Region Wiesloch
CDU-Landtagskandidatin Christiane Staab: "Wir können davon ausgehen, dass der Verkehr nicht weniger wird" - Entlastung in Dielheim durch eigenen Autobahnanschluss?

Von Timo Teufert
Dielheim. Es scheppert gewaltig, wenn ein 40-Tonner durch die Dielheimer Hauptstraße rollt. Wie viel Schwerverkehr sich Tag für Tag durch den Ortskern wälzt, ist schwer zu sagen. Die letzte Verkehrszählung liegt schon Jahre zurück. Um den Ort von diesem Verkehr zu entlasten, gibt es schon seit langer Zeit Forderungen nach einem eigenen Autobahnanschluss. Außerdem hatte die Gemeinde einen gemeinsamen Antrag für eine Umgehungsstraße für Alt-Wiesloch gestellt. Doch während die Umfahrung für Alt-Wiesloch wieder in den Generalverkehrsplan aufgenommen wurde, gibt es für Dielheim noch keine Lösung. Über die Verkehrsprobleme der Region diskutierte CDU-Landtagskandidatin Christiane Staab nun vor Kurzem mit dem Landtagsabgeordneten Karl Klein und Parteifreunden aus Dielheim und Wiesloch.
> Ortsdurchfahrt Dielheim: Vor allem am frühen Morgen fahren zahlreiche Lastwagen durch Dielheim. "Wenn leere Transportlastwagen mit überhöhtem Tempo durch Dielheim donnern, scheppert es besonders doll", berichtete Klaus Eberle, CDU-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat. Es sei vor allem Verkehr aus Meckesheim in Richtung Anschlussstelle Wiesloch/Rauenberg, der Probleme bereite. Im Ort fehlten Querungen für Fußgänger: "Doch Land und Regierungspräsidium stellen sich hier quer", so Eberle. Ein Ärgernis seien auch die erlaubten Geschwindigkeiten: "Bei Tempo 30 haben wir einen Flickenteppich."
> Umgehungsstraße Alt-Wiesloch: "Bei der Fortschreibung des Generalverkehrsplans ist es uns gelungen, dass die Ortsumgehung Alt-Wiesloch wieder aufgenommen wurde", berichtete Klein. Die Umgehung werde von allen Neubaumaßnahmen mit Priorität 1 gesehen: "Weil Alt-Wiesloch diese hohe Verkehrsbelastung mit über 25.000 Fahrzeugen hat", so Klein. Und Staab ist überzeugt: "Gerade wird propagiert, statt eines Verbrenner-Autos ein E-Auto zu kaufen. Es wird aber nicht geschaut, Mobilität im Auto zu vermeiden. Deshalb können wir davon ausgehen, dass der Verkehr insgesamt in den nächsten Jahren nicht weniger wird." Er werde vielleicht emissionsfreier, er werde aber nicht abnehmen. "Das heißt, dass sich an den Fahrzeugbewegungen nichts ändern wird und deshalb ist es wichtig, dass wir über Umgehungsstraßenprojekte weiter sprechen. Diese Verkehre sind da und müssen aus den Städten herausgehalten werden", meinte Staab.
Klein kann sich vorstellen, dass in nächster Zeit – spätestens Mitte des Jahres – erste Gespräche zwischen der Stadt Wiesloch und dem Regierungspräsidium aufgenommen werden: "Damit die Planungen in Gang gesetzt werden können." Was die Varianten für eine mögliche Streckenführung betrifft, müsse man schauen, ob man auf bisherige Planungen zurückgreifen könne oder ob neue Varianten ins Spiel kämen, so Klein. Dabei spiele die Entlastung von Baiertal, Schatthausen, aber insbesondere auch Dielheim eine Rolle. "Zu hoffen ist, dass der Gemeinderat Wiesloch mitzieht und es für die Ortsumgehung eine Mehrheit im Gemeinderat gibt."
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Markus Grimm, stellvertretender Vorsitzender der CDU Wiesloch, verwies neben der hohen Verkehrsbelastung auch auf das Stadtentwicklungskonzept "Insek". Die dazugehörige Bürgerbefragung habe bei diesem Thema einen breiten bürgerschaftlichen Konsens für eine Entlastung gezeigt. "Die Planungsvariante, die die größte Entlastungswirkung bringt, sollte umgesetzt und forciert werden", so Grimm. "Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, die Straße wieder in den Generalverkehrsplan zu bringen. Nur allein mit einer Ortsumgehung kann tatsächlich auch eine Verkehrsentlastung erreicht werden", ist Klein überzeugt.
> Autobahnanschluss Dielheim: "Persönlich kann ich mir in Dielheim eine sehr hohe Verkehrsentlastung vorstellen, wenn wir dort von Meckesheim kommend einen Autobahnanschluss hätten", erklärte Klein. Heute sei die Situation auf der Autobahn eine ganz andere als zu Zeiten der bisherigen Diskussion. Im Zuge der Diskussion für eine Variante der Umgehung von Alt-Wiesloch sollte laut Klein der Autobahnanschluss mit untersucht werden, "damit man aufgrund neuster Zahlen und neuster Entwicklungen zu belastbaren Aussagen kommt". Ein zusätzlicher Anschluss könnte seiner Meinung nach auch das Autobahnkreuz Walldorf entlasten. "Damit der regionale Verkehr nicht über das Kreuz fährt", so Klein.
Es lohne sich, das ebenfalls zu untersuchen. Weniger zuversichtlich ist dagegen Staab, hat sie doch in Walldorf eine ähnliche Diskussion geführt: "Eine zusätzliche Ausfahrt am Leonardo-Hotel hätten wir dringend gebraucht. Aber die klare Aussage von Land und Bund ist: Die Autobahn bedient nicht das nachgeordnete Netz und sie ist auch nicht dafür da, dieses nachgeordnete Netz zu entlasten", berichtete Staab.
> Ausbau L723: "Die L723 ist ein großes Nadelöhr – jeden Morgen und jeden Abend", so Staab. Man diskutiere deshalb schon seit etwa 15 Jahren den vierspurigen Ausbau zwischen A5 und A6. "Wir brauchen diese Verbindung, weil diese Achse in unserer Region der Hauptverkehrsträger ist", berichtete Karl Klein. Die Straße sei zwar aktuell weniger stark belastet, "aber nach Corona wird es sich schnell wieder ändern". Man habe den Mobilitätspakt Wiesloch/Walldorf auch geschlossen, damit es mit dem Ausbau dieser Straße vorangehe, so Staab.
"Im Herbst 2020 haben wir aber einen Brief vom Regierungspräsidium bekommen, der sehr ernüchternd war: Der Ausbau soll nicht vor 2029 abgeschlossen sein", erklärte Staab. Das müsse man zur Kenntnis nehmen, doch es sei ärgerlich, wenn man nach 15 Jahren Diskussion jetzt noch einmal zehn Jahre warten müsse. "Ich habe das Gefühl, man will die Straße nicht und man forciert den Ausbau auch nicht", sagte Staab. Die Straße müsse ja "nur" rechts und links erweitert werden. "Das kann nicht so lange dauern", ist die Kandidatin überzeugt.
Zu den Verzögerungen im Kreuzungsbereich zwischen B3 und L723 könne sie nichts sagen: "Das muss der Wieslocher Gemeinderat beantworten. Für uns ist das eine Blackbox, wir bekommen da auch relativ wenig mit", so Staab. Es handle sich um ein Bebauungsplanverfahren, das die Stadt Wiesloch vorantreiben müsse. "Wenn das nicht betrieben wird – aus welchen Gründen auch immer – dann wird es an dieser Stelle nicht weiter vorwärtsgehen mit dem ampelfreien Ausbau", schilderte Staab.
> Mobilitätspakt Wiesloch/Walldorf: "Unser Ziel ist, zu schauen, wie moderne Mobilität aussehen kann und wo wir Lücken schließen können", berichtete Staab. Beim Mobilitätspakt machen nicht nur die Städte mit: "Es sind alle dabei, die Verkehrsaufkommen durch ihre Arbeitnehmer produzieren oder die Verkehre transportieren." Erste Ergebnisse seien die Prüfung einer Buslinie von Walldorf über Nußloch nach Leimen. "Die wird auch kommen", so Staab. Im Gespräch sind außerdem Schnell- und Regiobusse. "Die Regiobusse sollen S-Bahn-Haltepunkte miteinander verknüpfen, die über die Schiene nicht direkt zu erreichen sind", erläuterte StaabL. Neben der Linie Walldorf – Sinsheim würden weitere Linien geprüft: etwa nach Speyer oder Schwetzingen.