Im Rahmen des "Tags der offenen Moschee" kamen die Besucher in Walldorf mit ihren muslimischen Gastgebern ins Gespräch, insbesondere über den Begriff der Heimat. Foto: Dorn
Walldorf. (agdo) Es gab Lahmacun (türkische Pizza), Mercimek Köfte (Linsenlaibchen), Kisir (Bulgurweizen-Salat), Kartoffelsalat und noch viele andere türkische und deutsche Spezialitäten. Dazu trank man türkischen Mokka, traditionell auf einem erhitzten Sandbett zubereitet, Kaffee oder Tee. So sorgte schon das Büfett für eine gelöste Stimmung und Anknüpfungspunkte für Gespräche.
Der Ortsverein Mevlana-Moschee der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüs (IGMG) hatte zusammen mit den Nachbar-Moscheegemeinden der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) in Wiesloch und Walldorf zum "Tag der offenen Moschee" eingeladen, das Motto lautete "Menschen machen Heimat/en". Den Tag der offenen Moschee gibt es seit 1997 deutschlandweit, erstmals schlossen sich jetzt die drei Gemeinden hierfür zusammen.
Die Besucher bekamen interessante Einblicke ins Gemeindeleben und die verschiedenen Abläufe und Gebete am Beispiel der Walldorfer Mevlana-Moschee. Sie wurde 2005 errichtet, zuvor hatte die IGMG - mit inzwischen 378 Mitgliedern, die aus der ganzen Region stammen - einen Gebetsraum im Walldorfer Industriegebiet. Es gab Führungen durch die Moschee, in der es Räume für islamischen Unterricht und sogar einen Laden mit türkischen Spezialitäten gibt. Zudem gibt ein gemütlich eingerichtetes Zimmer für Mädchen und Frauen, für Begegnung und Austausch.
Nicht-Muslime kamen ins Gespräch mit Muslimen über Religion, Leben und Heimat. Eins wurde dabei schnell deutlich: Gleichgültig, welcher Religion man zugehört, die Menschen teilen ähnliche Empfindungen, Sorgen oder Freuden. Nachdem Ismet Ileri, Vorsitzender der Mevlana-Moschee, die Gäste begrüßt hatte, konnte man die Gebete mitverfolgen. Muslimische Frauen und Männer beteten in separaten Räumen, die weiblichen Besucher aber waren in beiden willkommen. Nach einer Rezitation aus dem Koran, die von Davut Küskü, Imam der Wieslocher DITIB-Moschee gehalten wurde, gab es allgemeine Erklärungen zu Architektur und Gestaltung von Moscheen, gerade auch zur Qibla, der Gebetsrichtung zur Kaaba in Mekka, dem höchsten Heiligtum des Islam.
Danach hielt Akif Ünal, Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Landesverbands der Muslime, einen Vortrag über "Heimat". Für viele Migranten sind Herkunftsort und Heimat nicht identisch, wie Ünal erklärte. Aufgrund besserer Lebensqualität oder beruflicher Chancen zieht es ausländische Bürger nach Deutschland oder in andere europäische Länder. Oder sie werden gezielt angeworben: Die Eltern vieler türkischstämmiger Mitbürger kamen als sogenannte Gastarbeiter nach Deutschland, weil man sie damals aufgrund von Fachkräftemangel benötigte. Und auch heute sieht es nicht viel anders aus, in vielen Bereichen sucht man händeringend nach Fachkräften. Im Koran steht Akif Ünal zufolge übrigens, dass Gläubige überall zu Hause sind, wo sie ihren Glauben frei ausleben dürfen. Die Muslime wünschen sich seinen Worten nach ein gemeinsames Miteinander, ohne ihre Werte zu verlieren.
Unter den Besuchern war auch eine junge Deutschstämmige, die im Alter von 24 Jahren zum Koran konvertiert ist. Der islamische Glaube gebe ihr sehr viel, erzählte sie. Am Koran habe sie vor allem dessen innere Schlüssigkeit überzeugt. So klang der Tag bei angeregten Gesprächen aus.