Sozialticket wird es auch in Zukunft ohne Vorkasse geben
Die Gemeinde geht einen Vertrag mit der BRN um drei Jahre ein. Berechtigte sind Menschen, die Grundsicherung oder Wohngeld erhalten oder Bezieher von Asylbewerberleistungen.
Von Sophia Stoye
St. Leon-Rot. Mobilität ist inzwischen unumgänglich, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Damit auch Menschen mit einem geringfügigen Einkommen die Möglichkeit haben, mobil zu sein, bietet die Gemeinde St. Leon-Rot bereits seit vier Jahren das "Sozialticket" an, eine vergünstigtes Rhein-Neckar-Ticket. Nun soll es das Angebot weitere drei Jahre geben. Einstimmig beschloss der Gemeinderat, einen entsprechenden Vertrag mit der Busverkehr Rhein-Neckar GmbH (BRN) zu verlängern.
Berechtigte sind Menschen, die Grundsicherung oder Wohngeld erhalten oder Bezieher von Asylbewerberleistungen mit "guter Bleibeperspektive", heißt es in der Beschlussvorlage. Außerdem müssen sie zwischen 18 und 59 Jahre alt sein und dürfen keinen anderen Anspruch auf andere ermäßigte Fahrkarten haben, wie beispielsweise die Karte ab 60.
Wie Hauptamtsleiterin Anette Reich erklärte, kostete das Rhein-Neckar-Ticket bei Vertragsabschluss monatlich 83,20 Euro. Mit der BRN wurde damals vereinbart, dass die Gemeinde einen Anteil in Höhe von 39,60 Euro übernimmt. Den Rest müssen die Ticketbezieher selbst bezahlen.
Inzwischen ist allerdings der Preis des Tickets auf knapp 90 Euro gestiegen, die Gemeinde zahlt nun zwei Euro mehr für den Zuschuss. Aber auch diese Summe steigt nun auf knapp 50 Euro an.
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Denn einstimmig entschied der Gemeinderat auch, den Zuschuss St. Leon-Rots an den Hartz IV-Regelsatz anzupassen. Bei den derzeit 25 Nutzerinnen und Nutzern des Sozialtickets bedeutet die Anpassung für die Gemeinde laut Hauptamtsleiterin Reich Mehrkosten von rund 1300 Euro pro Jahr, insgesamt beliefe sich der Jahreszuschuss dann auf etwa 13.000 Euro. "Dafür sind im diesjährigen Haushalt ausreichend Mittel eingeplant", so Reich.
Insgesamt wurden bisher 72 Sozialtickets beantragt, etwa drei Viertel haben es aber wieder gekündigt, "teils weil es nicht mehr benötigt wird, teils weil sie den Eigenanteil nicht mehr bezahlen konnten oder die Voraussetzungen nicht mehr erfüllt sind", so steht es in der Beschlussvorlage.
Nicht nur in St. Leon-Rot war das Sozialticket Thema im Gemeinderat: In Walldorf sorgte eine Forderung der Südwestdeutschen Landesverkehrs-AG (SWEG) für Empörung. Denn das Verkehrsunternehmen verlangte in der Astorstadt aus Sorge vor Einnahmeausfällen Vorkasse. Die Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer des Sozialtickets ist in Walldorf ähnlich wie in St. Leon-Rot.
"Die BRN ist bisher nicht auf uns zugekommen", berichtet die Hauptamtsleiterin auf RNZ-Anfrage. Auch nicht die SWEG, da die Gemeinde keinen entsprechenden Vertrag mit dem Verkehrsunternehmen hat. In St. Leon-Rot müssten die Ticketinhaberinnen und -inhaber somit nicht in Vorkasse gehen. Reich erklärte: "Die Nutzerinnen und Nutzer zahlen ihren reduzierten Beitrag an die SWEG und die stellt den Restbetrag der Gemeinde dann in Rechnung."