Von Hans-Dieter Siegfried
Rund um Wiesloch. Meldungen über Wasserknappheit und damit verbundene Appelle, das wertvolle Nass einzusparen, schreckten in den zurückliegenden Tagen so manche Menschen auf. In der Region betroffen: Dielheims Ortsteile. Die Gemeinde bat darum, den Wasserverbrauch aufs Notwendigste zu senken, solange die umfassenden Arbeiten an der Wasserversorgung für alle Ortsteile laufen. Bis in Kürze der zweite Bauabschnitt zum Anschluss des Hochbehälters an den Dielheimer Tiefbrunnen abgeschlossen ist, erfolgt die Versorgung laut Gemeinde ausschließlich über das Wasser aus der Bodensee-Region. Und die gerät gerade an ihre Grenzen: wegen der Hitze, der Gartenbewässerung und weil es immer mehr private Pools gibt.
Noch immer gilt in Dielheim, sparsam mit der wertvollen Ressource umzugehen, doch die Maßnahmen zeigen laut Gemeinde inzwischen Wirkung: Der Hochbehälter füllt sich langsam wieder. In Dielheim selbst war die Lage nicht kritisch: "Wir haben uns in den Ortsteilen an der Kapazitätsgrenze bewegt", so Bürgermeister Thomas Glasbrenner im Gespräch mit der RNZ. Ende der Vorwoche habe man einen Krisenstab gegründet und mit Hilfe der Feuerwehr – per Lautsprecher und Infobrief – in den Ortsteilen über die Situation informiert.
"Viele Leute sind nicht in den Urlaub gefahren und suchen so Abkühlung im eigenen Pool oder sie sind im Garten aktiv und bewässern dort ihr Grün", berichtete Glasbrenner. Dies habe man eindämmen müssen, daher der eindringliche Appell. "Und es hat bereits gefruchtet, der Pegel ist wieder angestiegen", bedankte sich der Bürgermeister bei der einsichtigen Bürgerschaft. "Wir wollten auf jeden Fall verhindern, dass es zu kurzzeitigen Abschaltungen bei der Wasserversorgung kommt." Wie Glasbrenner ausführte, hoffe man, die Arbeiten an der Wasserversorgung bis spätestens Mitte September abschließen zu können. "Es geht ja nicht nur um die eigentliche Baumaßnahme, sondern dann müssen wir das gesamte Leitungsnetz mit einer Druckspülung prüfen", so Glasbrenner.
In Dielheim müssen die Bürger sparsam mit dem Wasser sein, bis die Modernisierung der Wasserversorgung abgeschlossen ist. Ansonsten gibt es in der Region keine Probleme, auch, weil in den letzten Jahren zahlreiche Brunnen gebohrt wurden. Foto: Wasserversorgung HardtgruppeDurchweg beruhigende Rückmeldungen kamen hingegen von den Zweckverbänden, die die Region um Wiesloch und Walldorf mit Wasser versorgen. So sieht Rüdiger Kleemann, Leiter der Stadtwerke Wiesloch, die Situation entspannt. "Wir beziehen unser Wasser ausschließlich aus dem Oberrheingraben und da haben wir derzeit und auch in naher Zukunft keine Probleme", berichtete er. Wenig überraschend habe man in zurückliegenden Tagen einen spürbaren Anstieg beim Verbrauch festgestellt, doch der bereitet den Verantwortlichen kein Kopfzerbrechen. Für Wiesloch und die Stadtteile stehen insgesamt sechs Brunnen zur Verfügung. Gebohrt wurde in eine Tiefe von bis zu 100 Metern – was heutzutage nicht mehr so einfach möglich ist. Und was dabei gefördert wird, ist Kleemann zufolge von "sehr hoher Qualität" und sehr alt: "So zwischen hundert und einigen tausend Jahren", schätzte der Stadtwerke-Chef.
Im Oberrheingraben ist mit einem Volumen von geschätzten 45 Milliarden Kubikmetern einer der bedeutendsten Grundwasserleiter Mitteleuropas. Sein Wasserspiegel ist meist bereits wenige Meter unter der Erdoberfläche zu finden. Er erstreckt sich von Süden, ab der deutsch-schweizerischen Grenze unterhalb von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen bis nach Mainz. Ausläufer befinden sich zudem unterhalb Frankreichs, östlich der Vogesen.
Ähnlich positiv äußerte sich der Geschäftsführer der Hardtgruppe, Bruno Sauerzapf. Von diesem Zweckverband werden Walldorf, Sandhausen und Leimen beliefert. "Wir haben derzeit keine Probleme mit der Versorgungssicherheit. Der Grundwasserspiegel sinkt erfreulicherweise nicht ab und uns stehen insgesamt neun Brunnen, aus denen wir Wasser bester Qualität gewinnen, zur Verfügung." Dennoch wird bereits vorgesorgt: Aufbereitungsanlagen wurden überarbeitet, die Hochbehälter auf Vordermann gebracht und auch Notstromaggregate eingerichtet. Auch das von der Hardtgruppe verteilte Wasser ist im wahrsten Sinne des Wortes "steinalt". Wie Sauerzapf erläuterte, könne das Wasser noch aus der Steinzeit im Boden liegen: "Das hat aber keinerlei Auswirkungen auf die Qualität, im Gegenteil, bei ständig durchgeführten Untersuchungen waren die ermittelten Werte stets sehr gut".
In St. Leon-Rot hatte sich der Gemeinderat besorgt gezeigt und eine entsprechende Anfrage an die Verwaltung gerichtet. "Wir sind derzeit bezüglich der Wasserversorgung in einer komfortablen Lage, es ist genügend vorhanden", so Simone Heger, die stellvertretende Leiterin des Eigenbetriebs Wasserversorgung. Beliefert werden zudem die Gemeinden Malsch, Mühlhausen und Rauenberg. Auch hier richtet man sich auf weitere, heiße Sommer ein. Wassermeister Jürgen Dieckmann berichtete über den derzeit im Bau befindlichen neuen Brunnen, der im kommenden Jahr in Betrieb gehen soll. Gebohrt wird in eine Tiefe bis zu 40 Metern. "Mehr geht nicht, denn das wird vom Land festgelegt. Wiesloch hat da noch ältere Verträge, die dürfen tiefer in die Erde." Außerdem wird der bestehende Hochbehälter am Letzenberg ausgebaut, im Volumen verdoppelt.
"Wir haben uns längst auf Spitzenwerte beim Verbrauch eingerichtet, liegen in diesem Jahr jedoch noch unter den sehr hohen Zahlen aus 2018", sagte Dieckmann. Dennoch, und da sind sich die Verantwortlichen einig, sollten alle in diesen Tagen auf den eigenen Wasserverbrauch achten.