Wenn ein Sattelzug durch die Rotenberger Straße fährt, geht nichts mehr. Foto: privat
Von Sabine Hebbelmann
Rauenberg. Jürgen Gerold und Karin Teuschel wohnen in Rauenberg, genauer gesagt in der Rotenberger Straße, die zusammen mit der Wieslocher Straße die ehemalige B39 bildet. Gäbe es nicht die "neue" B 39, die als Umgehungsstraße an Rauenberg vorbeiführt, wären sie wohl nicht auf die Idee gekommen, dorthin zu ziehen. Umso mehr stört sie der Verkehr vor ihrer Haustür. Rund 3200 Kraftfahrzeuge, drunter auch Lastwagen, führen täglich durch die enge Straße, berichten sie.
"Nach meiner Meinung ist die Ortsdurchfahrt durch Rauenberg und Rotenberg nicht wirklich nötig, da es eine gut ausgebaute Umgehungsstraße mit drei Abfahrtsspangen gibt", stellt Jürgen Gerold im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung fest. Der Anwohner beklagt, dass auf der Rotenberger Straße nicht nur unnötig, sondern auch zu schnell gefahren werde und die Einhaltung des Tempolimits von 30 Kilometern pro Stunde nicht ausreichend kontrolliert werde. "Die Blitzfahrzeuge des Rhein-Neckar-Kreises sind sehr auffällig und nur einmal im Monat für eine halbe Stunde im Einsatz", erzählt er.
Über den vielen Durchfahrtsverkehr ärgern sich Jürgen Gerold und Karin Teuschel. Sie machen dafür auch die fehlenden Hinweise auf den Schildern auf der B 39 verantwortlich. Foto: HebbelmannSeit zehn Jahren liegt er mit dem Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis im Clinch. Damals wurde für die Neugestaltung des Rathausvorplatzes die Durchfahrt für ein Jahr gesperrt. "Mit der Wiedereröffnung im Jahr 2010 hatte das Landratsamt das Durchfahrtsverbot für Lastwagen still und leise aufgehoben", ärgert sich der Anwohner und schickt hinterher: "In umliegenden Gemeinden wie Mühlhausen und Malsch gibt es das Lkw-Verbot, dabei existieren dort nicht so enge Durchfahrten wie in Rauenberg."
"Die Ungleichbehandlung kann uns keiner plausibel erklären", sagt Gerold und verweist auf eine weitere: Man habe zwar für viel Geld eine neue Abfahrt von der B39 gebaut, dabei aber offensichtlich an einer sinnvollen und klaren Wegweisung wie im drei Kilometer entfernten Mühlhausen gespart. Fährt man von Wiesloch über die Umgehungsstraße, findet man an der Autobahnbrücke einen Vorwegweiser mit "Rauenberg" und gleich danach einen Wegweiser, der vor der Abbiegespur auf die erste Ausfahrt hinweist. Geradeaus geht es laut Schild in "alle Richtungen" sowie nach Rotenberg und Malschenberg. An der nächsten Ausfahrt, die auf dem direktesten Weg in die Ortsmitte führt, fehlt der Hinweis "Rauenberg", stattdessen sind die B 3, Malschenberg und das Gewerbegebiet Malsch als Ziele angegeben. Nur wer bereits richtig abgebogen ist, bekommt am Kreisverkehr die Bestätigung, dass es dort auch nach Rauenberg geht. Jürgen Gerold ist überzeugt: Mit einer Beschilderung der insgesamt drei Abfahrten mit Rauenberg-Nord, -Mitte und -Süd wäre die Sache für die Verkehrsteilnehmer klar und unnötiger Suchverkehr durch den Ort könnte vermieden werden.
Der zuständige Dezernent im Landratsamt Rhein-Neckar, Stefan Hildebrandt, sieht hingegen keinen Handlungsbedarf: "Eine Verbesserung der Wegweisung ist aus Sicht der Verkehrskommission und auch der Fachaufsichtsbehörde nicht erforderlich", erklärt er auf Anfrage. Die rechtlichen Vorgaben seien eingehalten und alle Vorwegweiser eindeutig, schlüssig und leicht begreiflich. Die einzelnen Abfahrten (Rauenberg-Süd, -Mitte, -Nord) in den Wegweisern zu bezeichnen, wäre schon wegen der bereits vorhandenen Anzahl der Ziele nicht möglich.
Sie machen dafür auch die fehlenden Hinweise auf den Schildern auf der B 39 verantwortlich. Foto: HebbelmannAuch die Forderung nach einem Lkw-Durchfahrtverbot weist Hildebrandt zurück. "Für ein Verkehrsverbot für den Schwerverkehr liegen die rechtlichen Voraussetzungen nach der Straßenverkehrsordnung nicht vor. Die Unfallzahlen sind unauffällig, die Belastung durch Schwerverkehr gering." Zudem sei kaum nachvollziehbar, warum ein Lastwagen eine gut ausgebaute Bundesstraße verlassen sollte, um durch eine enge Ortsdurchfahrt zu fahren, wenn sich dort nicht sein Zielort befindet. Überprüfungen in der Vergangenheit hätten immer wieder ergeben, dass die Rotenberger Straße nur eine relativ geringe Verkehrsbelastung aufweise, führt Hildebrandt in seiner schriftlichen Antwort an und beschreibt die Situation in der engen Straße: Die Straßenbreite beträgt mit Gehweg zwischen sechs und acht Metern, so Hildebrandt. Die Gehwege sind niveaugleich mit der Fahrbahn ausgebaut und werden bei gegenläufigem Verkehr als Ausweichfläche genutzt.
Gerold beschwert sich hingegen, dass auf der Rotenberger Straße nicht nur unnötig, sondern auch zu schnell gefahren und die Einhaltung des Tempolimits nicht ausreichend kontrolliert werde. Eine Ortsdurchfahrt brauche es in Rauenberg nicht mehr, stattdessen sollten Ortsein- und -ausfahrten genutzt werden, fordert er und regt an, ein Gesamtverkehrskonzept zu erarbeiten, mit dem Ziel, den Verkehr aus den Ortschaften heraus zu halten. Davon würden dann alle Bürger und Anwohner der alten B 39 profitieren.
Zur Verkehrsberuhigung hat der Landschaftsarchitekt auch schon einen weitreichenden Vorschlag: "Es ist sehr einfach, die alte Trasse zwischen Rotenberg und Mühlhausen zu unterbrechen und ein Stück versiegelte Fläche der Natur zurückzugeben." Dies wäre sogar eine ökologisch wertvolle Maßnahme, merkt er an und ergänzt: "Alternativ besteht auch die Möglichkeit, diesen Streckenabschnitt soweit zurückzubauen, dass nur noch der Busverkehr durch zum Beispiel versenkbare Poller passieren kann." Eine weitere Unterbrechung mit versenkbaren Pollern könnte er sich beim Rathaus vorstellen.