Stehen im Januar wieder auf der Bühne: die Rotenberger "Schlossgeister", die inzwischen einen eigenständigen Verein bilden. Foto: Pfeifer
Rauenberg-Rotenberg. (BeSt) Seit Ende Mai ist der Stadtteil Rotenberg um einen Verein reicher. Hervorgagengen ist die 13 Mitglieder zählende Gemeinschaft aus der Laienspielschar des MGV Frohsinn. Das Laienspiel kann in Rotenberg auf eine fast 70-jährige Geschichte zurückblicken. Erstmals kam 1949 unter der Regie von Eugen Vierneisel ein Kriegsheimkehrer-Drama zur Aufführung. Ihm folgte in der Regie für wenige Jahre Walfried Greulich, bevor Karl Stangl mit seiner Regiearbeit fast zwei Jahrzehnte die Rotenberger Spielschar prägte. Danach nahm zunächst Rainer Stricker die Verantwortung für das Schauspiel wahr, bevor um die Jahrtausendwende das Schauspiel drei Jahre ruhte, um dann unter der Regie von Roland Kretz 2003 jährlich aktiviert zu werden.
Im Januar 2005 entstand aufgrund der schockierenden Bilder der Tsunami-Flutkatastrophe am Indischen Ozean die Hilfsinitiative "Rotenberger Yatimhaus", zu deren Gunsten das Theaterstück jährlich ein zweites Mal am Sonntagmittag aufgeführt wird. Seit dem Stück "Scheidung auf dem Bauernhof" im Januar 2011 führt Claus Uhrig Regie, woraufhin 2012 eine dritte Vorstellung als Theaterabend am Freitagabend eingeführt wurde. Wie schon im Januar 2017 wird die Rotenberger Laienspielschar auch 2018 in einer vierten Aufführung zu sehen sein, wenn sie in der Rauenberger Kulturhalle im Rahmen der Winterfeier des MGV "Sängerbundes" spielt.
Claus Uhrig agiert nun auch als Vereinsvorsitzender, zur Schriftführerin wurde Katrin Wagner berufen. Im RNZ-Gespräch am Rande einer Theaterprobe sahen die beiden die Theatervereinsgründung im Mai 2017 als logische Folge der positiven Entwicklung und Professionalisierung der Laienspielschar während der letzten Jahre. Hierzu gehört die Einführung der Licht- und Tontechnik, die völlig neue Möglichkeiten wie die Pausenintros eröffnete, aber auch zunehmend aufwendigere Bühnenbilder sind inzwischen ein Markenzeichen geworden. Hierzu bedarf es großer Eigeninitiative der Beteiligten, die nahezu ausschließlich von den Schauspielern selbst kommt.
Bei diesen vollzog sich in den letzten Jahren ein Generationswechsel, so Katrin Wagner, wobei Laienschauspieler aus Rotenberg, aber auch aus umliegenden Orten aktiviert werden konnten. Aus diesem Grund ist Claus Uhrig inzwischen der Einzige, der sowohl der Spielschar als auch dem Männergesangverein angehört. "Die tiefe Verbundenheit zum Frohsinn ist fester Bestandteil unserer Schauspielgruppe und wird auch anhalten, aber der Wunsch nach Selbst- und Eigenständigkeit sowie klaren Vereinsstrukturen, die versicherungsrechtlich die Mitglieder schützen, ist immer größer geworden", so Uhrig. Zudem kann der neu gegründete Verein auch als Veranstalter des Theaterabends im Bürgerhaus öffentlich auftreten.
Um die Zukunft ist den Verantwortlichen nicht bange, daher möchten sich die "Schlossgeister" künftig auf vielfältige Weise öffnen. So sollen fördernde Mitglieder dem Verein beitreten können. Als weitere Perspektive möchte Regisseur Claus Uhrig mehr Kinder- und Jugendliche aktiv in das Schauspiel einbinden, um so auch gezielt Nachwuchs zu fördern. "Mein Traum wäre, selbstständig ein maßgeschneidertes Stück für unsere Gruppe zu schreiben", verrät er. Hinzu sollen engere Theaterkooperationen mit anderen Schauspielergruppen, wie dem Steinbruchtheater Nußloch, ausgebaut werden.
Zum anderen möchte sich der neue Verein aktiv in das kulturelle Leben Rotenbergs einbringen: sei es bei Veranstaltungen, die von den bisher aktiven örtlichen Vereinen gestemmt werden, oder mit neuen kulturellen Akzenten, wie ein mögliches Rotenberger Sommer-Open-Air. Auch an der Kooperation mit dem Rauenberger Sängerbund möchten die "Schlossgeister" festhalten.
Katrin Wagner sieht den noch jungen Verein gerade in seinem Kerngeschäft, dem Schauspiel, breit aufgestellt: Waren es in den Nachkriegsjahren zunächst Nachkriegsdramen und später Lustspiele, so gehören heute neben Krimikomödien auch Psychodramen und Krankenhausgeschichten zum Repertoire, so Wagner.
Unter dem neuen Vereinsstern haben die Aktiven bereits die Proben zum aktuellen Theaterstück auf den Rotenberger Brettern aufgenommen. Im Januar werden die interessierten Zuschauer das Stück "Volle Lotte" zu sehen bekommen. Worin ein von seiner Ehefrau verlassener Mann, der zugleich von einem Finanzberater hinters Licht geführt wurde, einen Mörder für sich selbst engagiert. Das kann natürlich nur schiefgehen. Zudem werden in dem Schauspiel erstmals die Zuschauer aktiviert, diese können in ausgewählten Szenen aktiv am Schauspiel teilnehmen, was eine Premiere für die Rotenberger Theatergruppe sein wird.
Info: Aufführungstermine für "Volle Lotte" sind: Samstag, 13. Januar, 19 Uhr, Bürgerhaus Rotenberg, im Rahmen der Winterfeier des MGV "Frohsinn"; Sonntag, 14. Januar, 15.30 Uhr, Bürgerhaus Rotenberg, im Rahmen der Yatimhaus-Benefizveranstaltung; Freitag, 19. Januar, 20 Uhr, Bürgerhaus Rotenberg, im Rahmen des Theaterabends; Samstag, 20. Januar, 19 Uhr, Kulturhalle Rauenberg, im Rahmen der Winterfeier des MGV Sängerbund.