Soeben hat die Musikschule Horrenberg-Dielheim ihr Domizil im Edith-Stein-Haus der Pfarrgemeinde Dielheim bezogen. Am Sonntag, 19. April, ist Tag der offenen Tür. Fotos: Pfeifer
Dielheim. (rö) Der Gemeinderat hatte bereits im April eine Aufstockung des jährlichen Zuschusses an die Musikschule Horrenberg-Dielheim um 10.000 auf 65.000 Euro beschlossen. Jetzt wurde dieser Zuschuss um noch einmal 10.000 Euro erhöht. Das geschah bei zwei Enthaltungen von Ute Sendner und Michael Goliath (Bürgerinnen). Die Musikschule hatte sich einen noch höheren Zuschuss gewünscht: Geschäftsführer Hansjörg Widmer präsentierte eine Rechnung, nach der man für die Fortführung des Betriebs jährlich rund 100.000 Euro aus der Gemeindekasse benötigt. Darüber will der Gemeinderat auf seiner Klausur im Januar entscheiden.
Widmer machte deutlich, dass die Musikschule "eine kommunale Aufgabe" erfülle, mehr als ein Drittel der Arbeit werde mit Sprachförderung und musikalischer Früherziehung in den Kindergärten geleistet. 2016 hat man an Unterrichtsgebühren knapp über 220.000 Euro eingenommen, an Zuschüssen gab es von der Gemeinde 55.000, vom Land 24.000 und vom Kreis 7000 Euro. Dem standen laut Widmer allein pädagogische Kosten von 286.000 Euro gegenüber. Im Landesdurchschnitt beteiligten sich die Kommunen mit 38 Prozent an diesen Kosten, in Dielheim seien es lediglich 19 Prozent.
Hansjörg Widmer verwies auf die Arbeitsfelder der Musikschule: Dazu gehörten neben dem eigentlichen Unterricht die musikalische Früherziehung, die offene Jugend- und Kulturarbeit, die Arbeit "mit bedürftigen Menschen", beispielsweise im inklusiven Bandprojekt mit der Lebenshilfe Wiesloch, die Seniorenarbeit, das Angebot für türkische Mitbürger und die Arbeit mit Flüchtlingen. Er sei sich sicher, dass es in weitem Umkreis keine Musikschule gebe, die "mit so geringen Mitteln ein so breites Angebot" mache. Nachdem es von 2013 bis 2015 zu einem Defizit von 20.000 Euro gekommen sei, für die man die Rücklagen aufgebraucht habe, wurde diese Entwicklung ab 2016 gestoppt - vor allem auf Kosten der Lehrkräfte, die seither keine Fahrtkostenunterstützung mehr erhalten, teils aber auch durch Anpassung der Unterrichtsgebühren.
"Wir können so nicht mehr weitermachen", sagte Widmer. Die Musikschule benötigt nach seinen Worten jährlich 15.000 Euro zur Wiedereinführung der Fahrtkostenunterstützung, 10.000 Euro für die Deckung der steigenden pädagogischen Kosten, da verschiedene Verträge umgestellt werden müssen, um nicht gegen das Scheinselbstständigkeitsgesetz zu verstoßen, sowie 15.000 Euro zur Aufrechterhaltung der Geschwister- und Mehrfachbelegungsrabatte. Die Alternative sei eine Reduzierung der Aktivitäten auf den reinen Unterricht, ohne Beiträge zum kulturellen und sozialen Leben der Gemeinde.
Während sich der Musikschul-Geschäftsführer wunderte, dass es trotz der vorgelegten Zahlen in der Verwaltungsvorlage zur Sitzung nur um eine Erhöhung des Zuschusses um 10.000 Euro ging, sagte Bürgermeister Thomas Glasbrenner, es sei "zu viel unklar" und "schwer nachvollziehbar". Klaus Eberle konnte für die CDU dem Verwaltungsvorschlag zustimmen, alles Weitere komme für ihn "überraschend". Darüber müsse man intern reden, in der Klausursitzung des Gemeinderats oder im Verwaltungsausschuss. Ähnlich sah es Markus Wodopia (SPD), der die "hervorragende Arbeit" der Musikschule lobte.
Christoph Udluft (CDU) wollte für die weiteren Diskussionen "die letzte Bilanz" der Musikschule sehen, Gustav Trump (CDU) forderte die Verwaltung auf, dem Gemeinderat alle Zahlen vorzulegen. Michael Goliath (Bürgerinnen) verlangte darüber hinaus eine Auflistung über Veranstaltungen der Musikschule wie Matineen, Tag der offenen Tür oder das Frankreich-Projekt. Dort vermute er "große Teile der Verluste", so Goliath.