Wichtige Sanierungsarbeiten und Erweiterungsbauten stehen an der Tairnbacher Grundschule (unser Bild) und der Kraichgauschule Mühlhausen an, im Gemeinderat wurde jetzt ein Kostenrahmen von 13 Millionen Euro vorgelegt. Foto: Pfeifer
Mühlhausen/Tairnbach. (seb) "Das wird uns belasten und unseren finanziellen Handlungsspielraum sehr stark einschränken", sagte Bürgermeister Jens Spanberger in der jüngsten Gemeinderatssitzung. 4,72 Millionen Euro für die Grundschule Tairnbach, 2,5 Millionen für die Generalsanierung der Mühlhausener Grundschule und 5,64 Millionen Euro für die Erweiterung der Gemeinschaftsschule Mühlhausen: Dieser Kostenrahmen wurde in den Raum gestellt. Fast 13 Millionen Euro insgesamt, laut Spanberger müsste die Gemeinde nach Zuschüssen immer noch rund neun Millionen selbst schultern. Jetzt will man – vor allem gestützt auf die Arbeit der eigens eingerichteten Schulbaukommission – Prioritäten setzen, Einsparmöglichkeiten suchen und die Zeitpläne optimieren.
Spanberger erinnerte daran, dass man die Tairnbacher Kernzeitbetreuung bereits in Container habe auslagern müssen, noch in diesem Jahr, zum Beginn des neuen Schuljahrs, benötige man Module für zwei zusätzliche Räume. Bisher seien es 40 Schüler, auf absehbare Zeit rechne man aber mit 60, damit werde die Schule "stabil einzügig", statt "Kombi-Klassen" zu unterrichten, also erste und zweite sowie dritte und vierte Klasse gemeinsam.
Zusätzlich zu erforderlichen Sanierungsarbeiten habe das Regierungspräsidium "einen Raumbedarf von weiteren 114 bis 184 Quadratmetern" festgestellt. Platzbedarf gebe es zudem für Kernzeit- und erweiterte Nachmittagsbetreuung, schließlich müsse man mit einem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetrieb rechnen. Der Bürgermeister gab zu bedenken, dass die Entscheidung entweder für kompletten Neubau oder für Sanierung und Erweiterung im Bestand noch nicht gefallen sei. "Die Lage ist kritisch", bekräftigte Schulleiterin Aline Busch: "Wir haben ein akutes Platzproblem, alle Räume sind doppelt und dreifach belegt." Spanberger sprach von einem städtebaulichen Wettbewerb, mit dem man die beste Lösung dieses Jahr noch suchen wolle, bis Oktober wolle man die Förderanträge stellen, nach den Planungen 2021 könnte 2022/23 die Bauphase folgen.
Bauliche Mängel und das Alter von über 30 Jahren sind die Gründe für die Sanierung der Mühlhausener Grundschule. Dämmung, besonders am Dach, Beschattung und Lüftung waren Themen, denen sich Architekt Paul Fuchs und Thomas Biebl (MBP Ingenieure Mühlhausen) gesondert widmeten. So hielt Fuchs die Reduzierung der Fensterflächen für einen günstigen Weg, Hitze oder Kälte draußen zu halten. An den Heizungen würde Biebl nichts ändern, die Sanitäranlagen inklusive Leitungen und auch die Waschbecken in den Klassenzimmern wiederum sämtlich erneuern. Er argumentierte vehement gegen eigene Lüftungen für jedes Klassenzimmer, die 15.000 Euro pro Raum könne man sich sparen. Anders sieht es im großen Foyer aus, so Biebl: "Da steht die Luft", eine Lüftung sei hier wichtig.
Laut Fuchs ist übrigens das Mobiliar noch nicht eingepreist, auch hat man offen gelassen, ob und wie für Barrierefreiheit auf allen Geschossen gesorgt werden soll – was im Rat auf Kritik stieß. Einen Synergie-Effekt wies Thomas Biebl bei der Heizung auf: Statt eigener Anlage könnte man den Neubau für die Gemeinschaftsschule von der Grundschul-Heizzentrale mitversorgen, "die ist ein Tanzsaal", da bräuchte man nur eine neue Pellet-Heizung.
Als Einheit betrachtete auch Gerhard Wolf (Michel + Wolf Architekten Stuttgart) Grund- und Gemeinschaftsschule. Daher empfehle man eine Variante für den Erweiterungsbau, die zwischen beiden Schulen auf dem Hof der Kraichgauschule entstehen und von beiden nutzbar sein soll. Die schwierige Topografie mit "erheblichem Höhenunterschied" wolle man nutzen, so Wolf: Die untere Ebene könne direkt mit der Grundschule verbunden werden, die oberen beiden Ebenen stünden der Gemeinschaftsschule zur Verfügung. 330 Quadratmeter seien pro Ebene vorgesehen. Am wichtigsten seien aktuell Untersuchungen des schwierigen Baugrunds an der Kraichgauschule.
Dieser Variante für den Gemeinschaftsschul-Anbau konnten die Gemeinderäte einhellig zustimmen. "Richtig schwindlig" jedoch wurde Hans Becker (CDU) angesichts solcher Zahlen, die "so nicht zu erwarten" waren. Der Handlungsbedarf sei unbestritten, aber "wir müssen viel Hirnschmalz einsetzen, um eine sinnvolle Reihenfolge der Maßnahmen zu finden, Synergien zu nutzen und Geld zu sparen".
Rebecca Opluschtil (Grüne) meinte: "Wenn wir es jetzt nicht machen, wird es für uns teurer", aktuell stiegen die Baukosten um bis zu neun Prozent im Jahr. Die Bauphasen müsse man gut aufeinander abstimmen, um beispielsweise die Container für die Auslagerung des Unterrichts effektiv zu nutzen. Holger Schröder (SPD) meinte, den Schulen räume die Gemeinde momentan zurecht Priorität ein. Jetzt müsse sich die Schulbaukommission gemeinsam mit Fachleuten die Details vor Ort anschauen. Bianca Dolland-Göbel (Freie Wähler) hatte Bedenken angesichts des wahrscheinlich kommenden Rechts auf Ganztagsbetreuung, vor allem, ob die Kapazität der Mensa an der Kraichgauschule ausreicht. Kraichgauschulleiter Mathias Schmitz räumte ein, dass es momentan "extrem schwierig sei zu planen" angesichts zahlreicher Unwägbarkeiten, so sei unmöglich, genau vorherzusagen, wie viele Schüler die Mensa dann aufnehmen müsse.