Walldorfs Bürgermeisterin Christiane Staab (Mitte) ist von der CDU in Mühlhausen zur Landtagskandidatin gewählt worden. Es gratulieren per Ellenbogen-Gruß ihre Zweitkandidatin Stephanie Kretz und der Amtsinhaber und CDU-Kreisvorsitzende Karl Klein. Foto: Busse
Von Timo Teufert
Mühlhausen. Ins Rennen um das Landtagsmandat im Wahlkreis Wiesloch geht für die CDU die Walldorfer Bürgermeisterin Christiane Staab an den Start. Die 51-Jährige setzte sich bei der Wahlkreisvertretersammlung am Donnerstagabend in der Kraichgauhalle in Mühlhausen mit 88,3 Prozent der Stimmen sehr deutlich gegen ihren Mitbewerber Kian Fathieh durch. Bei ihrer Bewerbungsrede ließ Staab keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie das Direktmandat für die CDU gewinnen möchte.
Staab machte in ihrer 15-minütigen Ansprache deutlich, welche Schwerpunkte sie als Abgeordnete setzen möchte. Ganz wichtig war ihr dabei, in Stuttgart wieder stärker die kommunale Sicht bei Entscheidungen in den Fokus zu rücken. Im Bereich Klimaschutz sehe sie zwar viele gute Ansätze, doch als Bürgermeisterin stoße ihr immer wieder die starke Reglementierung von Seiten der Landesregierung auf. "Wir hören viel über Zwang und Verordnungen und vor Ort erlebe ich als Bürgermeisterin eines: Wenn ich meinen Bürgern sage: ,Ihr müsst’, dann reagieren die Bürger ganz oft mit: ,Mach ich nicht.’" Stattdessen müsse man mit viel Mut für die Ziele werben.
"Wir müssen den Menschen wieder Freiheit geben, ihnen vertrauen", so Staab. Dies sei das Markenzeichen der CDU: "Wir vertrauen den Menschen, dass sie ihr Leben gut in den Griff kriegen, wenn die Politik gute Bedingungen schafft." Es müsse deshalb wieder stärker darum gehen, einen guten Rahmen für die Menschen zu schaffen, in dem sie sich dann vor Ort frei entfalten können. "Und gerade beim Thema Klimaschutz habe ich ganz oft das Gegenteil erlebt und deswegen sind im Moment noch so viele Menschen eher abgewandt, wenn es um dieses Thema geht." Wenn die CDU dieses Thema aber mit viel Einsatz besetze, hoffe sie, dass man die Bürger dafür begeistern könne.
Die Bildung ist eine Herzensangelegenheit der vierfachen Mutter, die vor ihrer Zeit als Bürgermeisterin im Landeselternbeirat aktiv war: "Wir merken, dass wir heute ganz anderes Personal an den Schulen brauchen. Aber da muss man sich aktiv mit auseinandersetzen. Und in den Kommunen sehen wir das, wir setzen die Schulsozialarbeiter und Sprachförderung ein. Wir tun ganz viel aus eigenem städtischen Geld für die Kinder, aber wir brauchen Unterstützung aus Stuttgart." Wenn das Land immer bestimme, die Lehrer bezahle und den Rest der Kommune überlasse, "dann werden wir in Zukunft keine gute Bildung bekommen".
Wie schon als Bürgermeisterin möchte Staab auch als Abgeordnete auf Bürgernähe setzen und deren Anliegen zur Chefsache machen: "Ich will mit offenen Augen und Ohren durch den Wahlkreis gehen und mit den Menschen ins Gespräch kommen, ihnen zuhören." Das sei nötig, um eine große Herausforderung anzugehen: "Die Grünen leben von einem enormen Nimbus: Grün ist hübsch. Grün wählen befreit mich davon, über mein eigenes Leben nachzudenken, ob ich wirklich selbst nachhaltig bin oder ob es reicht, nachhaltig zu wählen", so Staab. Die CDU müsse den Menschen aufzeigen, dass es nicht ausreiche, nur nachhaltig zu wählen. Stattdessen will Staab die Menschen einladen, mit der CDU den Weg zu gehen, um selbst nachhaltig zu werden. Christdemokratisch zu sein, bedeute, den Blick auf andere zu richten. Zu schauen, wie es dem Nächsten gehe. "Das ist unsere Aufgabe: Wir müssen schauen: Wie geht es dem Nächsten vor Ort, wie geht es dem Nächsten im Nachbarbundesland und wie geht es dem Nächsten auf dieser Erde", so Staab. Das sei zwar kein Landesthema, aber sie sei davon überzeugt, dass die CDU dieses Thema besetzen sollte, denn es sei urchristlich, so zu denken.
Staabs Mitbewerber Kian Fathieh, der ebenfalls in Walldorf lebt, wirkte angespannt: "Ich möchte für die Menschen in unserem Wahlkreis Anwalt und Fürsprecher sein." Seine Ziele: Die Infrastruktur für die kleinen und mittelständischen Betriebe in der Region zu verbessern, ein günstigerer Nahverkehr, Bürokratieabbau durch beschleunigte Genehmigungsverfahren sowie die stärkere finanzielle Unterstützung von Kommunen und die Förderung des Ehrenamtes.
Nach den Vorstellungen sprachen die Delegierten Staab ihr Vertrauen aus und wählten Stephanie Kretz aus Mühlhausen zur Zweitkandidatin. Sie setzte sich gegen Clemens Kriesel aus Walldorf durch. "Jetzt soll noch mal jemand sagen, die CDU hätte ein Problem mit Frauenpower", schloss der Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Karl Klein schließlich die Versammlung.