Malsch/Mühlhausen

Diese Folgen hat die Sanierung des Klärwerks

Die Modernisierung des Kronauer Klärwerks wirkt sich auf Gebührenzahler in Malsch und Mühlhausen aus.

03.11.2021 UPDATE: 04.11.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 8 Sekunden
Dringend erforderlich ist die Erweiterung des Kronauer Klärwerks. Damit kommen auch Mehrkosten auf die Gebührenzahler von Malsch und Mühlhausen zu. Foto: AZV Kraichbachniederung

Von Sebastian Lerche

Malsch/Mühlhausen. Eine große Last kann auf mehr Schultern verteilt werden: Das ist der Grund, warum die Gemeinderäte von Malsch und Mühlhausen ihre Verwaltungen jüngst ermächtigt haben, wegweisende Entscheidungen für den Abwasserzweckverband Kraichbachniederung zu treffen.

Der Verband ist zurzeit für die Abwasserbeseitigung von Rettigheim und Malsch, außerdem von Bad Schönborn und Kronau zuständig. Die Kläranlage des Verbands, die das Abwasser aufbereitet, liegt nördlich von Kronau: Wie in den jüngsten Ratssitzungen erläutert wurde, fand zuletzt Anfang der 1990er Jahre eine Erweiterung statt, die Anlage ist inzwischen überlastet, sie muss ertüchtigt, modernisiert und erweitert werden. Da trifft es sich gut, dass die Stadt Östringen dem Abwasserverband beitreten möchte: Das ist praktischer und günstiger, als noch einmal in die eigene Anlage zu investieren, hieß es.

Einmalig entstehen durch die Kronauer Klärwerksmodernisierung Mehrkosten: Auf fast 16 Millionen Euro wird der Umbau mit Östringens Beitritt geschätzt, ohne wären es weniger als 13 Millionen Euro. Aber, das wurde mehrfach hervorgehoben: Die Modernisierung muss sein, unabhängig von Östringen. Im Gedächtnis muss man dabei behalten, dass die Abwasser-Aufbereitung nicht aus den Kernhaushalten der Gemeinden bestritten, sondern auf die Gebührenzahler umgelegt werden. Und je zahlreicher die sind, desto geringer ist die Last für jede Einzelperson.

Malschs Gebührenzahler müssen den Kalkulationen der Experten zufolge mit einem Anteil an der Investition ohne Östringen von über 1,7 Millionen Euro rechnen – mit Östringen sind es weniger als 1,5 Millionen. Der jährliche Anteil an den Abschreibungen, also am Werteverlust der neuen Anlage beziehungsweise am sich aufstauenden Sanierungsbedarf im Lauf der Zeit, fällt laut den Berechnungen ebenfalls geringer aus: 81.500 mit statt rund 95.000 Euro ohne Östringen. Und schließlich dürfte die Schmutzwassergebühr weniger stark steigen: um rund 51 statt fast 60 Cent den Kubikmeter. Die Niederschlagswassergebühr wiederum dürfte ebenfalls steigen, allerdings geringfügig, etwas mehr beziehungsweise etwas weniger als drei Cent. Momentan liegen Malschs Abwassergebühren bei 2,26 Euro pro Kubikmeter für Schmutz- und bei 24 Cent je Quadratmeter Fläche für Niederschlagswasser.

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Im Fall von Mühlhausen sind die Beträge geringer, da nur der Ortsteil Rettigheim nach Kronau entwässert. Ohne Östringen läge der Kostenanteil der Gebührenzahler der Gemeinde bei fast 1,27 Millionen, mit bei rund 1,18 Millionen Euro.

Durch Abschreibungen und Zinsen gibt es jährliche Mehrkosten von fast 70.000 Euro ohne und 64.000 Euro mit Östringen. Damit stiege die Abwassergebühr um fast 16 Cent pro Kubikmeter ohne und knapp 13 Cent mit Östringen, die Niederschlagswassergebühr würde marginal um etwas über beziehungsweise rund einen Cent pro Quadratmeter steigen. Aktuell betragen die Abwassergebühren für Mühlhausen 2,25 Euro den Kubikmeter für Schmutz- und 40 Cent je Quadratmeter für Niederschlagswasser.

Im Fall von Mühlhausen und insbesondere Rettigheim stehen aber für die Abwasserbeseitigung weitere Investitionen an, wie Bürgermeister Jens Spanberger erläuterte: Nicht nur muss das Kanalnetz ertüchtigt werden, auch am Regenüberlaufbecken in Rettigheim steht eine Modernisierung an.

"Wir haben schon viel investiert, haben aber noch viel vor", schilderte Markus Götzl, Leiter der Kronauer Kläranlage, in den Ratssitzungen von Malsch und Mühlhausen. Angesichts der Überlastung des Klärwerks "sind wir schon erschrocken", sagte er. Die anstehende Großmaßnahme nutze man also nicht nur, um die Anlage für die Zukunft gut aufzustellen, man schaffe auch eine sinnvolle Redundanz: Mit künftig zwei identischen Klär-"Straßen" könne man den Betrieb aufrechterhalten, auch wenn ein Notfall eintrete oder Wartungsarbeiten anstehen.

Die mechanische Reinigung des Wassers in Kronau, etwa indem grober Schmutz aufgefangen wird, sei grundsätzlich in Ordnung, so Götzl: Vor allem müsse man sich der biologischen Wasseraufbereitung widmen, wenn Kleinstlebewesen wie Bakterien feinen, im Wasser gelösten Schmutz abbauen.

Zur sogenannten vierten Reinigungsstufe befragt, die künftig auch Reste von Arzneimitteln oder Mikroplastik aus dem Abwasser herausfiltern könnte, erklärte Götzl: Da warte man noch ab, noch sei das keine Pflicht. Prinzipiell biete Kronaus Werk nach der Erweiterung Platz für eine vierte Reinigungsstufe, eine Installation hielt der Werksleiter aber erst für ratsam, wenn noch offene Fragen geklärt, weitere Erfahrungen gesammelt, Vorgaben von Land oder Bund eingetroffen und bestenfalls auch Förderprogramme aufgelegt sind: Eine solche Maßnahme werde nämlich sehr teuer.

Auch mit Blick auf diese und weitere Herausforderungen, die auf die Abwasseraufbereitung zukommen, begrüßte Malschs Rat den Beitritt Östringens. Zudem kann das erweiterte Klärwerk mehr Wasser aus Malsch aufnehmen, damit spart sich die Gemeinde eine größere Investition in ein Regenüberlaufbecken.

"Die Synergieeffekte dank dem Beitritt Östringens sind groß", betonte Bürgermeisterin Sibylle Würfel in Malsch: "Wir werden richtig Geld sparen." Nicht nur, weil mehr Partner sich die Kosten aufteilten, sondern weil die Kläranlage insgesamt effizienter ausgelastet sei mit fünf statt vier angeschlossenen Kommunen. "Das ist auch der Wunsch der zuständigen Behörden", erklärte sie.

"Um für die Zukunft gerüstet zu sein", plädierte Bürgermeister Spanberger für das Ja zum Beitritt Östringens, der die unabdingbare Klärwerksmodernisierung erschwinglicher mache. Die Vorteile sah auch Mühlhausens Rat: Auch langfristig werde es günstiger für alle Beteiligten.

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