Im Balkonkasten von Gabriella Schmidt in Malsch demonstriert ein Turmfalken-Männchen seiner Angebeteten, wie gut er sich beim Brüten macht. Foto: privat
Malsch. (heb) Wochenlang konnte Gabriella Schmidt rund um ihr Haus in Malsch die Schreie von Turmfalken hören. "Zunächst habe ich die Vögel in einer hohen Tanne in der Nachbarschaft bei der Balz gesehen – oder wie sie über unseren Garten flogen", berichtet sie. Schließlich beobachtete sie von ihrem Arbeitszimmer aus überrascht, wie ein Falke vom Balkongeländer wegflog. "Danach habe ich immer wieder versucht, einen Schnappschuss von ihm zu schießen, aber ohne Erfolg", erzählt die Hobbyfotografin.
Eines Morgens packte sie kurz entschlossen ihre Kamera auf ein Stativ, positionierte sie hinter der Fensterscheibe und ließ sie bis zum Mittag alle 30 Sekunden eine Aufnahme des Geländers machen. Dabei entstand eine Serie von zwanzig Bildern, auf denen Falken zu sehen sind. "Was mich verblüfft hat: Auf einigen Fotos sah man sogar zwei gleichzeitig", sagt sie.
Auf diesen Schnappschüssen hockt das Männchen in einem der leeren Blumenkästen, als wollte es brüten, während das Weibchen der Szene aus interessiert zusieht. "Die Geste, die zum Balzritual gehört, will sagen: ’Schau her, ich bin ein toller Hausmann und kümmere mich um den Nachwuchs’", schmunzelt sie und schickt hinterher: "Dabei brüten Falken-Weibchen die Eier gewöhnlich allein aus."
Doch woher kommen die Turmfalken? Ein Paar hatte regelmäßig in einer Dachluke der ehemaligen Zigarrenfabrik unweit ihres Hauses gebrütet, erzählt Gabriella Schmidt. Das Gebäude wurde vor einigen Jahren renoviert, für die Falken war danach offenbar kein Platz mehr. Nun vermutet Gabriella Schmidt, dass das Turmfalkenpaar – oder eines ihrer Jungen – einen neuen Nistplatz in der Nähe gefunden hat.
Wie alle Falken bauen auch Turmfalken keine Nester. Gebäudenischen oder Mauerlöcher dienen dem Kulturfolger als Nistplätze. In Mitteleuropa ist er ein häufiger Vogel der Kulturlandschaft, der überall dort leben kann, wo Feldgehölze oder Waldränder sind. Grundsätzlich benötigt er zum Jagen freie Flächen mit niedrigem Bewuchs. Die findet er im nahen Natur- und Landschaftsschutzgebiet Malscher Aue reichlich.
Für die Hobbyfotografin war der Besuch der Falken "ein schönes Erlebnis". Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Gabriella Schmidt Vögel fotografiert. Mit ihrem 600er Teleobjektiv macht sie gelegentlich Ausflüge in die Wagbachniederung, ein europaweit wichtiger Brut- und Rastplatz für heimische und durchziehende Vogelarten und eines der bedeutendsten EU-Vogelschutzgebiete in Deutschland.
Ihre Leidenschaft für die Fotografie war schon früh geweckt. Mit der Kamera ihrer Schwester nahm sie bei Schulausflügen erste Fotos auf. Doch erst mit den Möglichkeiten der digitalen Fotografie wurde aus der Leidenschaft ein Hobby. Um ihr Wissen zu erweitern, belegt Gabriella Schmidt Kurse bei der Volkshochschule und ist dort im "Fototreff" aktiv. Seit 2015 ist die promovierte Chemikerin in Rente und hat endlich genügend Zeit, sich diesem schönen Hobby zu widmen.