Eine Folge des Hochwassers vom Juli 1969. Ab 1982 wurde das Rückhaltebecken in Mühlhausen gebaut: Startschuss für den Hochwasserschutz in der Region. Foto: Kloé
Wiesloch. (oé) Das "Jahrhunderthochwasser" vom 26./27. Juli 1969 stand quasi am Anfang des Hochwasserschutzes in unserer Region. Jedenfalls war die erschreckende Erfahrung dieser Überschwemmung der Auslöser, dass gut zwölf Jahre später ab 1982 das Regenrückhaltebecken Mühlhausen errichtet wurde. Es hat seinerzeit sechs Millionen Mark gekostet - gut angelegtes Geld, denn es hat seither gute Dienste geleistet und verhindert, dass sich ein solches Hochwasser im Tal des Waldangelbachs noch einmal wiederholt hat. Inzwischen hat sich das Rückhaltebecken in ein Naturkleinod verwandelt, seine technischen Anlagen sind aber in die Jahre gekommen. Deshalb wird es voraussichtlich 2021 auf den neuesten technischen und ökologischen Stand gebracht (etwa durch den Einbau einer Fischtreppe), wie Josef Zöllner erläutert, der Technische Geschäftsführer des Abwasser- und Hochwasserschutzverbandes Wiesloch (AHW).
Was damals der "Anfang des Hochwasserschutzes" war (Josef Zöllner), ist heute Teil eines komplexen Hochwasserschutz-Systems an Gauangelbach, Leimbach und Waldangelbach mit "kaskadenförmig aufeinander abgestimmten" Rückhaltebecken, wie es Josef Zöllner erläutert. 2004 übernahm der damalige Abwasserverband auch den Hochwasserschutz in seinem Verbandsgebiet mit fünf Kommunen (Wiesloch, Rauenberg, Mühlhausen, Dielheim und Leimen für seine Ortsteile Gauangelbach und Ochsenbach). Erster Schritt war damals eine Flussgebietsuntersuchung durch die Universität Karlsruhe, aus der der AHW sein Hochwasserschutzkonzept entwickelte. Es sah den Bau von insgesamt zehn Hochwasserrückhaltebecken sowie elf Bachausbauten mit einem Gesamt-Investitionsvolumen von 31 Millionen Euro vor.
Inzwischen ist der Großteil der Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 20 Millionen Euro bereits abgeschlossen, so die Zahlen von Rainer Reißfelder, dem Kaufmännischen Geschäftsführer des AHW. Was noch aussteht, sind zwei Rückhaltebecken (in Horrenberg und Altwiesloch) sowie vier Bachausbauten: am Gauangelbach in Baiertal, am "Roten Wehr" zwischen Wiesloch und Rauenberg, im Wieslocher Stadtgebiet zwischen Alter Post und Torbrücke sowie in Horrenberg. Derzeit läuft der Ausbau des Waldangelbachs am Schwimmbad und die Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit am Leimbach zwischen Torbrücke und Röhrbuckel in Wieslochs Innenstadt. Außerdem beginnt Mitte August der Bau des Hochwasserrückhaltebeckens in Ochsenbach.
Bis 2022 soll Josef Zöllner zufolge alles fertig sein. Dann wird ein Hochwasserschutz existieren, der für eine Überschwemmung ausgelegt ist, wie sie statistisch gesehen alle 100 Jahre eintritt (plus Klimafaktor). 100-prozentige Sicherheit kann aber auch das nicht bieten, weiß Zöllner. "Wenn ein 200-jährliches Hochwasser kommt, können wir das nicht halten", sagt er und rät seinen Mitbürgern auch zum "Eigenschutz", etwa wenn man in einer Hanglage oder Bachniederung wohnt. Schon kleine Dinge wie eine Sperre an Treppenabgang, Kellerfenster oder Hofeinfahrt können helfen. Hier sei Eigeninitiative gefordert, sagt der Hochwasserspezialist. Was es für Möglichkeiten gibt, findet man auf der Homepage des AHW.