Hans Menges' Stiftung soll ein Teil von Rauenberg werden
Acht Millionen Euro Kapital – Maximal 50.000 Euro werden pro Jahr ausgeschüttet

Rauenberg. (oé) Vor gut einem Jahr ist der Rauenberger Unternehmer Hans Menges im Alter von fast 88 Jahren verstorben. Schon zu seinen Lebzeiten hatte er im Jahr 2012 die "Gemeinwohlstiftung Rauenberg" ins Leben gerufen und mit Kapital ausgestattet. Nach seinem Tod schließlich vermachte Hans Menges den größten Teil seines Vermögens der von ihm initiierten Stiftung.
Jetzt nach gut einem Jahr steht die Stiftung quasi "in den Startlöchern" und soll künftig "ein Teil von Rauenberg werden", wie Bürgermeister Peter Seithel und Stadtkämmerer Thomas Dewald jetzt erläuterten. Zweck der Stiftung ist die Förderung des Gemeinwohls in dessen gesamter Bandbreite: Soziale Projekte gehören ebenso dazu wie Kultur und Sport sowie Jugend- und Seniorenarbeit.
Der Bürgermeister ist qua Amt Vorsitzender des Stiftungskuratoriums, das sich künftig außer ihm aus sechs Gemeinderäten (gemäß der Fraktionsstärke im Gremium) zusammensetzen wird. Das Kuratorium ist zuständig für die Verwendung der Fördermittel und den Haushaltsplan der Stiftung (als gemeinnütziger Einrichtung des öffentlichen Rechts gilt für sie das kommunale Haushaltsrecht). Geschäftsführender Vorstand der Stiftung ist Rauenbergs Kämmerer Thomas Dewald (auch diese Funktion ist an das Kämmerer-Amt geknüpft).
Aber trotz dieser Personalunion sind Stiftung und Stadt als Körperschaften strikt voneinander getrennt. Das betonen die beiden Stiftungs-Sprecher ausdrücklich. Die "Gemeinwohlstiftung" stehe nunmehr auf "geordneten Füßen", so der Bürgermeister. Bis Ende des Jahres sollen noch die Vergaberichtlinien erarbeitet und ein Profil entwickelt werden, "dann geht es richtig los", ergänzt Kämmerer Dewald.
Bis all diese "Hausaufgaben" gemacht waren und die Stiftung "buchhalterisch und organisatorisch" so weit stand, war es Dewald zufolge ein hartes Stück Arbeit. Abgesehen von der Abwicklung des Nachlassverfahrens mussten die vorhandenen Werte gutachterlich ermittelt und eine Eröffnungsbilanz erstellt werden. Dies ist inzwischen geschehen.
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Dank der Großzügigkeit des Stifters verfügt die neue Gemeinwohlstiftung über einen soliden Kapitalstock von rund 8 Millionen Euro. Thomas Dewald beziffert das Stiftungsvermögen auf 1,5 Millionen Euro in Bar sowie auf Sach- und Grundvermögen im Wert von 6,5 Millionen Euro.
Wie es das Gesetz vorsieht, darf dieses Stiftungskapital allerdings nicht angetastet werden, sondern muss auf Dauer erhalten oder sogar gemehrt werden. So sind zum Beispiel auch Zustiftungen weiterer Stifter möglich und ausdrücklich erwünscht.
Ausgeschüttet werden dürfen nur als solche gekennzeichnete Spenden und die jährlichen Erlöse aus dem Stiftungskapital. Diese liegen aktuell bei lediglich 35.000 Euro (plus 15.000 Euro jährlicher Zuwendungen an Vereine, die der Stifter in Form eines Vermächtnisses verfügt hat).
Seithel und Dewald machen keinen Hehl daraus, dass sie eigentlich einen höheren Auszahlungsbetrag erwartet hätten. Doch wie bei anderen Stiftungen auch wirkt sich hier die derzeitige Niedrigzinsphase negativ aus. Zudem sorgt der hohe Anteil an Sachvermögen (21 Immobilien mit zusammen 29 Mietwohnungen) für entsprechende Verwaltungs- und Unterhaltungskosten - zumal einige der Gebäude Thomas Dewald zufolge einen "hohen Sanierungsstau" aufweisen. Auch die jährlichen Abschreibungen für den Wertverlust in Höhe von rund 120.000 Euro müssen erst erwirtschaftet werden, sodass die jährlichen Mieterträge von rund 300.000 Euro zum großen Teil wieder aufgezehrt werden.
Allerdings sind Bürgermeister und Kämmerer zuversichtlich, dass sich die Erlöse künftig steigern lassen. So gibt es bereits konkrete Überlegungen für das frühere Wohnhaus des Stifters, wo ein Projekt im Sinne des Stiftungszwecks entstehen könnte. Von der Krabbelgruppe bis zum Seniorentreff und einem gastronomischen Angebot mit sozialem Hintergrund sei alles denkbar, teilen die beiden Stiftungssprecher mit. Man sei bereits mit möglichen Investoren im Gespräch, hieß es. Die Realisierung eines solchen Projekts würde die Kostenseite der Stiftung entlasten und könnte die Erlöse steigern, so die Hoffnung.
Als Nächstes wollen die Verantwortlichen für die "Gemeinwohlstiftung Rauenberg" nun eine eigene Webseite einrichten und ein Antragsverfahren etablieren, bei dem sich Private ebenso bewerben können wie Vereine oder soziale Einrichtungen. Erste Anträge liegen Dewald zufolge bereits vor und es sind auch schon kleinere Projekte gefördert worden, wie etwa die Typisierungsaktion für Stella, das Kindermusical des Liederkranzes oder auch Gutscheine für bedürftige Senioren zu Weihnachten.
Worauf die beiden Stiftungs-Sprecher nochmals ausdrücklich Wert legen: Was keinesfalls gefördert werden könne, seien Pflichtaufgaben der Kommune. Mithilfe von Fördermitteln beispielsweise die städtische Vereinsförderung zu reduzieren, "das geht definitiv nicht", unterstreicht Kämmerer Thomas Dewald. "Beides muss fein säuberlich getrennt bleiben."



