Dietmar Sommer, Inhaber der Stadtapotheke in Walldorf, äußert deutliche Kritik an der Organisation der FFP2-Masken-Verteilung. Die Verordnung sei zu schwammig und kurzfristig. Foto: Pfeifer
Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch/Walldorf. "Eine bessere Organisation der Mitte Dezember gestarteten, kostenlosen FFP2-Masken-Verteilung wäre nicht nur wünschenswert, sondern dringend erforderlich gewesen", so die Kritik von Dietmar Sommer, Inhaber der Stadt-Apotheke in Walldorf und außerdem Ansprechpartner der Heidelberger Apothekerschaft sowie des Rhein-Neckar-Kreises. "Wir wurden bis kurz vor der Verteilung der Masken in der Luft hängen gelassen. Die Verordnung des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn kam extrem kurzfristig und so blieb für viele meiner Kolleginnen und Kollegen kaum Zeit, sich darauf einzustellen", kritisierte er. Die Folge: Am 15. Dezember, dem "offiziellen" Start, standen bereits vor der Öffnung Menschen vor den Türen der Apotheken. "Wir wollen unser Weihnachtsgeschenk von Herrn Spahn abholen", war nach Worten Sommers oftmals zu hören.
Nicht alle Apotheken hätten sich jedoch rechtzeitig zu diesem doch sehr kurzfristigen Termin mit Masken versorgen können. "Das war eine logistische Herausforderung, denn auch bei den Großhändlern war man nicht darauf eingestellt." Sommer selbst hatte drei Tage vor der Verteilaktion eine Teillieferung erhalten, der zweite Schub sei dann erst am 15. Dezember gekommen. "Manche Apotheken standen anfangs ohne Material da und mussten ihre Kundinnen und Kunden auf die nächsten Tage vertrösten." Die Unsicherheit bezüglich der Verordnung, die im Wortlaut erst am 15. Dezember in den Nachmittagsstunden vorlag, setzte sich bei der Bezahlung fort. "Anfänglich wusste von uns niemand, wann und von wem wir die Kosten für die Masken erstattet bekommen, inzwischen ist zumindest in diesem Punkt etwas mehr Klarheit entstanden – wir erhalten zunächst einen Pauschalbetrag."
Unbefriedigend ist aus Sicht Sommers auch der Umgang mit Personen, die eine Vorerkrankung haben. Diese sind, wie alle Menschen ab dem 60. Lebensjahr, ebenfalls bezugsberechtigt, auch wenn sie die festgelegte Altersgrenze noch nicht erreicht haben. "Hier ist die Verordnung ebenfalls sehr schwammig", betonte Sommer. Es sei nicht zwingend erforderlich, dass der Personenkreis mit Vorerkrankungen ein Attest vorlegen müsse. "Da wird in erster Linie nach gutem Glauben gehandelt und die Masken dennoch ausgegeben", bedauerte der Apotheker die unzureichende Regelung bei diesem Punkt.
Ebenfalls kritisierte er die "Mehrfachabholung" von Masken durch die Berechtigten. "Wir haben da keine Kontrolle, ob sich jemand gleich in mehreren Apotheken bedienen lässt", bedauerte Sommer. Auch diesbezüglich hätte er sich für die Apothekerschaft ein längeres Zeitfenster gewünscht, um sich besser darauf einstellen zu können.
Die derzeitige, kostenlose Abgabe der jeweils drei Masken sei inzwischen von Jens Spahn bis zum 6. Januar des kommenden Jahres verlängert worden, danach gebe es eine weitere Möglichkeit, die FFP2-Masken abzuholen. Dann erhalten Berechtigte von ihren Krankenkassen einen Bezugsschein für sechs Masken und müssen zwei Euro, eine Art Schutzgebühr, selbst zahlen. "Wir hoffen, dass sich dann der Ansturm auf einen längeren Zeitraum verteilt, denn immerhin gilt es, erneut 27 Millionen Menschen zu bedienen." Im Schnitt, dies habe Sommer aus dem Kollegenkreis erfahren, seien pro Apotheke etwa 3000 Masken verteilt worden. "Wir haben neben den Maskenabholern natürlich auch Kunden, die Medikamente bei uns kaufen wollen und die gezwungen waren, sich in der ,Maskenschlange’ einzuordnen." Dies habe in einigen Fällen zu Unmut bei den Kundinnen und Kunden geführt.
Eine weitere Herausforderung wartet noch auf die Apotheken: Man habe gerade die Mitteilung erhalten, Personen könnten sich direkt in den Apotheken einem Schnelltest unterziehen, und dies noch vor Weihnachten. "Das ist ein Schnellschuss seitens der Politik, den wir kaum umsetzen können", erklärte Sommer. Hygienemaßnahmen seien einzuhalten und das Personal werde durch eine solche Aktion noch mehr gebunden. "Das schaffen viele von uns einfach nicht", stellte er fest.