Zur Hauptverkehrszeit wird es eng in Altwiesloch: An der Kreuzung von Baiertaler Straße und Dielheimer Straße kommt es immer wieder zu Staus. Deshalb soll die Ortsumgehung für Altwiesloch und Dielheim noch einmal diskutiert werden. Foto: Helmut Pfeifer
Von Timo Teufert
Wiesloch/Stuttgart. Gute Nachrichten für die Anwohner der Baiertaler und der Dielheimer Straße in Altwiesloch: Die Ortsumfahrung des Wieslocher Stadtteils ist wieder in den Generalverkehrsplan des Landes aufgenommen, nachdem sie 2012 von dieser Prioritätenliste gestrichen worden war. Sie ist damit eines von sechs Neubauprojekten, die in den überarbeiteten Verkehrsplan aufgenommen wurden, der bis 2035 gültig ist. Das teilte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Mittwoch bei einer Online-Konferenz mit, bei der er Vertretern von Städten, Gemeinden und Kreisen die Neubewertung des "Maßnahmenplans Landesstraßen" vorstellte.
"Die Projekte, die sinnvoll und notwendig sind, haben wir in den Generalverkehrsplan aufgenommen", versicherte Hermann. Nach seinen Angaben gab es rund 60 Anmeldungswünsche für den überarbeiteten Verkehrsplan, die nach bestimmten Kriterien überprüft wurden: etwa, ob sich seit der letzten Bewertung 2012 die Verkehrszahlen grundlegend verändert haben, ob neue Verkehrsströme entstanden sind oder ob es Sicherheitsprobleme gibt. Denn nach wie vor liege der Schwerpunkt des Generalverkehrsplans auf dem Erhalt und der Sanierung von bestehenden Strecken und nicht auf dem Neubau. "Angesichts der knappen Finanzmittel und der Vielzahl der Bauvorhaben müssen wir uns auch bei den Landesstraßen auf besonders wichtigen Projekte konzentrieren", sagte der Verkehrsminister. Deshalb seien bei der Evaluation auch 23 Vorhaben aus dem Generalverkehrsplan herausgefallen: Entweder, weil sie entbehrlich geworden seien oder weil die Planungen im Rahmen der Straßenerhaltung umgesetzt wurden.
Im künftigen Generalverkehrsplan sind insgesamt 117 Projekte mit einem Gesamtvolumen von derzeit rund 650 Millionen Euro enthalten. Allein die sechs Neubau- und die 17 Ausbauprojekte, die neu aufgenommen wurden, belaufen sich auf 135 Millionen Euro. "Gründe für die Aufnahme in den Generalverkehrsplan sind ein sehr hoher und in den vergangenen Jahren stark angestiegener Schwerlastverkehrsanteil sowie unvorhersehbare räumliche Entwicklungen mit Auswirkungen auf das Schwerverkehrsaufkommen", erklärte Matthias Milesi aus dem Referat "Grundsätze der Planung, Straßenbautechnik, und Digitalisierung" des Verkehrsministeriums. Diese Belastung sei in Wiesloch erheblich: Rund 20.000 Fahrzeuge und 800 Lastwagen fahren pro Tag durch Altwiesloch. Positiv für die Wiederaufnahme habe sich auch der Mobilitätspakt ausgewirkt, den die Städte Wiesloch und Walldorf mit dem Land und großen Unternehmen der Region geschlossen haben. "Durch den Mobilitätspakt wird der Verkehr ganzheitlich betrachtet und nicht nur die einzelne Ortsdurchfahrt", so Milesi.
Im Rathaus war die Freude über die Nachricht aus Stuttgart groß: "Das ist wirklich ein Kracher", sagte Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann auf RNZ-Nachfrage. Er war online dabei, als Minister Hermann verkündete, dass die Umfahrung Altwiesloch wieder in den Generalverkehrsplan aufgenommen wurde. "Das war ein toller Moment", berichtete Elkemann. Vor allem, weil viele nicht mehr geglaubt hätten, dass es klappen könnte. "Aber unsere fundierte Begründung und unsere Hartnäckigkeit haben sich ausgezahlt", so der Oberbürgermeister. Auch der Mobilitätspakt habe positive Auswirkungen auf die Entscheidung gehabt: "Obwohl wir versuchen, Verkehr zu vermeiden, ist eine Ortsumfahrung von Altwiesloch erforderlich."
Die Wiederaufnahme in den Generalverkehrsplan sei ein kleiner, aber wichtiger Baustein auf dem Weg zur Umgehungsstraße für Altwiesloch: "Bei der Online-Konferenz wurde ausdrücklich betont, wie stark die Verkehrsbelastung in Altwiesloch ist", so Elkemann. Belastungen wie Lärm und Abgase seien für die dort lebenden Menschen auf die Dauer nicht hinzunehmen. "Für die Betroffenen in Altwiesloch freue ich mich riesig, denn mit dieser Entscheidung bekommen sie eine Perspektive aufgezeigt", sagte Elkemann.
Wie die Trasse im Detail aussehen werde, müsse man sehen. "Ich verbinde mit der Entscheidung aber die Erwartung, dass zeitnah mit der Planung begonnen wird", sagte Elkemann. "Ich würde mich freuen, wenn bis 2035 nicht nur geplant, sondern das Projekt auch umgesetzt wird."
Positive Resonanz auf die Entscheidung des Verkehrsministeriums gab es auch vonseiten der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar: "Landesstraßen erschließen Standorte und sind für die Unternehmen wichtige Zubringer zu den Fernstraßen", erklärte Hauptgeschäftsführer Axel Nitschke. Als sehr bedeutend bewerte er daher die vom Verkehrsministerium angekündigte Aufnahme der Ortsumfahrung L 547 von Altwiesloch in den Generalverkehrsplan des Landes. Dass diese Maßnahme nun endlich vorankomme, sei ein Ergebnis der intensiven Zusammenarbeit von Verkehrsministerium, Wirtschaft und Region. Gleichzeitig weist die IHK darauf hin, dass der Maßnahmenplan um die Ortsumfahrung Dielheim ergänzt werden sollte. "Das Projekt schließt an die Ortsumgehung von Wiesloch an und hat mit dieser gemeinsam die größte Entlastungswirkung", sagte Nitschke. Im Vorfeld der Evaluierung des Generalverkehrsplans durch das Verkehrsministerium hatten Dielheim und Wiesloch für eine gemeinsame Lösung geworben.
"Das ist eine Nachricht von herausragender Bedeutung für Wiesloch und insbesondere Altwiesloch, aber auch für unsere ganze Region", erklärte der CDU-Landtagsabgeordnete Karl Klein. Seit vielen Jahren kämpfe er auf parlamentarischem Weg für die Umgehung: "Bereits im September 2011 hatte ich mich mit Fragen zur Ortsumgehung Altwiesloch und zum Generalverkehrsplan an die damalige grün-rote Landesregierung gewandt, denn Altwiesloch ist in höchstem Maße durch Straßenverkehr belastet und die Lebensqualität dort ist in höchstem Maße gemindert", so Klein. Die vielen Fahrzeuge sorgten für eine unzumutbare Situation. "Die Umgehungsstraße wurde, nachdem sich der Wieslocher Gemeinderat auf keine der vorgeschlagenen Alternativen einigen konnte, im Juni 2012 von der damaligen grün-roten Landesregierung aus dem Generalverkehrsplan des Landes gestrichen. Das war ein Fehler, der jetzt wieder korrigiert wurde", ist der Landtagsabgeordnete froh.
Weiterhin im Generalverkehrsplan vertreten sind auch die Ortsumfahrung von St. Leon in der Kategorie "Neubaumaßnahmen mit weit fortgeschrittener Planung" sowie die Verbreiterung der L 723 zwischen Walldorf und der A 6-Anschlussstelle Wiesloch/Rauenberg in der Kategorie "Großprojekte".