Zur Eröffnung der Balzfelder Kerwe nahm Bürgermeister Thomas Glasbrenner den Fassanstich vor. Fotos: Pfeifer
Balzfeld. (zlb) "Heut’ isch Kerwe, morge isch Kerwe bis am Sunndag Owed ...". Diesem historischen Kerweliedchen kann man entnehmen, dass die "Kirchweih’" früher zwei Tage dauerte und am Montag wieder "Schaffe" angesagt war. Das ist heute, wo sich das Fest von den Wirtshäusern auf die Straße und in extra aufgebaute Zelte verlagert hat, ganz anders. Zählt man die inoffizielle Eröffnung am Freitagabend im Club R4 dazu, sind es beispielsweise in Balzfeld bei der Geeleriewe-Kerwe ganze fünf Tage: Gestern war der große Kerweumzug (Bericht in der RNZ folgt), heute beginnt ab 11 Uhr das gemütliche Beisammensein in den Zelten und im Gasthaus, am Nachmittag findet ein Kinderflohmarkt im Ludwig-Englert-Haus statt und morgen wird unter lautem Wehklagen die bis dahin verblichene Kerweschlumpel zu Grabe getragen.
Kerweborscht Markus Grimm nahm die Prüfung zum „Borschte-Zettel“ ab. Fotos: Pfeifer
Die Eröffnungszeremonie am Samstagabend hat traditionell zwei Teile. Sie beginnt mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche Heilig Kreuz und wird fortgesetzt auf dem Dorfplatz in der Balzfelder Ortsmitte. In seiner Predigt beim Eröffnungsgottesdienst, der vom Kirchenchor Cäcilia unter der Leitung von Hans-Georg Schindler mitgestaltet wurde, griff Pfarrer Rudolf Grammetbauer den Text der Lesung auf, in dem es heißt, dass "alles seine Zeit" habe, auch das Glücklichsein und das fröhliche Feiern von Festen. Als ein "Aufatmen der erlösten Schöpfung" sei dies ein Geschenk Gottes. Er appellierte an die Gläubigen, dieses Geschenk anzunehmen und die Kerwetage zu genießen.
Im Anschluss an die Eucharistiefeier erinnerte Ortsvorsteher Harald Seib in seiner Eigenschaft als Sprecher des Gemeindeteams der Seelsorgeeinheit Wiesloch-Dielheim an den Tag vor 25 Jahren, als Pfarrer Grammetbauer seinen Dienst in Balzfeld angetreten habe. "Wir danken Ihnen, Herr Pfarrer, für die in unserer Gemeinde erbrachte Arbeit. Danke, dass Sie verschiedene Gruppen in unserer Gemeinde initiiert und begleitet haben. Danke für Ihr Engagement in 25 Kommunionsjahrgängen. Danke für Ihr offenes Ohr in vielen seelsorgerlichen Gesprächen und für den Trost, den Sie vielen Gemeindemitgliedern in einer schweren Lebenssituation geben konnten." Harald Seib bedachte anschließend auch die Mitarbeiterinnen im Gemeindeteam Petra Filsinger und Doris Spieler mit einem Blumenstrauß für ihren langjährigen Einsatz.
Die Schlumpel (mit Macherin Maylin Ohlheiser) heißt „Resi vun der gelbe Blume“. Fotos: Pfeifer
Im Anschluss begaben sich alle zum Podium vor dem Gasthaus "Zum Adler". Helmut Epp als Vertreter des Kerweclubs und umsichtiger Moderator der Zeremonie begrüßte dort die zahlreichen Zuschauer und "Ober-Kerweborscht" Markus Grimm schloss sich ihm an. Bürgermeister Thomas Glasbrenner dankte in seiner Begrüßung allen an der Vorbereitung der Kerwe Beteiligten und betonte, dass er heute viel lieber nach Balzfeld gekommen sei, als am 30-jährigen Jubiläum der Maueröffnung in Berlin teilzunehmen. Die Eröffnungszeremonie wurde musikalisch begleitet von der Bläsergruppe des Musikvereins Dielheim.
Anschließend taufte der Kerweborscht seine "Frau", die Kerweschlumpel, auf den schönen Namen "Resi vun der gelbe Blume". Dann nahm er in wohlgesetzten Reimworten die Prüfung zum "Borschte-Zettel" ab. Mit ihm erhält der junge, unverheiratete Mann – nur er darf sich "Borscht" nennen - einige "Privilegien", die ihm bisher verwehrt waren: Ab sofort darf er in der Öffentlichkeit Mädchen ansprechen und ohne Aufsicht in die Wirtschaft gehen. Aber wer Rechte hat, hat auch Pflichten: Die Kerweborschte müssen "die Rechtschaffenheit wahren und dürfen dem Ansehen von Balzfeld nicht schaden ". Zur Prüfung mussten die Anwärter Felix Conzelmann, Louis Hirschwitz und Nick Rausch über einen Stock springen, den der Kerweborscht in nicht allzu großer Höhe über den Boden hielt. Alle schafften es mit Bravour und bekamen ihre Urkunden ausgehändigt. Dann ergriff Bürgermeister Glasbrenner, der diesmal die Brezeln zum Bier gespendet hatte, den großen Hammer und trieb passgenau den Hahn ins Fass mit dem Freibier.
Zum Abschluss hielt der Kerweborscht seine "Kerweredd", in der er Geschehnisse im Ort karikierte. Dann begaben sich die Besucher zum Feiern in die Zelte oder widmeten sich dem kleinen Vergnügungspark, der in der Ortsmitte aufgebaut war.