Für Brigitta Martens-Aly eine Herzensangelegenheit: Die neu angelegten Blühwiesen, hier in Schatthausen. Foto: Helmut Pfeifer
Von Hans-Dieter Siegfried
Baiertal/Schatthausen. Bunte Wiesen erfreuen nicht nur das Auge, sondern dienen auch zahlreichen Insekten, Vögeln und Kleintieren als ideales Terrain zum Überleben. Beste Voraussetzungen also für Abwechslung in einer doch eher von Monokulturen geprägten Landschaft. Deswegen hat die Bürgerstiftung Wiesloch in den vergangenen Monaten eine Initiative gestartet, um eben jene "Blühwiesen" zu fördern und begann ein entsprechendes Projekt: Insgesamt auf zehn Flächen mit einer Gesamtgröße von 2,5 Hektar sollen Blühwiesen-Flächen angelegt werden. Drei Landwirte – zwei aus Baiertal und einer aus Schatthausen – machen derzeit mit, um sich für mindestens drei Jahre zu engagieren. Zum einen waren es die Landwirte selbst, die Teile ihrer Fläche zur Verfügung stellten, aber auch die Stadt Wiesloch beteiligt sich an der Aktion: So wurden an der Merian-Schule in Wiesloch sowie an der Pestalozzischule in Baiertal Areale für Blühwiesen frei gemacht.
All dies geht jedoch nicht ohne finanzielle Unterstützung. Deswegen spendete der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) unlängst 3000 Euro, der Rotary Club Schwetzingen-Walldorf sogar 6000 Euro, um die Umsetzung des Projektes zu ermöglichen. Auch die Bürgerstiftung selbst leistete einen ebenfalls nicht unerheblichen Beitrag.
So wurden unter anderem Gelder für den Kauf des geeigneten Saatguts ausbezahlt. Aus dem Gesamttopf wird zudem eine Entschädigung an die beteiligten Landwirte für das Anlegen der Blühwiesen-Flächen gezahlt, da diese Bereiche aus dem "normalen" Nutzungsacker herausfallen.
Schon Ende Juli blühte der Mohn auf den Wiesen hervorragend. Gemäht wird erst im nächsten Jahr. Foto: Helmut PfeiferFür Brigitta Martens-Aly von der Bürgerstiftung Wiesloch ist es mehr als nur eine Herzensangelegenheit. Sie verwies auf die Satzung der Einrichtung, in der die nachhaltige Stadtentwicklung festgeschrieben ist und dazu gehöre ihren Worten nach auch, sich aktuellen ökologischen Themen zu widmen. So zählt neben dem Klimawandel auch der Artenrückgang in der Natur und insbesondere das Insektensterben zu den großen Herausforderungen. "Wir wollen einen konkreten Beitrag leisten, um hier gegen zu steuern. Es gibt bereits eine Reihe von Blühprojekten und sie haben alle ihre Berechtigung und tragen ihren Teil zur Lösung bei. Uns ist in diesem Projekt besonders wichtig, eingefahrenen Konfrontationen zwischen Landwirtschaft, öffentlicher Meinung und Naturschutz mit Gemeinsamkeit zu begegnen", sagte sie im RNZ-Gespräch vor Ort.
Langfristig gehe es darum, nicht zu kleinflächig zu agieren und mit den Spendengeldern der Unterstützer einen möglichst großen Nutzen zu erreichen. Deshalb wurde auf den neu angelegten Wiesen eine Mischung aus 45 verschiedenen Samen gestreut, die Pflanzen mit unterschiedlichen Blühzeiten hervorbringen.
Ein großes Aufgebot der Vorstandschaft der Bürgerstiftung bestehend aus Brigitta Martens-Aly, Edeltraut Schuckert, Johann Gradl und Franz Schaidhammer, besichtigte in Schatthausen gemeinsam mit Melitta Wernecke, der letztjährigen Präsidentin des Rotary Clubs Schwetzingen-Walldorf, eine der Blühwiesen. Mit dabei war auch Meinrad Singler von Grünflächenamt der Stadt Wiesloch, sowie Landwirt Sebastian Hofmann und Christoph Aly vom Vorstand des Nabu Baden-Württemberg. Beeindruckend war die Vielfalt der noch blühenden oder schon im Vergehen befindlichen Pflanzen.
Damit Raupen und Larven, die einen längeren Entwicklungszyklus haben, Schutz geboten wird, werden diese Wiesen im ersten Jahr bewusst nicht gemäht. Außerdem finden Vogelarten, die im Winter nicht wegziehen, einen Vorrat an Samen. "Für mich ist das alles eine Sache der Überzeugung", so stellvertretend für die Landwirte der Bio-Obstbauer Jochen Filsinger aus Baiertal. Es gehe eben nicht nur darum, kurzfristig zu agieren und Flächen auszuweisen. Vielmehr müsse man die Nachhaltigkeit auf lange Sicht im Auge haben. "Ziel muss es sein, ökologischen Landbau zu betreiben", meinte Filsinger. Mit der Aktion der Bürgerstiftung könne sichergestellt werden, dass zumindest über die vereinbarte Laufzeit von mindestens drei Jahren mit der Option auf eine Verlängerung eine Vielfalt für die Insekten angeboten wird. "Nur Projekte, die längerfristig angelegt sind, machen überhaupt Sinn", so Filsinger. Und mit dem jetzt von der Bürgerstiftung zur Verfügung gestellten Saatgütern, die durchweg hochwertig seien, gelinge dies auch.
Ausgesät wurden unter anderem unterschiedliche Fenchelarten und Senf, im zweiten Jahr kommen die Sonnenblumen hinzu. Wie Filsinger betonte, erhalte man zudem aus den Töpfen des Landes für verschiedene Projekte im Bereich der ökologischen Landwirtschaft ebenfalls finanzielle Hilfe. "Für mich als Bio-Obstbauer gibt es jedoch keine zusätzlichen Gelder, da ich bereits gut unterstützt werde", erklärte er. Daher sei das von Bürgerstiftung Wiesloch angestoßene Projekt sehr wichtig und bringe einen spürbaren Mehrwert für die Natur und die Insekten.