Im Wieslocher Freibad ist alles wie immer. Das bedeutet: Die Nichtschwimmerbecken (vorne) haben 24 Grad, das Olympiabecken wird nicht beheizt. Foto: Jan A. Pfeifer
Von Anja Hammer
Region Wiesloch. Während die Schwimmer in Wiesloch seit Sonntag schon eifrig ihre Bahnen im Freibad ziehen können, steht man an Walldorfs Freibad noch vor verschlossenen Toren. Komisch. Denn normalerweise öffnet auch der Außenbereich des Aqwa-Bäderparks stets Anfang Mai. Normalerweise. Doch "normal" gibt es nicht mehr. Denn der Krieg in der Ukraine hat auch Auswirkungen auf die hiesigen Bäder.
"Wir haben uns dazu entschlossen, 14 Tage später zu öffnen", sagt Aqwa-Betriebsleiter Stefan Gottschalk auf RNZ-Nachfrage. So hoffen die Walldorfer Stadtwerke, die den Bäderpark betreiben, Energie einzusparen. Denn für eine Öffnung Anfang Mai müssen die Becken schon im April befüllt und beheizt werden.
Aus Sorge vor einem Energieengpass ist die Wassertemperatur im Walldorfer Freibad mit 23 Grad ein Grad niedriger als sonst. Foto: A. DornUnd eben für dieses Heizen wird besonders viel Energie benötigt. "Im April sind die Temperaturen nachts noch einstellig", erklärt Gottschalk. Und dabei ginge viel Energie verloren. Von der Verschiebung um zwei Wochen erwarte man mildere Nächte – und damit weniger Energieverlust und eine kürzere Aufheizphase.
Das ist aber noch nicht alles: Gottschalk kündigt im RNZ-Gespräch zudem an, dass die Wassertemperatur in dieser Saison im Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken bei 23 statt bei 24 Grad liege. Auch mit dieser Maßnahme soll Energie eingespart werden.
Dass ausgerechnet eine reiche Stadt wie Walldorf sparen muss, scheint im ersten Moment absurd. "Es geht um die Energiepreise zum einen, aber zum anderen auch um die Energieverfügbarkeit", führt der Betriebsleiter des Bäderparks aus. "Wir hoffen so, Energieengpässen entgegenzutreten." Denn das Walldorfer Schwimmbad wird über ein Blockheizkraftwerk beheizt – und zwar mit Gas. Und da tatsächlich die Gefahr im Raum steht, dass es bald kein Gas mehr aus Russland gibt, machen die Walldorfer Maßnahmen Sinn. "Wir halten die Maßnahmen für sozialverträglich; sie sollten niemandem wehtun", meint Gottschalk. Dies sah auch der Gemeinderat so: Der hatte den Vorschlägen der Stadtwerke letztlich zugestimmt.
Im Wieslocher Freibad haben die steigenden Energiepreise erst einmal keine Auswirkungen auf die Badegäste. Das Familien- und Attraktionsbecken würden wie immer auf 24 Grad erwärmt, das Kinderplanschbecken noch ein wenig mehr, berichtet Stadtsprecherin Ines Adam. Zwar wird das Wasser in Wiesloch mit Holzpellets beheizt und nicht mit Gas, doch auch hier gibt es Preissteigerungen. Die Mehrkosten und das Minus in der Stadtkasse könne aber erst am Ende der Saison beziffert werden, so die Stadtsprecherin. Denn letztlich spielen auch das Wetter und die Besucherzahlen eine Rolle. In einem Bereich spart Wiesloch übrigens schon immer: Das Olympiabecken wird nämlich nie beheizt. "Am Anfang gehen die Schwimmer bei uns im Neoprenanzug ins Olympiabecken", weiß Adam.
Das St. Leon-Roter Hallenbad ist in letzter Zeit zwar beheizt, aber oft leer gewesen – allerdings wegen Personalnotstand. Foto: PfeiferIn St. Leon Rot ist das Hallenbad derzeit "mehr geschlossen als offen", berichtet Bianca Mader, die im Rathaus für das Bad zuständig ist. Das hat allerdings mit krankheitsbedingtem Personalmangel zu tun und nichts mit den Energiepreisen. Denn auch wenn das Bad nur eingeschränkt für die Öffentlichkeit geöffnet ist – die Öffnungszeiten werden wöchentlich auf der Internetseite der Gemeinde bekannt gegeben – so muss es doch regulär beheizt werden. Denn die Schulen und Vereine nutzen die Becken weiterhin. Und die Heizkostenabrechnung für die Gemeinde, die kommt erst noch.