Die neue Gemeinschaftsschule soll im Bildvordergrund, an der Gerbersruhstraße, entstehen. Dafür muss der bestehende Fachklassentrakt der Realschule weichen. Foto: Jan A. Pfeifer
Wiesloch. (hds) Die Genehmigung für den Bau der Gemeinschaftsschule im Bereich des Schulzentrums liegt vor, der Wieslocher Gemeinderat hatte bereits Mitte 2016 mit einem mehrheitlichen Beschluss grünes Licht für das Projekt gegeben und die Ausschreibungen für die anstehenden Arbeiten - nur die Gebäude betreffend - wurden europaweit ausgeschrieben.
Das günstigste Angebot beläuft sich auf etwas mehr als 14,6 Millionen Euro und liegt damit etwa 2,5 Millionen höher als die ursprüngliche Kostenberechnung (12,1 Millionen). In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats musste daher ein Nachtragshaushalt genehmigt werden.
"Die Mehrkosten bleiben jedoch nicht komplett an uns hängen, da wir seitens des Landes auch einen höheren Zuschuss bekommen", informierte Oberbürgermeister Dirk Elkemann. Die Fördersumme erhöht sich von 2,5 auf nunmehr 4,5 Millionen Euro. "Das wurde uns bereits signalisiert, ein schriftlicher Bescheid liegt allerdings noch nicht vor", so Elkemann.
Somit betragen die derzeitigen Mehrkosten für die Stadt 500 000 Euro. Mit dem jetzt beauftragten Unternehmen wurden bereits Gespräche geführt. Der Zeitplan sieht vor, dass Baubeginn im Dezember ist. Mit der Fertigstellung des Gebäudekomplexes könne im März 2020 gerechnet werden. Bei der Abstimmung sprachen sich 18 Mitglieder des Gemeinderats für die Arbeitsvergabe aus, bei sechs Gegenstimmen und einer Enthaltung. In Sachen Nachtragshaushalt, in den die zusätzlichen Kosten von 500 000 Euro aufgenommen wurden, stimmten 17 Ratsmitglieder mit "Ja", bei fünf Gegenstimmen und einer Enthaltung.
"Im jetzigen Stadium bleibt uns nichts anderes übrig, als dem Nachtragshaushalt zuzustimmen", betonte Dr. Fritz Zeier (Freie Wähler). Man habe vergeblich versucht, einen Umbau an der Gerbersruhschule auf den Weg zu bringen, jedoch keine Mehrheit gefunden. "Nach wie vor ungelöst sind die Probleme in Sachen Mensa- und Sporthallennutzung", gab er zu bedenken.
Und auch die zukünftige Nutzung der dann frei werdenden Gerbersruhschule sei noch nicht geklärt. Orhan Bekyigit (Fraktionsgemeinschaft WGF/AWL) verwies eindringlich auf die finanziellen Risiken. "Wir reden heute nur über die reinen Gebäudekosten. Für die Inneneinrichtung und die Außenanlagen liegen noch keine konkreten Zahlen vor", mahnte er. Auch liege bezüglich der Erhöhung der Zuschüsse noch keine verbindliche, schriftliche Zusage vor. "Die Mensanutzung und das Sporthallenproblem sind weiterhin ungelöst", sagte Bekyigit und fragte in Richtung Oberbürgermeister, ob und wann denn überhaupt noch die Reißleine bei weiter ansteigenden Kosten gezogen werden könne.
Werner Philipp (CDU) dagegen sprach sich klar für die Gemeinschaftsschule aus. "Jetzt geht es los", meinte er und man gehe in seiner Fraktion davon aus, die noch anstehenden Probleme in den Griff zu bekommen. Allerdings müssten die Kosten stets beobachtet werden. "Der größere Teil des Gemeinderats muss sich an die eigene Nase fassen, denn aufgrund der Baubeginn-Verschiebung um ein Jahr hat man zwangsläufig auch die Preissteigerungen im Baugewerbe in Kauf genommen", sagte Katharina Ebbecke (Grüne). Bei der Mensabelegung zeichnen sich nach ihren Worten Lösungen ab, bei der Sporthallenbelegung seien die Gespräche "etwas zäher". Man sei es aber Eltern, Schülern und Lehrern schuldig, endlich zu beginnen.
Sonja Huth (SPD) bedauerte die Verteuerung. "Das ist zwar bitter, aber wir stehen zum Neubau." Man sei wegen der Bauverzögerung sicherlich selbst schuld. Bernd Lang (FDP) sprach von einer "letzten Gelegenheit, bei der Abstimmung über die Auftragsvergabe die Reißleine zu ziehen". Als der Antrag, eine Alternative an der Gerbersruhschule zu prüfen, im Gemeinderat von der Tagesordnung genommen wurde, sei man "ausgetrickst" worden, so Lang. Man habe Angst vor einer Bürgerbefragung gehabt. "Das war aus meiner Sicht ein schwarzer Tag in der Geschichte des Gemeinderats." Außerdem stellt er die Gemeinschaftsschule an sich in Frage. Nur elf Prozent hätten sich bei einer Umfrage in Baden-Württemberg für die Gemeinschaftsschule ausgesprochen und jede zweite habe zu wenig Schüler.
"Das ist bei uns nicht so, wir haben andere, positive Zahlen, die wir vom Schulamt zur Verfügung gestellt bekommen haben", antwortete OB Elkemann. Auch er sieht bei der Mensa sich abzeichnende Lösungen. "Kritisch bleibt die Sporthallensituation. Dann können wir aber sicherlich auf die derzeitige Turnhalle an der Gerbersruhschule zurückgreifen, zumindest für eine Übergangsphase. Das wurde in der Vergangenheit bereits erfolgreich praktiziert."