Der Großteil der Bewohnerinnen und Bewohner sowie 75 Prozent der Arbeitskräfte haben sich vergangene Woche im Wieslocher Seniorenheim Agaplesion Haus Kurpfalz gegen Covid-19 impfen lassen. Foto: Carina Kircher
Von Sophia Stoye
Wiesloch/Rauenberg. Insgesamt 65 Bewohner sowie 29 Pflegekräfte haben sich vergangene Woche im Wieslocher Seniorenheim Agaplesion Haus Kurpfalz gegen Covid-19 impfen lassen. "Alle 30 Bewohnerinnen und Bewohner im Pflegewohnbereich wurden geimpft", erklärt Heimleiterin Christiane Findeklee im RNZ-Gespräch. Und auch beim betreuten Wohnen haben sich zwei Drittel den Impfstoff spritzen lassen. Für die Heimleiterin ist das ein gutes Ergebnis, zumal es im Bereich des betreuten Wohnens Bewohnerinnen und Bewohner gab, die sich bereits selbstständig haben impfen lassen.
Insgesamt arbeiten 38 Menschen im Agaplesion Haus Kurpfalz, etwa 75 Prozent von ihnen waren bereit, sich den Impfstoff geben zu lassen, berichtet Findeklee weiter. Im Gegensatz zu anderen Seniorenheimen, wo sich häufig nur die Hälfte des Personals impfen lassen will, ist das ein beachtliches Ergebnis. "Ich glaube, das liegt daran, dass wir neben dem Arzt, der vor Ort war, auch selbst vorab aufgeklärt haben", vermutet die Heimleiterin. Zum einen sei die Aufklärung durch den Hausarzt des Heimes erfolgt, zum anderen biete das Agaplesion Haus Kurpfalz schon seit März eine regelmäßige "Corona-Runde" für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an.
Auch der frühere Pfarrer Hans Rensch wurde im Agaplesion Haus Kurpfalz geimpft. Foto: Kircher"Bei der Runde haben wir schon im Oktober den Mitarbeitern gesagt, dass sie sich Gedanken über eine mögliche Impfung in der Zukunft machen sollen", berichtet Findeklee. Zudem seien auch Fragen rund um das Thema beantwortet worden, "das hat glaube ich genützt", so die Heimleiterin.
Am Tag der Impfung wurde der große Eingangsbereich des Wieslocher Seniorenheims zu einer Einbahnstraße mit verschiedenen Stationen umgewandelt: An der ersten füllten Mitarbeiter des mobilen Impfteams verwaltungsrelevante Unterlagen aus und kontrollierten die Personendaten. Dann gingen die Impflinge zur nächsten Station, an der ihnen ein Arzt nochmals Fragen rund um die Impfung beantwortete, berichtet Findeklee. An der dritten Station wurde schließlich der Impfstoff gespritzt, bevor die Impflinge in einen eigens eingerichteten Wartebereich kamen: Dort wurde der Heimleiterin zufolge 20 Minuten lang kontrolliert, wie die Bewohner und Pflegekräfte auf den Impfstoff reagieren. Da habe es keine Auffälligkeiten gegeben: "Alle, die geimpft wurden, haben den Impfstoff bisher gut vertragen", so die Heimleiterin.
Wegen der aufwendigen Logistik und Vorbereitung haben sowohl das Agaplesion Haus Kurpfalz als auch das mobile Impfteam gut zu tun gehabt. "Aber jetzt sind wir alle froh – gerade die Älteren – , dass wir geimpft wurden", schildert Findeklee hörbar erleichtert. Das bedeute jetzt nicht, dass man weniger aufpasse, aber natürlich habe beispielsweise der Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Sorge gehabt, das Virus von außen mitzubringen. "Jeder hat vor einem Corona-Ausbruch im Heim Angst", so die Heimleiterin. Vor allem, weil in den meisten Pflegeheimen 60 bis 70 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner an Demenz erkrankt seien. "Das ist nicht einfach zu handhaben, wenn ein Dementer ständig von A nach B läuft."
Zwischen 50 und 60 Besucherinnen und Besucher der Rauenberger Seniorenresidenz Haus Melchior testet Pflegedienstleiter Gary Landerer täglich. Foto: PfeiferEine Impfung der meisten Mitarbeiter und Bewohner bedeute aber nicht, dass die Regelungen für Besucherinnen und Besucher gelockert werden, merkt Findeklee an. Nach wie vor habe man nur mit einem negativen Schnelltest und FFP2-Maske Zutritt ins Heim. Zudem seien die Besuchszeiten eingeschränkt worden.
"Die Schnelltests haben eine Gültigkeit von 48 Stunden", erklärt Lena Uhrich, Leiterin der Römergarten Seniorenresidenz Haus Melchior in Rauenberg. Auch dort wurde die Besuchszeit eingeschränkt und jeder Besucher wird vor Eintritt getestet – am Tag sind das bis zu 60 Menschen. Aber im Gegensatz zum Agaplesion Haus Kurpfalz wurden die Bewohner und Mitarbeiter im Rauenberger Heim Uhrich zufolge noch nicht geimpft.
"Ich habe uns schon vor über zwei Wochen beim Impfzentrum angemeldet, aber bisher haben wir noch keinen Termin bekommen", berichtet die Rauenberger Heimleiterin und ergänzt: "Das ist etwas ernüchternd." Denn Angst, dass das Coronavirus auch das Haus Melchior erreichen könne, habe Uhrich schon – trotz der Sicherheitsvorkehrungen.