Die Sperrung der K 4170 zwischen Dielheim und Rauenberg beschert gerade Altwiesloch zusätzlich Verkehr. Im April soll der erste Abschnitt des Brückenbaus fertig sein. Foto: Endres
Von Michael Endres
Wiesloch. Selbst bei einer doppelten Zahl an Bauarbeitern würde sich die Bauzeit auf der A 6 kaum verkürzen, "alle Abschnitte sind nämlich genau aufeinander abgestimmt". Mit dieser Feststellung warb Gerald Hauke von der ViA6West GmbH um Verständnis, was den aktuellen Baufortschritt auf der Großbaustelle der Autobahn betrifft. Denn bei vielen Einwohnern rings um Wiesloch hat sich wegen der massiven Mehrbelastung an Verkehr Frust aufgestaut - die informative Projektvorstellung mit Behördenvertretern, Kommunalpolitiker und Interessenten konnte jetzt vor allem Missverständnisse beseitigen.
Wenn’s nämlich mal wieder auf der A 6 zwischen Sinsheim und Wiesloch gekracht hat oder die Laster sich wie ein Güterzug aufstauen, bricht nicht nur rund um Wiesloch auf den Umleitungsstrecken und Schleichwegen bei Baiertal, Schatthausen oder Tairnbach der Verkehr zusammen. "Wir ersticken im Verkehr und im Dreck, das ist unerträglich", sagte beispielsweise Peter Klein (Altwiesloch) beim Informationsgespräch am Montag. Auch Baiertals Ortsvorsteher Karl-Heinz Markmann hatte kein Verständnis dafür, dass sich Bund und Land bei Straßenbauprojekten nicht abstimmen, "das kann man der Bevölkerung nicht vermitteln".
Einer der Kritikpunkte im Vorfeld war die 20-wöchige Sperrung der K 4170 zwischen Dielheim und Rauenberg. "Geht’s nicht schneller?", war die Forderung auf der Informationsveranstaltung. Denn jetzt ist gerade Altwiesloch vom Umleitungsverkehr zusätzlich gebeutelt. Und ausgerechnet die wichtige Entlastungsstrecke ist über die Wintermonate nicht befahrbar. "Das war so nicht geplant", räumte Pressesprecher Gerald Hauke unumwunden ein. Denn der gesamte Start der Baumaßnahme A 6 hat sich aus Naturschutzgründen verzögert, "nachträgliche Auflagen des Naturschutzes haben unseren Bauzeitenplan gehörig durcheinander gewirbelt". Es war die Haselmaus, die den Baggern Paroli geboten hat, "wir haben uns auf eine völlig neue Situation einstellen müssen", erklärte Hauke weiter. Und sollte der Winter mit Schneefall und starkem Frost den Kraichgau fest im Griff halten, könnte es unter Umständen auch zu Verzögerungen kommen. Eine längere Straßensperrung auf der K 4170 wäre die Folge.
Aufholen ließe sich die verlorene Zeit bei den Bauarbeiten durchaus, aber dann würde nichts mehr passen, sagte der Pressesprecher weiter. Als Beispiel führte der Vertreter des Baukonsortiums die vielen Ersatzbrücken an, die zum sechsspurigen Ausbau der A 6 zwischen Wiesloch und Weinsberger Kreuz benötigt werden: Diese müssten mit fast zweijährigem Vorlauf geordert werden, "derartige Spezialelemente gibt’s nicht beim Kaufmann um die Ecke". Auch seien regionale Baufirmen wie Transportunternehmen am absoluten Limit, "durch den bundesweiten Bauboom gibt es derzeit keine freien Kapazitäten".
Keinerlei Einfluss auf die Arbeiten im 10,8 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Sinsheim und Wiesloch hat die Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn, wie Gerald Hauke weiter erklärte. Bis April 2019 soll, so der ehrgeizige Zeitplan, der Verkehr zwischen Sinsheim und dem Weinsberger Kreuz auf sechs Spuren rollen, auch dann provisorisch auf der Ersatzbrücke über den Neckar. Und während dieser Großveranstaltung mit erwarteten 2,5 Millionen Besuchern ruhen die reinen Straßenarbeiten auf der Strecke. Die Arbeiten konzentrieren sich dann unter anderem auf die Regenrückhaltebecken und Rastanlagen auf dem Streckenabschnitt.
Ob die geplante Grünbrücke bei Dielheim im Zuge des aktuellen A 6-Ausbaus kommt, konnte Hauke nicht bestätigen, "die war nicht Bestandteil der Ausschreibung". Mit Nachdruck wurde aus den Reihen der Zuhörer zusätzlicher Lärmschutz für den Bereich Wiesloch gefordert, zumal neue Baugebiete vom permanenten Lärmpegel der A 6 betroffen sind.