Mühlhausener Bachausbau soll bis zur Kerwe fertig sein
Der Hochwasserschutz in der Ortsmitte war Thema im Gemeinderat. Der Bachausbau würdigt Mühlhausens Wahrzeichen.

Aufwendige Umgestaltungsarbeiten stehen am Waldangelbach in Mühlhausen an. Hauptzweck ist der Hochwasserschutz, in dessen Rahmen das Gewässer auch ökologisch aufgewertet werden soll. Darüber hinaus soll das historische Wehr der "Oberen Mühle" erhalten werden. Fotos: Pfeifer
Mühlhausen. (seb) "Wir sind auf einem guten Weg", erklärte Josef Zöllner vom Wieslocher Abwasser- und Hochwasserschutzverband in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Mühlhausen, als er noch einmal auf die Hochwasserschutzmaßnahmen mit Ausbau des Waldangelbachs in der Ortsmitte einging. Vorbereitende Arbeiten, etwa das Fällen von Bäumen und Sträuchern am Bachufer, sollen ihm zufolge bis Februar 2017 erfolgen. Dann können die Baumaschinen anrücken und bis zur Kerwe will man die Gesamtmaßnahme abgeschlossen haben - damit das traditionelle "Entenrennen" im neu gestalteten Bachlauf stattfinden kann.
Wie naturnah und lebendig der sein wird, zeigte Zöllner anhand verschiedener Grafiken auf. Neben der Aufweitung von möglichen 13 auf 32 Kubikmeter pro Sekunde zum Schutz vor einem hundertjährlichen Hochwasser plus Klimazuschlag stand vor allem die ökologische Aufwertung im Fokus.
Und die Geschichte: Ein wichtiges Thema waren die Mühlen, denen die Gemeinde nicht zuletzt ihren Namen verdankt. Nachdem nicht nur eine, sondern drei Denkmalbehörden, Karlsruhe, Heidelberg und Stuttgart, ihre Anregungen eingebracht hatten, fand man eine Kompromisslösung zum Erhalt der historischen Anlagen der Oberen Mühle, die laut Zöllner ihr Wasserrecht abgegeben hat.
Das alte Wehr der Unteren Mühle wird durch ein modernes mit Stromerzeugung ersetzt und abgebrochen, die Steine aber werden geborgen, um sie für den Erhalt des Oberen Wehrs einzusetzen, das in besserem Gesamtzustand ist. Schautafeln sollen später über die Bedeutung der Mühle für den Ort informieren.
"Wir machen mehr als Hochwasserschutz, wir verbessern das Wohnumfeld und steigern die Aufenthaltsqualität und den ökologischen Wert", so Zöllner, der auch auf Sicherung und Bepflanzung der Ufer, eigens gestaltete Stellen, die zum Erleben des Bachs einladen, neue Biotope sowie Maßnahmen, um am und im Wasser vorkommenden Tieren das Leben zu erleichtern, einging. Unerwartet in das Gesamtprojekt aufnehmen musste man eine Sanierung: Die Brücke der Bahnhofstraße ist Zöllner zufolge in die Jahre gekommen. Er stellte auch verschiedene Wasserspielgeräte für den angedachten Spielplatz am Ufer vor.
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Die Würdigung der Geschichte führt aber ebenso wie Brückensanierung, aufwendigere Böschungssicherung und der weitergehende ökologische Ausgleich zu Mehrkosten von rund 700.000 Euro. Die Gesamtkosten betragen damit rund 2,3 Millionen Euro. Mühlhausen sieht in seinen Haushaltsplänen für dieses und nächstes Jahr einen Baukostenanteil von 460.000 Euro vor. Vom Land gibt es Zuschüsse über 70 Prozent für den Hochwasserschutz und von 85 Prozent für ökologische Maßnahmen.
"Mühlhausen besinnt sich auf seine historischen Wurzeln und holt den Angelbach wieder in seine Mitte", lobte Hans Becker (CDU). Der Bachausbau sei ähnlich bedeutsam wie der Umbau des Rathauses, "auf die Baustelle freuen wir uns mehr als auf die Hauptstraße". Der Bach gehöre schließlich ebenfalls zur Aufwertung des Ortskerns, "es hat sich rentiert, so lange zu planen und so viele Behörden zu beteiligen", so Becker: "Das ist sehr gut angelegtes Geld."
Helga Groß (Freie Wähler) freute sich insbesondere über den Wasserspielplatz und erfuhr auf Nachfrage bei Josef Zöllner, dass sich an neu angelegten Wegen und Inseln im Bach auch die Gelegenheit zum Wassertreten nach Kneipp bietet. Fraktionskollege Bruno Sauer verwies auf das Hochwasser von 1969, das sich "ins kollektive Gedächtnis eingeprägt" habe: Jetzt schütze man sich vor ähnlichen Katastrophen, mache den Bach wieder erlebbar und werte ihn ökologisch auf, während man überdies die Mühlen, "Kulturschatz und Wahrzeichen wie das Tairnbacher Schloss", erhalte.



