Hintergrund - Windpark Lußhardt

24.10.2019 UPDATE: 24.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden

Fragen zum Windpark Lußhardt

> Maße und Leistung: Die zehn geplanten Windkraftanlagen haben laut Simon Schunter eine Nabenhöhe von 164 Metern und erreichen inklusive Rotor eine Gesamthöhe von fast 240 Metern. Ihre Leistung liegt bei jeweils 4,5 Megawatt, insgesamt könnte der Windpark 74 Millionen Kilowattstunden pro Jahr bringen, das ist rechnerisch genug, um 21.000 Haushalte mit Strom zu versorgen und spart Schunter zufolge 50.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Ausgelegt sind die Anlagen auf eine Betriebsdauer von 20 Jahren. Die Fundamente sind 3,5 Meter tief und haben einen Durchmesser von 26 Metern, erklärte Susanne Alte. Nach aktuellem Stand, so Schunter, komme man ohne "Pfahlgründung", also tiefere Eingriffe in den Boden aus. Der Untergrund sei fest genug, sagte auch Egbert Adam. Auf Zweifel an der Standsicherheit erwiderte man, dass ähnliche Windanlagen auch schwachen Erdbeben, die in der Region durchaus vorkommen können, oder Orkanen widerstanden hätten.

> Wieso dieser Standort? "Wir haben nicht mehr Raum für den Windpark", sagte Simon Schunter mit Blick auf die Windenergie-Zonen, die die beteiligten Gemeinden ausgewiesen hatten. Die Abstände zur Bebauung seien vorgeschrieben. André Baumann ergänzte, dass Baden-Württemberg reich an Wald sei, über 30 Prozent betrage der Anteil an der Landesfläche, da sei es unausweichlich, dass solche Projekten auch in Wäldern entstehen.

> Folgen einer Havarie: Gefährdungen von Wald und Grundwasser sind nicht völlig auszuschließen, aber selten, sagte André Baumann. Da werde sehr genau geprüft. 1000 Liter Kühlungs- und Schmierstoffe - "aber nicht alle wassergefährdend" enthalte ein Windrad, erklärte Roland Buschhaus von der Herstellerfirma. Für den Störfall gebe es Auffangvorrichtungen. "Wir spielen alle Notfall-Szenarien durch", erklärte Egbert Adam, für die Genehmigung seien diverse Risikoanalysen notwendig. Es gebe eine Sicherheitszone um jedes Windrad zum Schutz des Waldes. Und da man die Boden- und Grundwassereigenschaften ermittle, könne man rechtzeitig reagieren, wenn Schadstoffe hineingelangten. Durch "Absperrbrunnen" etwa könne das Grundwasser saniert werden, so Adam. Außerdem gebe es ein Brandschutzkonzept, ergänzte Susanne Alte. Ein so hohes Windrad könne keine Feuerwehr löschen, es müsse kontrolliert abbrennen. Die Auswirkungen könne man aber im Griff behalten, geplant seien auch Schulungen für die Feuerwehren, um nur Wasser zu verwenden, keine eventuell schadstoffhaltigen Löschmittel. André Baumann schloss: "Im Vergleich zu Atom- und Kohlekraftwerken wie in Philippsburg und Mannheim sind die Gefahren durch Windräder homöopathisch."

> Wirtschaftlichkeit: "Es weht hier kein Wind" lautete ein Kritikpunkt. Aber: "Wir wollen Geld verdienen", sagte Simon Schunter. Ein Jahr der Messungen habe ergeben, dass der Windpark sich lohne. Am Boden sei der Wind vielleicht nicht spürbar, aber in über 160 Metern Höhe erreiche er im Schnitt 5,6 Meter pro Sekunde. Und für solchen "Schwachwind" seien die ausgesuchten Windräder entwickelt. Windparks entstünden nur, "wo Wind weht", betonte André Baumann. Schunter ergänzte auch, dass man keine staatlichen Subventionen erhalte, nur der tatsächlich ins öffentliche Netz eingespeiste Strom werde vergütet.

> Aufforstung: 6500 Quadratmeter Freifläche muss um jedes Windrad geschaffen werden, erläuterten Susanne Alte und Simon Schunter. Für den Bau selbst werden zunächst sogar 10,5 Hektar Wald gerodet, vier Hektar davon sollen vor Ort wieder renaturiert werden. Die 6,5 Hektar dauerhaft gerodeten Walds müssen "eins zu eins", so das Gesetz, aufgeforstet werden. Aber: Susanne Alte konnte nicht sagen, wo genau die neuen Bäume gepflanzt werden, "wir suchen mit Hochdruck Flächen in der Nähe". Man nehme "viel Geld in die Hand", um über fünf Jahre hinweg sicherzustellen, dass genug Setzlinge überleben: "Den Erfolg müssen wir garantieren." Aus dem Publikum kam der Hinweis, dass der Windpark den Berechnungen nach ein Vielfaches von dem CO2 einsparen könnte, das ein Wald auf der gleichen Fläche speichere.

> Haftung: Bei Insolvenz des Betreibers greift laut Simon Schunter die bei den Genehmigungsbehörden hinterlegte Bürgschaft, damit auch die Entsorgung der Windanlagen finanziert ist. Weitere Fragen betrafen Gefahren durch Infraschall, den Schattenwurf der Windräder und die Beteiligung der Bürger. Neben Argwohn gegenüber der Neutralität der Gutachter gab es auch Kritik an der Bundespolitik und der Energiewende generell.