Waibstadt

Mediziner Argun Aldanmaz arbeitet in seiner Freizeit im Impfzentrum

"Wenn wir gebraucht werden, sind wir da" - Einziger Weg zur Normalität

20.01.2021 UPDATE: 21.01.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden
In seiner Praxis gebe es nur ganz selten Maskenverweigerer, sagt Argun Aldanmaz. Wenn er nicht gerade für ein Foto für die Zeitung posiert, trägt auch er immer seine Maske zu Behandlung der Patienten. Foto: Anjoulih Pawelka

Von Anjoulih Pawelka

Waibstadt. Wenn Argun Aldanmaz in den nächsten Wochen erzählt, was er so in seiner Freizeit macht, dann spielt die Corona-Pandemie auch bei ihm eine Rolle. Allerdings nicht wegen der Einschränkungen, sondern der Arzt hilft, wenn er nicht in seiner Praxis tätig ist, beim Impfen in den dafür vorgesehenen Zentren.

Dafür nennt Aldanmaz drei Gründe: Zum einen braucht der Staat die Hilfe der Ärzte. "Wenn wir gebraucht werden, sind wir da", das habe man ihm schon zu Beginn seiner Karriere beigebracht, erzählt der 45-Jährige und fügt hinzu: "Wir helfen gerne." Denn jeder sollte Hilfe leisten, wenn er kann und will. Aber er sieht die Arbeit im Impfzentrum auch als Chance für die tägliche Arbeit in seiner Praxis. So könne er schon einmal Erfahrungen sammeln, wie der Impfstoff wirkt und wie die Patienten darauf reagieren. Das hilft ihm und seinen Kolleginnen dann auch in der Praxis. Und er denkt auch an seine Patienten, die er seit über zehn Jahren in der Praxis in der Neidensteiner Straße behandelt. Für sie sei es einfacher, wenn sie zum Impfen kommen und jemanden sehen, den sie kennen. Das schaffe Vertrauen.

Wie genau seine Arbeit aussehen wird, weiß der Mediziner noch nicht. Die Termine werden ihm in nächster Zeit mitgeteilt. Und auch sein Arbeitsplatz ist ihm bisher noch unbekannt. Er hat sich eingetragen, um im ganzen Rhein-Neckar-Kreis helfen zu können. So kann es sein, dass er nach Sinsheim kommt, aber auch Weinheim wäre zum Beispiel ein möglicher Einsatzort. Was aber schon fest steht: Aldanmaz arbeitet an maximal fünf Tagen im Monat. So impft er dann entweder am Wochenende, an Feiertagen oder mittwochs, wenn er keine Hausbesuche hat. Mögliche Einsatzgebiete sind die Aufklärung der Patienten, die um die 15 Minuten dauert, oder die Impfung an sich. Aber auch für die Beobachtung braucht es Ärzte.

Wie der Allgemeinmediziner gehört hat, gibt es wohl relativ viele Ärzte, die helfen. Teilweise auch welche, die schon in Rente sind. Doch er könne derzeit vieles nur vermuten. Vor einer möglichen Ansteckung hat er keine Angst, sagt aber auch: "Vor dem Virus habe ich Respekt." Daher trifft er auch alle notwendigen Maßnahmen, um sich zu schützen. Als Arzt habe man aber sowieso mit vielen ansteckenden Krankheiten zu tun, doch eine Pandemie habe er selbst natürlich auch noch nicht erlebt. "Wir passen uns als Menschen allen Schwierigkeiten an", sagt er und fügt hinzu, dass man Lösungen finden müsse. Eine dieser Lösungen ist die Impfung. Aldanmaz hofft auf eine Herdenimmunität, damit es wieder Erleichterungen geben kann.

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Als Zusatzbelastung sieht Aldanmaz seine Arbeit am Wochenende nicht. Statt zu Hause zu sitzen, impft er lieber. Und auch das Geld spielt für ihn keine Rolle. Immerhin bekommen die Ärzte laut Kassenärztlicher Vereinigung Baden-Württemberg 130 Euro pro Stunde für ihre Arbeit im Impfzentrum. Medizinisches Fachpersonal wird mit rund 28 Euro pro Stunde entlohnt, deutlich mehr als der durchschnittliche Stundenlohn einer Krankenschwester.

Für Aldanmaz gibt es eigentlich keine Alternative zur Impfung. Sie sei der einzige Weg zur Normalität. Trotzdem betont er, dass jeder selbst entscheiden könne, ob er sich impfen lässt oder nicht. Keiner werde gezwungen. Er selbst lässt sich impfen. Eigentlich ist er als Hausarzt in Kategorie zwei eingeteilt. Das heißt, nachdem die über 80-Jährigen an der Reihe waren, käme er dran. Nun, da er im Impfzentrum arbeitet, bekommt er die Spritze schon früher. In den Impfstoff hat er Vertrauen. Über die Sicherheit würden Experten entscheiden, und wenn da nicht alle Tests gemacht worden wären, wäre das Präparat auch nicht zugelassen worden, ist sich Aldanmaz sicher. Es seien ja auch schon Millionen von Menschen geimpft worden. Was die langfristige Wirkung betrifft, müsse man abwarten und Experten als Informationsquelle nehmen. Aldanmaz sieht Impfungen an sich als Wunder der Medizin an, weil man damit unheilbare Krankheiten verhindern oder den Krankheitsverlauf beeinflussen kann. Immerhin gebe es die Impfungen schon seit dem Jahr 1796, und die moderne Medizin habe sich immer weiterentwickelt. Und außergewöhnliche Zeiten bedürften außergewöhnlicher Maßnahmen.

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