Von Falk-Stéphane Dezort
Eppingen-Rohrbach. Für Chiara Autenrieth ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Vom beschaulichen Eppinger Stadtteil Rohrbach ging es für sie hinaus in die große Welt des Musikbusiness nach Berlin. Die 20-jährige Auszubildende hat an "The Voice of Germany" teilgenommen.
Bei der Castingshow zählt nicht das Aussehen, das Outfit oder die Bühnenperformance, sondern ganz allein die Stimme. Und mit ihrer hat sie sich in die Herzen der Jury - Rea Garvey, Rapper Sido, Alice Merton und Mark Forster - gesungen.
"Ich habe es mir schon länger überlegt, mich zu bewerben. Ich hab die Sendung seit der ersten Staffel verfolgt", sagt die 20-Jährige im Gespräch mit der RNZ. Ihre Freunde und ihre Familie hätten es ihr schon öfter gesagt, dass sie es probieren solle. "Ich habe mich aber eigentlich nie getraut."
In einer kalten Novembernacht um halb vier habe sie 2018 dann aber doch beschlossen, ihr Glück zu versuchen und ihre Bewerbung einzureichen. "Nachts macht man sich mehr Gedanken. Dann habe ich mir gedacht ,warum nicht? Wenn nicht jetzt, wann dann?‘"
So nahm sie in Stuttgart am ersten Casting teil und hatte prompt Erfolg. In drei Runden setzte sie sich gegen die Konkurrenz durch und wurde zum zweiten Casting nach Berlin eingeladen. Ob sie aber an den "Blind Auditions", der ersten Runde in der Show, teilnehmen darf, erfuhr sie dort noch nicht.
Dies geschah erst ein paar Wochen und viele Anrufe zwischen Produktionsfirma und Papa Matthias Autenrieth später. An einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Uhrzeit sollte Chiara mit einem Anruf von Moderator Thore Schölermann überrascht werden. Dafür wurde sie auf eine Schafweide gelockt.
Dort warteten ihre Freunde, Familie und ein stolzer Vater ganz unauffällig mit einer Kamera, um das Ganze zu filmen. "Man wird wirklich überrascht. Das ist nicht gespielt", betont Chiara. Die Freude nach der Zusage zur Teilnahme an der Show kannte keine Grenzen.
Nun hieß es aber auch üben, üben, üben, damit das Lied "Yours" von Ella Henderson zu den "Blind Auditions" auch perfekt sitzt. "Ich habe das Lied rauf und unter gesungen", sagt Chiara, die seit ihrem elften Lebensjahr Gesangsunterricht nimmt. Auch in Berlin habe sie vor ihrem Auftritt noch mit "Vocal Coaches" des TV-Sendung trainiert. "Die arbeiten echt gut mit einem."
Bei "The Voice of Germany" zählt in der ersten Runde allein die Stimme der Talente, um die Juroren von sich zu überzeugen. Gefällt ihnen, was sie hören, drücken sie auf einen großen roten Buzzer und drehen sich ganz wirkungsvoll für die TV-Kameras mit ihren Stühlen zu den Kandidaten um.
Bevor es für die Talente auf die Bühne geht, stehen sie einige Sekunden hinter der großen Leinwand. "Ich war noch nie so nervös", blickt Chiara zurück. "Ich bin vor Auftritten immer nervös, aber nicht so arg, dass mir schlecht ist. Ich kann das gar nicht beschreiben. So wie ich mich in diesem Moment gefühlt habe, habe ich mich noch nie gefühlt." Sie habe sich dann nur gedacht: "Einfach raus, singen, und wieder gehen."
Ihrem Auftritt, es war nach der Abi-Zeugnisverleihung am Hartmanni-Gymnasium erst ihr zweiter vor größerem Publikum, hat die Nervosität nicht geschadet. Drei Coaches drückten den Buzzer und buhlten um die 20-Jährige. Während Sido und Mark Forster schmeichelnde und lobende Worte fanden, war Alice Merton sprachlos und verhaspelte sich beim Versuch, Werbung für ihr Team zu machen. "Ich hatte vorher keinen Trend , zu wem ich gehe. Erst habe ich gedacht, ich gehe zu Sido. Aber ich habe mich dann frei aus dem Bauch heraus doch für Alice entschieden."
Unzählige Male habe sich Chiara das Video von ihrem Auftritt inzwischen angeguckt. "So oft bis ich es auswendig konnte", scherzt sie. Ihrem Opa kamen, während sie sang, voller Stolz die Freudentränen. "Ich habe meinen Opa noch nicht oft weinen sehen. Das war einer dieser Momente", sagt sie sichtlich stolz.
Nach der TV-Ausstrahlung ihrer "Blind Audition" am 3. Oktober habe sie ihr Handy erst mal ausgeschaltet, so viele Nachrichten habe sie bekommen - lauter positive. Ihre Freundinnen hatten sogar am Ortsschild ein Laken gespannt, auf dem der Ausstrahlungstermin stand. "Es war ein schönes Gefühl. Das bestätigt, dass es gut ist, was man macht." Ihr Auftritt wurde bei Youtube inzwischen mehr als 178.000 Mal aufgerufen.
In Rohrbach wurde sie schnell zum Dorfgespräch. Es ist nahezu ein Wunder, dass von ihrer Teilnahme im Vorfeld nichts durchgesickert war. "Ich musste mich echt zusammenreißen, nix zu sagen. Es hat sich nichts verbreitet. Und das ist schwer, vor allem im Dorf."
Nach ihrem Erfolg bei den "Blind Auditions" ging es im Wettbewerb mit den "Battles" weiter. Zwei Talente singen auf der Bühne, aber nur eines kommt in die nächste Runde. Dafür wurde Chiara von Alice Merton ein Gesangspartner zugeteilt. Ein Problem, mit einem Partner auf der Bühne zu stehen, habe Chiara nicht. Ganz im Gegenteil: "Das gibt Sicherheit, wenn noch jemand dabei ist." Zusammen mit ihrem Coach und ihrem "Gegner" habe sie sich intensiv auf die nächste Runde vorbereitet. Wie ihr Auftritt gelaufen ist, wollte und durfte sie aber noch nicht verraten
Gegen wen Chiara Autenrieth in den "Battles" antreten musste, und ob es die 20-Jährige in die "Sing-Offs" geschafft hat, sieht man am heutigen Sonntag ab 20.15 Uhr auf Sat. 1. Wie schon zur ersten TV-Ausstrahlung gibt es dann bei den Autenrieths wieder ein Public Viewing mit Freunden und Verwandten.