TSG Hoffenheim

Matthias Bauer fährt den Mannschafts-Bus seit 20 Jahren

Hansi Flick hat ihn 2003 geholt. Als der Motor startete, fiel auch der Siegtreffer.

15.05.2022 UPDATE: 16.05.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden
Matthias Bauers’ Fracht ist meistens hunderte Millionen Euro Wert: Er chauffiert die Profis der TSG durchs Land. Foto: Of

Sinsheim. (of) Im Jahr 2003, als die TSG Hoffenheim noch in der Regionalliga-Süd unterwegs war, trat Hansi Flick an Matthias Bauer heran und fragte ihn,ob sein Unternehmen einen Mannschaftsbus für die TSG bereitstellen könne. "Wir wurden uns einig, und so gab es den ersten Hoffenheimer Mannschaftsbus mit speziellem Innenausbau für die Fußballer", verrät der heute 62-jährige KFZ-Meister, der in Offenbach am Main geboren wurde und in Mühlheim lebt.

Der frühere Fußballer und Trainer Uwe Stöver, der ihn aus gemeinsamen Zeiten aus Mainz kannte, hatte Bauer zuvor empfohlen. Zunächst war der Mann, der in seiner Freizeit gerne singt, in diversen Gewässern abtaucht und früher auch Mannschaftsbusse bei Kickers Offenbach, Mainz 05 oder dem 1. FFC Frankfurt steuerte, lediglich Vertragspartner der 1. Mannschaft. "Inzwischen werden alle Hoffenheimer Teams mit den insgesamt vier Bussen meines Unternehmens befördert, wobei es neben mir noch zwei fest angestellte Fahrer sowie vier Aushilfsfahrer gibt", sagt Bauer.

Die 14 Meter langen Busse haben 500 PS und automatisierte Schaltgetriebe. Schon lange ist Bauer nicht mehr "nur" der Busfahrer, sondern gehört dem Funktionsteam an und greift zu, wo Not am Mann ist. "Die Zusammenarbeit mit den Vereinsfunktionären nach vielen, gemeinsamen Jahren ist von beiden Seiten absolut vertrauensvoll", sagt Bauer, der bei den Heimspielen direkt neben der Auswechselbank sitzt. "Die Wochen- und Monatspläne werden in erster Linie von der DFL vorgegeben. Die Feinabstimmung erfolgt mit Team-Manager Max Vollmer."

Wie für den zweifachen Vater ein Spieltag abläuft? "Schon am Vortag wird die ganze Ausrüstung zum Stadion transportiert. Nach dem Spiel und Ausräumen der Kabine geht es zurück nach Zuzenhausen." Zudem werde Profis seit Corona-Beginn die Möglichkeit gegeben, ihr Auto an der Arena zu parken und mit dem Bus zum Anschwitzen ins nahe Trainingszentrum mitzufahren. "Bei den Auswärtsspielen läuft es analog zu den Heimspielen, nur dass die Entfernungen größer sind und die Fahrt für mich länger dauert", erklärt Bauer. Im Bus gebe es übrigens keine festgelegten Plätze für die Profis, da insgesamt lediglich 34 Plätze vorhanden sind und auch das Funktionsteam mitfährt.

Und wie sind die Jungs drauf, vor und nach dem Spiel? "Jeder Mensch hat seine Marotten, und über diese spricht man nicht", sagt Bauer lachend, der früher sogar eigene TSG-Autogrammkarten hatte. Bei großen Entfernungen oder Europapokalspielen fliegt die Mannschaft, und Bauer startet mit dem ganzen Gepäck, das mehr als eine Tonne wiegt, oftmals schon ein, zwei Tage zuvor. "Dies ist die kostengünstigste, sicherste und auch klimafreundlichste Lösung, da der Bus sowieso zum Spielort fahren muss, um die Kicker vom Flughafen oder Hotel abzuholen und ins Stadion zu bringen."

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Ob es in den zwei Jahrzehnten auf der Autobahn Pannen oder gar Unfälle gab? "Natürlich jede Menge Staus und auch den einen oder anderen kleinen Unfall, jedoch stets ohne Mannschaft", sagt Bauer. In der ganzen Zeit habe er lediglich zwei Mal durch verschiedene Umstände das Team nicht am Flughafen abholen können und vor Ort für einen Ersatzbus gesorgt. "Eine gravierende Panne gab es beim Pokalspiel 2008 in Chemnitz, als am Morgen der Anlasser des Busses streikte. "Aufgrund des Automatikgetriebes war Anschieben nicht möglich." Also musste die Mannschaft Taxis nehmen. Kurz vor dem Schlusspfiff hatte der hinzugerufene Notdienst zusammen mit dem Fahrzeuglenker einen neuen Anlasser eingebaut. "Als wir den Motor starteten, fiel eine Minute später der Siegtreffer zum 1:0", sagt Bauer.

Die Anfänge seien anders als heute gewesen. Es gab wesentlich weniger TSG-Fans, die weite Entfernungen oder Abendspiele auf sich genommen hätten. "Inzwischen wird die TSG doch sehr wahrgenommen. Teils positiv, teils immer noch angefeindet", meint Bauer. Der Bus sei auswärts auch schon mehrfach beschädigt und einmal sogar "umlackiert" worden. "Keine schöne Sache, ist aber auch schon zehn Jahre her", blickt Bauer zurück. Und aktuell? Die Herausforderungen unserer Zeit würden sicherlich nicht im Sport liegen. "Insbesondere der Krieg in der Ukraine trifft mich sehr, da ich 2018 im Rahmen der Champions-League selbst in Charkiw war und das Land sowie seine Bewohner als sehr freundlich erlebt habe."

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