Der Fahrradweg am Neckar entlang von Heinsheim in Richtung Gundelsheim wird zeitweise gesperrt. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau-Heinsheim. "Wir bringen den Strom von dort, wo er erzeugt wird, dahin, wo er gebraucht wird", sagt Alexander Schilling, Pressesprecher von TransnetBW. Zusammen mit der Firma TenneT planen die Übertragungsnetzbetreiber den Bau der erdverlegten Gleichstrom-Verbindung "Suedlink". Eine 700 Kilometer lange Onshore-Stromtrasse soll künftig erzeugte Energie aus dem Norden bis nach Leingarten transportieren und dabei auch durch den Bad Rappenauer Ortsteil Heinsheim führen.
Bis 2050 sollen mindestens 80 Prozent der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien stammen, so das Ziel der Bundesregierung. Um auch zukünftig eine stabile und sichere Stromversorgung zu gewährleisten, müssen die Stromnetze an die Veränderungen der Erzeugungsstruktur angepasst werden.
Seit 2013 befindet sich das Projekt in Planung. Zunächst sollte Suedlink als Freileitung umgesetzt werden, ehe man Anfang 2016 infolge von neuen Planungsvorgaben und einer Gesetzesänderung auf Erdkabel umstieg. Dabei soll ein möglichst kurzer und gestreckter Trassenverlauf zwischen den Netzverknüpfungspunkten gewählt werden. Alle bestätigten Erdkabel-Korridore werden nun bezüglich ihrer Raum- und Umweltverträglichkeit bewertet. An technisch anspruchsvollen Querungen erfolgen daher Baugrundvoruntersuchungen, die zur Bewertung der technischen Realisierungsmöglichkeit von Unterbohrungen in diesen Bereichen dienen sollen.
Ein geplanter Erdkabel-Korridor des Milliarden schweren Bauprojekts verläuft auch durch Heinsheim. Hier starten die Untersuchungen voraussichtlich Mitte September. Dabei werden Bodenproben mittels Hohlbohrgerät aus bis zu 30 Meter Tiefe entnommen. Nach Abschluss der Bohrarbeiten werden die Bohrlöcher wieder verfüllt. Zeitlich parallel und in unmittelbarer Nähe zu den Kernbohrungen werden außerdem Drucksondierungen durchgeführt. Hierbei wird ein Messkopf an einem Gestänge bis zu 20 Meter in den Boden getrieben. "Wir wollen sehen, wie der Boden aussieht. Wie ist die Bodenstruktur? Welche Steine sind vorhanden?", erklärte Alexander Schilling im Gespräch mit der RNZ.
An einfachen Stellen könne man einen zwei Meter tiefen Graben ziehen und das Erdkabel 1,60 Meter tief vergraben. Bei landwirtschaftlichen Flächen oder Abschnitten mit Nähe zu Gewässern ist dies nicht möglich. Man müsse nun sehen, ob sich die vorgesehenen Abschnitte eignen und sinnvoll sind. "Wenn es schwierig wird, dann müssen wir frühzeitig nach Alternativen suchen."
Rund zwei Wochen sollen die Maßnahmen in Heinsheim in Anspruch nehmen. Jedoch sei dies auch vom Wetter abhängig. "Es rückt kein riesen Bautrupp an. Wir fahren auch nicht über Ackerflächen", versicherte Schilling. "In unseren Augen werden wir nicht groß auffallen." Jedoch könne es dazu kommen, dass öffentliche und private Straßen und Wege sowie temporäre Abstellflächen in Anspruch genommen werden müssen. Sollten bei den Untersuchungen Schäden entstehen, so werden diese ersetzt. "Wir sind zu Gast. Wir wollen es so verlassen, wie wir es vorgefunden haben. Geht ein Randstein kaputt, wird er ersetzt. Gibt es eine Ackerfurche, wird sie ausgebessert."
Die Ergebnisse der Untersuchungen in Heinsheim fließen in die Unterlagen nach Paragraf acht des Netzausbaubeschleunigungsgesetz ein. TransnetBW und TenneT planen, die Unterlagen im ersten Quartal 2019 bei der Bundesnetzagentur einzureichen. Nach einer erneuten Öffentlichkeitsbeteiligung wird der Erdkabel-Korridor zum Abschluss der Bundesfachplanung 2019 von der Bundesnetzagentur verbindlich festgelegt.
2025 soll die 700 Kilometer lange Gleichstrom-Verbindung in Betrieb genommen werden. Ein "sportliches Ziel", wie Schilling zugibt. Derzeit könne man noch nicht sagen, wann die Arbeiten beginnen sollen. "Wir befinden uns mitten im Verfahren. Wir wissen nicht, wann das Projekt planfestgestellt wird." Die Gesamtkosten werden auf rund zehn Milliarden Euro geschätzt, wobei auch hier noch nicht abzusehen ist, wie sich die Preise für Handwerker und Kabelmaterialien wie Kupfer und Aluminium entwickeln. Die Gesamtkosten werden im Anschluss über 40 Jahre auf den Kunden umgelegt.