Stadtansicht von Heilbronn. Foto: Armin Guzy
Heilbronn. (dpa/lsw) Mit strengeren Regeln kämpft Heilbronn seit Mittwoch gegen die Corona-Pandemie an. Mit Blick auf Neuinfektionen belegt die Stadt am Neckar den Spitzenplatz im Südwesten. In der Stadt ist der Warnwert von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen mittlerweile weit überschritten. So lag der Wert nach Angaben des Gesundheitsamtes am Dienstag bei 115,3 Neuinfektionen. Während in und nach den Sommerferien viele Reiserückkehrer das Virus in die Stadt getragen hätten, spiele diese Gruppe zurzeit kaum mehr eine Rolle, sagte eine Sprecherin der Kommune.
"Nach wie vor ist das Infektionsgeschehen in Heilbronn diffus", fügte sie am Mittwoch hinzu. Allerdings würden "zahlreiche familiäre Häufungen" auftreten. Eine Rolle dürften demnach auch Berufspendler spielen, die "die Infektion von Kommune zu Kommune weitertragen", wie die Sprecherin weiterhin am Mittwoch sagte. Unter anderem sei auch eine Flüchtlingsunterkunft betroffen. In der Einrichtung wurden nach Angaben der Stadt 20 Personen positiv getestet. Seiher stehe die Unterkunft unter Quarantäne.
Weil die Zahl der Corona-Neuinfektionen in der Stadt im Südwesten stark angestiegen ist, gilt seit Mittwoch eine Maskenpflicht in der Innenstadt. Mit einer Sperrstunde von 23.00 Uhr an sowie mit einem nächtlichen Alkoholverkaufs- und Konsumverbot zwischen 22.00 Uhr und 6.00 Uhr will die Stadt einer alkoholbedingten Vernachlässigung von Maskenpflicht und sozialer Distanz entgegentreten. Bei privaten Veranstaltungen dürfen sich nur noch bis zu zehn Personen treffen. Dabei spielt es keine Rolle, ob private oder gemietete Räume genutzt werden. Der Stadt zufolge unterstützen seit Dienstag außerdem Bundeswehrsoldaten das Gesundheitsamt beim Aufspüren von Infektionsketten.
Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) appellierte an die Bevölkerung, die Regeln zum Schutz jedes Einzelnen konsequent einzuhalten. "Nur so kann die weitere schnelle Ausbreitung des Virus gestoppt werden. Vorsicht, Rücksicht und solidarisches Miteinander sind das, worauf es jetzt am meisten ankommt", teilte er auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Es bestehe kein Grund zur Panik oder Hysterie.
Im Heilbronner Klinikum am Gesundbrunnen waren insgesamt 16 Patienten mit positivem Befund stationär behandelt. Zwei von ihnen wurden intensivmedizinisch betreut, wie ein Sprecher des Klinikums mitteilte. Einschränkungen bei geplanten Operationen und ambulanten Behandlungen fänden bislang nicht statt. Dies sei aufgrund der aktuellen Zahl der Coronapatienten noch nicht erforderlich.
Update: Mittwoch, 21. Oktober 2020, 17.03 Uhr
Heilbronn. (y) Aufgrund des stark steigenden Infektionsgeschehens in Heilbronn gelten in der Stadt Heilbronn ab Mittwoch, 21. Oktober, weitere Einschränkungen, die die am Montag in Kraft getretenen Corona-Regeln des Landes teilweise konkretisieren. Unter anderem wird eine Sperrstunde für die Gastronomie eingeführt. Die neuen Regeln orientieren sich an einem Erlass des Sozialministeriums Baden-Württemberg für besonders betroffene Orte und werden am Dienstag, 20. Oktober, in einer Allgemeinverfügung auf der städtischen Webseite unter www.heilbronn.de/coronavirus veröffentlicht.
Am Montag hat das Landesgesundheitsamt für die Stadt Heilbronn erstmals eine dreistellige Sieben-Tages-Inzidenz gemeldet, nämlich 104,3 nachweislich Infizierte pro 100.000 Einwohner. Am Sonntag hatte der Wert noch bei 80,6 gelegen und war zu diesem Zeitpunkt bereits der höchste im Land. Inzwischen hat sich der Abstand zu ebenfalls stark betroffenen Regionen wie Stuttgart (80,5) oder dem Landkreis Esslingen (80) weiter vergrößert.
Ab Mittwoch dürfen in der Stadt Heilbronn, wie bisher, nur bis zu zehn Personen zu privaten Veranstaltungen treffen. Anders als die Landesregelung sieht die Stadt allerdings keine Ausnahmen für Verwandte vor. Analog zu privaten Veranstaltungen dürfen sich Personen nur noch zu zehnt treffen. Die am Freitag eingeführte Maskenpflicht in den Fußgängerzonen der Innenstadt und auf Märkten unter freiem Himmel bleibt bestehen. Auch hier sieht die Stadt keine Ausnahmen vor. Neu hinzu kommen eine Sperrstunde für die Gastronomie ab 23 Uhr. Außerdem darf außerhalb der Gastronomie zwischen 22 und 6 Uhr kein Alkohol verkauft oder im öffentlichen Raum konsumiert werden.
"Die Regeln zielen vor allem auf die Bereiche ab, die bislang wenig geregelt waren und in denen das Risiko besonders hoch ist, das Virus zu verbreiten", begründet Oberbürgermeister Harry Mergel. "Das ist vor allem der private Bereich und da, wo es aufgrund steigenden Alkoholkonsums zur Nichteinhaltung der Abstände und zur Verletzung der Maskenpflicht kommt. Deshalb greifen wir hier ein – immer in der Absicht noch schärfere Regeln vermeiden zu können."
Bis Montagabend wurden in der Stadt Heilbronn 943 Infektionen mit dem Coronavirus verzeichnet, ein Zuwachs von 34 Fällen, Tendenz steigend. Anders als im Sommer konzentriert sich das Infektionsgeschehen nicht mehr auf eine Gruppe, die Reiserückkehrer. Vielmehr ist die Ausbreitung mittlerweile diffus. Es gibt viele familiäre Häufungen. Eine weitere Häufung gibt es der Stadt zufolge in einer Flüchtlingsunterkunft. Hier sind 20 Personen positiv getestet. Die Einrichtung steht unter Quarantäne.
Die neue Allgemeinverfügung tritt erst außer Kraft, wenn die Sieben-Tages-Inzidenz von 50 Neuinfektionen mindestens sieben Tage in Folge für den Stadtkreis Heilbronn unterschritten wird.