Von Tim Kegel und Christian Beck
Sinsheim/Zuzenhausen. Erdkröten, aber auch immer wieder prächtige Feuersalamander, große Grasfrösche, kleine Berg- und Teichmolche: Viele heimische Amphibien sind hier schon in Massen gestorben. Zwar wird die Verbindungsstraße zwischen Zuzenhausen und Horrenberg zur Zeit der Krötenwanderung im zeitigen Frühling immer wieder zwischen 19 Uhr und 8 Uhr gesperrt. "Doch zu wenige Autofahrer halten sich daran", sagt Manuela Fleck vom Vorstand des Nabu-Sinsheim. Seit zwei Jahren hilft deshalb ein Krötenschutzzaun dabei, die Zahl getöteter Amphibien zu reduzieren. Aufgebaut wurde er bereits vor über einer Woche. Und in Kürze könnte es mit der Amphibienwanderung nun auch losgehen, schätzen die Nabu-Verantwortlichen - das milde Wetter macht’s möglich.
Beim Aufbau jedoch war’s bitterkalt, und über das Feldstück kurz hinter dem Trainingszentrum der TSG 1899 Hoffenheim pfiff ein schneidender Wind. Jörg Fürstenberger, der die Aktion koordiniert, war deshalb froh, dass 20 Frauen und Männer beim Aufbau des Zauns mithalfen. Ein Drittel von ihnen stammt aus Zuzenhausen, idealerweise "schafft man es, die örtliche Bevölkerung einzubinden", schildert Fürstenberger. Und die ist auch während der Krötenwanderung gefordert: Immer morgens gegen 8 Uhr werden die im Grünstreifen neben der Straße eingegrabenen Eimer kontrolliert.
In Zuzenhausen quert der Weg der Amphibien zu ihren Laichplätzen ein rund 600 Meter langes Teilstück der Horrenberger Straße. Abgelaicht wird in den Fischteichen des örtlichen Anglervereins. Rund 2500 Erdkröten haben die Helfer im vergangenen Jahr aus den Eimern geholt und in die Teiche gesetzt.
"Es sah vorher aus wie auf einem Schlachtfeld", erinnert sich Fürstenberger an die Zeit, als noch kein Zaun gestellt wurde. "Ein Großteil der Krötenpopulation" fand unter Autoreifen ein jähes Ende. Man musste was tun, war man sich damals im Nabu einig, fand Gehör bei Polizei und Ordnungsamt. Seither fänden immer wieder auch Stichpunktkontrollen zur Einhaltung des Durchfahrverbots statt. Und auch Geschwindigkeitsmessungen soll es geben.
Trotzdem werde die Straßensperrung von einigen Autofahrern immer noch ignoriert. Helferin Manuela Fleck spricht von rüpelhaftem Verhalten: "Manche treten noch einmal extra aufs Gaspedal, wenn sie uns sehen." Inzwischen dürften keine Kinder mehr mithelfen - "zu gefährlich", trotz der eigentlich gesperrten Strecke.
Manche Autofahrer wiederum passierten das Wegstück mit größter Vorsicht im Schleichgang, um die Amphibien nicht zu gefährden. Doch auch das sei nicht genug, erklärt Fürstenberger: Selbst wenn Kröten nicht unter, sondern zwischen die Räder kämen, überlebten sie dies so gut wie nie. Schon bei Tempo 30 reiche der unter dem Fahrzeug aufgebaute Druck aus, um die Lungen der filigranen Tiere platzen zu lassen.
Die Rückwanderung im Sommer wird nicht kontrolliert. Sie finde "nicht so geballt" statt wie zur Paarungszeit und verteile sich über Wochen, manchmal Monate. Da das Ablaichen dann außerdem schon stattgefunden hat, seien die Verluste bei der Rückwanderung für die Population zu verkraften. "Ideal wären ohnehin Amphibientunnel" unter der Straße hindurch, "aber das durchzusetzen, wird wohl noch einiges an Zeit brauchen", vermutet Fürstenberger.
Info: Wer sich bei der Krötenwanderung als Helfer einbringen möchte, kann sich per E-Mail unter info@nabu-sinsheim.de melden.