Symbolfoto: Rhein-Neckar-Kreis
Sinsheim/Kraichgau. (cbe) In Kalifornien brennen ganze Landstriche. Wäre das auch rund um Sinsheim oder im restlichen Kraichgau möglich? Eher nicht, sagen sowohl Gesamtkommandant Michael Hess als auch Dietmar Weiland, Forstrevierleiter im Stadtwald.
Hess kann sich an einen einzigen Waldbrand erinnern: Bei Hasselbach, vor einigen Jahren, am Waldrand in der Nähe des Neubaugebiets, hätten 40 bis 50 Quadratmeter gebrannt. Die Feuerwehr habe alles schnell im Griff gehabt. Und auch Weiland erinnert sich lediglich an "kleine Brandherde".
Das liegt vor allem am Baumbestand. Denn der Kraichgau verfügt traditionell über einen hohen Anteil Laubwald: 78 Prozent sind es auf Sinsheimer Gemarkung, berichtet Weiland. Im Gegensatz zum Nadelwald ist hier die Brandgefahr deutlich geringer. Denn während Nadelbäume die abgestorbenen Äste behalten, falle bei Laubbäumen das schnell brennende Totholz zu Boden, erläutert Weiland. Zudem finden sich beispielsweise in Kiefernwäldern viele Nadeln auf dem Boden, die schnell brennen, erläutert Hess. In Gebieten, in denen viele Nadelbäume wachsen, ist der Boden zudem häufig sandig und daher trocken, beispielsweise in der Rheinebene. All dies trifft auf den Kraichgau kaum oder gar nicht zu.
Doch wie sieht die Situation in Anbetracht der massiven Trockenheit aus? Weiland spricht "vom dritten trocken-heißen Sommer in Folge", bei dem sogar die hier traditionell heimischen Baumarten Buche und Eiche darben und krank werden. "Die Gefahr ist nun etwas größer", sagt der Forstrevierleiter. Momentan sei auch im Wald der Boden trocken. Außerdem liege immer mehr Totholz im Wald. Dies sei durchaus gewünscht, da sich darauf Pilze und Insekten ansiedeln und so massiv zum Artenreichtum beitragen. Auf der anderen Seite brenne eben jenes Totholz aber auch schneller.
Im Brandfall sei die Feuerwehr aber gut gerüstet, betont Hess – auch wenn die Versorgung mit Löschwasser im Wald schwieriger ist. Mittlerweile hätten alle Wehren ein Fahrzeug mit Wassertank. Die Abteilung Sinsheim verfüge über ein Tanklöschfahrzeug mit 5000 Liter Fassungsvermögen. Zudem sei in Waldangelloch ein "Löschfahrzeug Katastrophenschutz" stationiert, das über 600 Meter Schlauch und einen Faltbehälter verfüge, der aufgestellt werden kann und 5000 Liter Löschwasser fasst. Mit Hilfe eines Pendelverkehrs könne dieser Behälter vor Ort immer wieder befüllt werden.
Ein weiteres "Löschfahrzeug Katastrophenschutz" soll künftig in Hoffenheim stationiert werden. Bestellt ist es. Geliefert wird es laut Hess voraussichtlich erst im Mai 2022. "Aber ist in Zukunft überhaupt noch genug Wasser zum Löschen vorhanden?", fragt der Sinsheimer Karlheinz Hofmann kritisch. Auch er betont, dass ein Waldbrand im Kraichgau unwahrscheinlich sei und kritisiert, dass häufig die Grillstellen gesperrt werden. Weiland und Hess hingegen verteidigen diese Maßnahme.
Außerdem gebe es noch einen großen Unterschied, betonen Hess und Weiland: Während in den USA große Waldstücke nicht erschlossen sind, gibt es im Kraichgau viele Wege, die es der Feuerwehr erlauben, schnell vor Ort zu sein.
Trotz allen Einschränkungen haben Feuerwehrleute und Förster das Thema aber im Fokus, betonen sie. So sei Forstbezirksleiter Philipp Schwegler deshalb bereits auf der Wache gewesen, erklärt Hess. Zudem habe es einen Austausch mit dem Waldbrandexperten Prof. Johann Goldammer gegeben.