Dunkle Wolken über Sinsheim: Die Lage ist laut Kämmerer Ulrich Landwehr gut. Allerdings sei zu überdenken, ob sich Sinsheim weiterhin so rasant entwickeln könne – die Wolken am Konjunkturhimmel könnten sich auch auf die städtischen Finanzen auswirken. Foto: Tim Kegel
Von Christian Beck
Sinsheim. "Was können wir uns zukünftig eigentlich leisten?" Diese Frage aus der Haushaltsrede von Kämmerer Ulrich Landwehr zeigt: Die fetten Jahre könnten vorbei sein. Mit einer Gegenstimme und sechs Enthaltungen beschloss der Gemeinderat den städtischen Haushalt 2020 mit großer Mehrheit. Hier die Zusammenfassung:
> Die Eckdaten: Der Haushalt umfasst 125 Millionen Euro und schließt mit einem voraussichtlichen Minus von 1,6 Millionen. 28,7 Millionen Euro sind für Investitionen vorgesehen, 28,6 Millionen für Personalkosten. Über 42 Millionen Euro sind für Transferaufwendungen geplant, rund 15,4 Millionen davon machen die Kreisumlage aus. Die voraussichtlichen Abschreibungen belaufen sich auf 4,4 Millionen Euro.
> Schulden: 7,7 Millionen Euro neue Kredite sind eingeplant. Dass in guten Zeiten Schulden gemacht werden sollen, lehnt Georg Trunk (CDU) ab und stimmte deshalb gegen den Haushalt. Kämmerer Landwehr kalkuliert allerdings eher vorsichtig: Seit 2012 hat die Stadt zwar Kredite eingeplant, hat diese aber nie aufgenommen. Vielmehr konnten stets Schulden abgebaut werden. Der momentane Schuldenstand liegt im Kernhaushalt bei etwa 500 Euro pro Kopf. Allerdings lassen laut Landwehr Kreditverträge einen schnelleren Schuldenabbau nicht zu.
> Einnahmen: 93,3 Millionen Euro Erträge sind eingeplant, rund 83,5 Millionen davon sind Steueren und Zuweisungen. Die Gewerbesteuer macht mit 23 Millionen einen wichtigen Teil davon aus. Doch gerade hier wirken sich "dunkle Wolken am Konjunkturhimmel", wie sie in der Sitzung mehrfach erwähnt wurden, deutlich aus.
> Investitionen: Viele geplante Maßnahmen werden abgeschlossen oder umgesetzt: Darunter fallen eine letzte Rate für die Stadthalle sowie Gelder für die Sanierung der Kraichgau-Realschule, die Erweiterung der Theodor-Heuss- und der Wingertsbergschule und für den Neubau des Kindergartens Sinsheim-Süd. Darüber hinaus finden sich unter anderem Mittel für die Sanierung der Waldangellocher Ortsdurchfahrt und den Kreisverkehr in der Neulandstraße im Haushalt.
> Die Aussichten sind laut Landwehr nicht ganz so vielversprechend: Der Kassenbestand erreicht im kommenden Jahr voraussichtlich die Nulllinie. Und die Konjunktur zeige eine Abkühlung. Die fetten Jahre sind laut Landwehr "eindeutig vorbei". In den zurückliegenden Jahren sei sehr viel Geld sinnvoll investiert worden. Die Geschwindigkeit, mit der die Infrastruktur Sinsheims künftig weiterentwickelt werden soll, ist laut dem Kämmerer aber "zu überdenken".
> Und sonst? Laut Ortsvorsteher Rüdiger Pyck ließ eine Fehlfunktion der Heizung viele Gemeinderäte und Besucher in der Schindwaldhalle frösteln. Pyck selbst sorgte mit einem warmen Essen für Ausgleich, der Musikverein Steinsfurt steuerte ein großes Kuchenbüffet bei. Auf Anregung von Gemeinderat Stefan Schubert wurde für das Behindertenheim in Barcs gesammelt – 800 Euro für Hygieneartikel kamen zusammen.