Viel Hirnschmalz investierten die Sinsheimer Schüler in den Bau ihres Roboters für den First-Lego-League-Wettbewerb. Foto: privat
Von Christiane Barth
Sinsheim. Was macht ein Astronaut, wenn ihm langweilig ist? Und kann man im Weltall "Quidditch" spielen? Eine von vielen kniffligen Fragen, mit denen sich sechs Jugendliche des Wilhelmi-Gymnasiums beschäftigt haben. Und zwar nicht einfach so: Im Rahmen eines Förderprojekts landeten sie in einem Zwischenfinale aus 600 Teams in ganz Zentraleuropa auf dem 23. Platz.
Was soll die Bastelei bringen? Die Schüler sollen in die Rolle eines Wissenschaftlers schlüpfen, strategisch denken und handeln wie die Ingenieure, lautet die Vorgabe aus der Ausschreibung. Zu Stärkung der jugendlichen Motivation wurde auf Quidditch zurückgegriffen. Das ist die Sportart, die Harry Potter und andere Zauberlehrlinge in den Romanen von Joanne K. Rowling ausüben.
Funktioniert Quidditch auch im Weltall? Ingo Huber, Elektroingenieur und Coach des Sinsheimer Teams, erklärt, was es mit der "First-Lego-League", so der Name des Bildungsprogramms für Teilnehmer im Alter von zehn bis 16 Jahren, auf sich hat: "Es geht darum, Kinder und Jugendliche in einer sportlichen Atmosphäre an Wissenschaft und Technologie heranzuführen und sie dafür zu begeistern." Ein Ansporn soll der Wettbewerb sein, "komplexe Aufgaben mit kreativen Lösungen zu bewältigen". Praktische Erfahrungen sammeln statt Theorie pauken also. Eine Kombi ist das Programm außerdem zwischen Forschungswettbewerb und "Sportevent". Die Sinsheimer Tüftler sind zum dritten Mal dabei und haben eine starke Konkurrenz: Weltweit nehmen 23.000 Teams an diesem Förderprogramm, das sich über mehr als 70 Länder ausdehnt, teil.
Spaß und Fantasie, aber auch Innovation, Know-how und Teamwork sind abverlangt. Acht Wochen lang sind die Teilnehmer gefordert, sich mit ihrem "Forschungsauftrag" zu befassen: Den Bau und die Programmierung eines Roboters, aber auch das Sammeln von Informationen, das selbstständige Denken und die Präsentation der Ergebnisse. Eine sehr komplexe Aufgabenstellung also - eben ganz so, wie es echte Wissenschaftler tagtäglich angehen.
Vier Disziplinen haben die Teams zu bewältigen: Beim "Robot-Game" planen, bauen, programmieren und testen sie einen Roboter, der eine Reihe von Aufgaben erledigen muss. Das diesjährige Motto heißt "Into Orbit" (Leben und Reisen im Weltraum). "Das Thema hatte es in sich", berichtet Ingo Huber. Denn erforscht werden sollte ein physisches oder soziales Problem, das Astronauten während einer lang andauernden Weltraummission im Sonnensystem droht: Langeweile - so lautete das Ergebnis der Schüler. Dies nämlich identifizierten die Jungs als eine große Belastung auf langen Weltraumexpeditionen. "Es bleibt immer genug Zeit für eine Runde Quidditch in der Raumstation", erklärt Huber. Das Sinsheimer Team "SAPalot" (gesponsert von der SAP) mit Samuel Huber, Nils Engelhart, Marco Reczuch, Malte Vallon, Aeneas Sommer und Dennis Reinhard aus der neunten Jahrgangsstufe, trat als eines von 667 deutschen Teams beim Regionalwettbewerb an der Hochschule Mannheim gegen 18 Konkurrenten an. Das Team musste begründen, warum Quidditch im Weltraum Sinn macht, dass Astronauten, wenn sie - möglicherweise auf einem Besen - fliegen und den Schnatz fangen, Spaß haben und daher weniger gefährdet sind für psychische Probleme. Die Jury, bestehend aus zwei Professoren der Hochschule, waren von der Idee begeistert und gaben dem Sinsheimer Team ein "sehr gut".
"Höhepunkt des Wettbewerbs ist jedoch das ‚Robot-Game‘, bei dem der Lego-Roboter autonom auf einem Spielfeld eine Vielzahl von Aufgaben lösen muss", berichtet Huber. Am Wettkampftag mussten sich die Sinsheimer darin mit den anderen Teams messen. "Nach dem Viertelfinale noch auf Platz eins schaffte das Team am Ende einen sensationellen dritten Platz in dieser Disziplin", sagt Huber. Qualifiziert hat sich "SAPalot" somit für eines von acht Semi-Finalen in Zentraleuropa. Dieses findet am 20. Januar in Offenburg statt.