Am Freitagvormittag asphaltierte der Straßenbautrupp in der Nähe des neuen Kreisverkehrs in Waldangelloch einen Wirtschaftsweg. Doch der Verbindungsweg zum Kreisel (im Vordergrund) bleibt geschottert. Foto: Christian Beck
Von Christian Beck
Sinsheim-Waldangelloch. Ein Mann, der mit seinem Hund am Freitagmorgen dort entlangspaziert, nennt es einen Schildbürgerstreich. Und auch die über 30 Zuhörer, die am Donnerstagabend in die Ortschaftsratssitzung gekommen sind, können dem Ganzen wenig abgewinnen. Die Rede ist von einem Schotterweg: Einer der vier Arme des neuen Kreisverkehrs am Ortsausgang in Richtung Angelbachtal mündet in einen Feldweg. Das erste Teilstück vom Kreisverkehr kommend ist asphaltiert, dahinter ebenfalls. Doch zwischendrin sind etwa 60 Meter geschottert. Einige Waldangellocher können dies nicht verstehen, es wird protestiert.
Landwirte mit großen Maschinen, Anlieger, die mit ihren Autos zu ihren Grundstücken fahren, Fahrradfahrer, Eltern mit Kinderwagen: Für all jene wäre der Schotterweg die schlechtere Variante. Und wenn der Straßenbautrupp gerade ohnehin vor Ort ist, ließe sich dieses Zwischenstück doch schnell asphaltieren. Dann müsste man auch nicht ständig schauen, ob der Schottweg in gutem Zustand ist. Diesen Standpunkt vertritt Heinrich Weber, der sich seit langer Zeit gegen den Schottweg ausspricht. Etliche Zuhörer der Ortschaftsratssitzung pflichteten ihm bei. Und auch Gemeinderat Konrad Weiß, dessen Unternehmen einen Steinwurf vom Stein des Anstoßes entfernt liegt, sprach sich dafür aus, noch einmal über die Angelegenheit nachzudenken.
Ortsvorsteher Edgar Bucher sagte dazu: "Es ist ein Wirtschaftsweg und keine Autobahn." Zudem müsse gespart werden, und ein Schotterweg sei aus ökologischen Gesichtspunkten besser. Momentan sei daran nichts zu ändern, er verwies auf den Beschluss des Gemeinderats. Dieser entschied im Juni 2019 nach außergewöhnlich intensiver Diskussion mit 17 Ja-Stimmen, zwölf Gegenstimmen und zwei Enthaltungen, dass der Kreisverkehr einen vierten Arm bekommen soll. Unter anderem wurde dies mit Unfällen in der Vergangenheit begründet, die so künftig verhindert werden sollen. Dafür entschied der Gemeinderat aber, dass der Feldweg geschottert werden muss. Der Kreisverkehr kostet etwa eine halbe Million Euro. Zieht man den Betrag ab, den der Umbau der Kreuzung regulär gekostet hätte, bleiben Mehrkosten in Höhe von 380.000 Euro. Angesichts dessen habe man beim Feldweg sparen wollen, hieß es hinter vorgehaltener Hand.
Was es kosten würde, den Weg zu asphaltieren, darüber gehen die Schätzungen weit auseinander. 30.000 Euro war vonseiten der Stadtverwaltung zu hören, in der Ortschaftsratssitzung war von einem höheren Betrag die Rede. Auf RNZ-Nachfrage schätzte Matthias Neupert, Bauleiter bei der mit den Arbeiten betrauten Firma Reimold, die Mehrkosten auf 4000 bis 5000 Euro. Was den Arbeitsaufwand anbelange, wäre der Weg in einem Tag asphaltiert.
Die Diskussion, die sich während der Fragerunde entsponnen hatte, wurde von Bucher beendet, das Gremium könne nichts an der Entscheidung des Gemeinderats ändern. Ortschaftsrat Joachim König hatte zuvor angemerkt: "Der Schotterweg ist erst einmal nicht optimal. Aber vielleicht kann man da ja noch mehr erreichen." Bucher sagte dazu: "Wenn es sich im Nachhinein als Fehler erweist, kann man in zwei, drei Jahren darüber befinden. Aber Stand jetzt geht gar nichts."