Bei Bauarbeiten in der Steinsfurter Klebersbergstraße stürzten Teile des Haues in die Baugrube, aktuell ruhen die Arbeiten. Foto: Günter Lang
Von Hans-Ingo Appenzeller
Sinsheim-Steinsfurt. In Sinsheims größtem Stadtteil ist es Ortsgespräch: Wer den Blick über die Baugrube des Anwesens Klebersbergstraße 6 schweifen lässt, erkennt ein großes Loch im Nachbargebäude, das den Blick in die Wohnräume ermöglicht. Risse sind an Giebel und Hausfront zu sehen. Mehrere Streben stützen die dortigen Decken ab. Seit mehreren Wochen tut sich auf der Baustelle nichts mehr.
Wie kam es zu diesem Zustand? Der Eigentümer hat nach dem Kauf des Anwesens vor etwas mehr als einem Jahr in den vergangenen Monaten nach und nach das Gebäude abgerissen und eine Baugrube ausheben lassen. Als per Hand der Rest des beim Abriss stehengebliebenen Giebels abgetragen und die Absicherung des Nachbargiebels geschaffen werden sollte, brachen Teile der Abgrenzungsmauer zum Nachbarhaus ab und stürzten teilweise in die Baugrube. So wurde das Nachbarhaus in Mitleidenschaft gezogen. Personen wurden dabei nicht verletzt. Der Besitzer des beschädigten Gebäudes blieb weiter im beschädigten Haus wohnen.
Ordnungshüter griffen ein. Noch am Tage des Einsturzes erschien die Polizei vor Ort, verschaffte sich einen Einblick und leitete die Begebenheiten an die betreffenden Aufsichtsbehörden weiter. So beschäftigt sich auch die Stadtverwaltung Sinsheim mit diesem Ereignis. "Wir beobachten", erklärt Ortsvorsteher Rüdiger Pyck. Konkreter wird Thomas Haffner. Der Abteilungsleiter im städtischen Baurechtsamt bestätigt zwar, dass seine Abteilung wie auch das Ordnungsamt in dieser Angelegenheit tätig sind, aber keine "akute Gefahr gegeben sei. Es ist alles unter Kontrolle."
Einen Vergleich mit dem Vorfall, der sich im August des vergangenen Jahres in der Sinsheimer Hauptstraße ereignet hatte, sei nicht gegeben. Damals war ein Haus akut einsturzgefährdet, die Hauptstraße für den Verkehr gesperrt. Haffner ist der Meinung: "Es ist kein Fiasko wie in Sinsheim. Das Nachbargebäude ist nicht in Gefahr. Alles ist unter Kontrolle. Selbst die angebrachten Streben hätten nicht sein müssen." Der Abteilungsleiter beruhigt: Alles sei stabil, dies hätten die Fachleute erkannt. Auch stünden die Eigentümer beider Grundstücke im Kontakt miteinander.
Irritiert reagierten die Anwohner und Nutzer der Klebersbergstraße, als bei der Einmündung in die Kronprinzstraße und auf der anderen, oberen Seite beim Stäupbühl Verkehrsschilder angebracht wurden, die die Durchfahrt verboten. Umleitungshinweise fehlten. Noch ungläubiger reagierte Passanten, als auf der Straße vor der Baugrube ein Baukran errichtet werden sollte. Die Straße zum Wohngebiet Stäupbühl und dem Friedhof wären so für mehrere Monate nicht nutzbar gewesen. Das Intermezzo dauerte jedoch nur zwei Tage. Seither ist es ruhig geworden. In Ermangelung eines Gehwegs stehen die Absperrungen nebst Baumaterialien und Gerätschaft auf der Straße.
Es ist nicht das erste Mal, dass es an der steilen, schmalen Straßenpassage zu Behinderungen kommt. Bereits unter dem Vorbesitzer zierte jahrelang ein Baugerüst das Haus. Ein Sturm hatte einen Teil des Daches beschädigt und Ziegel drohten, auf Passanten zu stürzen. Da der damalige Eigentümer nicht auffindbar war, so hieß es damals wiederholt im Ortschaftsrat, handelte das Ordnungsamt mit der Absicherung. Als dann die Zwangsversteigerung für neue Besitzerverhältnisse gesorgt hatte, sollte es besser werden.
Doch blieb dieses zwischenzeitig marode gewordene Gebäude Dauerthema. Der Abbruch zog sich hin. Immer wieder ragten Absperrungen in die Straße hinein und sorgten für Verkehrsbehinderungen. So wie damals stellt sich nun die Frage: Wie geht es weiter? Ein genehmigungsfähiger Bauantrag oder eine diesbezügliche Anfrage lagen bis vorige Woche noch nicht vor.