Symbolfoto: Monika Skolimowska/dpa
Von Tim Kegel
Sinsheim-Reihen. Husten, leichtes Fieber, Müdigkeit. Und eine Woche zuhause. So oder ähnlich muss es dem Kind ergangen sein, wegen dem es nun Schwierigkeiten im städtischen Kindergarten in Reihen gibt. Das Corona-Virus wurde in der Einrichtung nachgewiesen; am Montagmorgen wurde der Kindergarten mit sofortiger Wirkung geschlossen.
Ein Corona-Test wurde bei dem Kind, das aus dem direkten Umfeld der rumänischen Maranata-Kirchengemeinde mit Sitz in Steinsfurt stammt, nicht vorgenommen. Es sei "in der Monatsmitte in der Einrichtung" gewesen, genauer: am 17. Juli, habe am 19. Juli Symptome bekommen. Als diese abgeklungen waren, ging es noch ein weiteres Mal in den Kindergarten. Dies war am 24. Juli.
Auch das Gesundheitsamt bestätigt die Sachlage. Nach einigen Tagen Auszeit wurde das Kind damals wieder in den Kindergarten geschickt, den zurzeit 110 Kinder in fünf Gruppen besuchen. Erst als Corona-Fälle im Umfeld der Maranata-Gemeinde bekannt wurden, über die auch wir berichtet haben, wurden die Behörden auf den Fall aufmerksam.
Dies war laut Aussage der Kreisbehörde am 30. Juli. Der Kindergarten sei bereits zu diesem Zeitpunkt informiert und außerdem gebeten worden, eine Kontaktpersonenliste vorzubereiten. Die Kontaktpersonen seien am 31. Juli getestet worden, Laborergebnisse hätten laut Kreis-Sprecherin Silke Hartmann am 2. August festgestanden. Am Montag war im Landratsamt von "einem infizierten Kind und 13 Kontaktpersonen" die Rede. Andere Quellen sprachen gegenüber der RNZ von vier bis fünf symptomatischen Kindern, einer Zahl, die die Behörden nicht bestätigen.
Eltern wurden am Wochenende per Rundschreiben über die Schließung der Einrichtung informiert. Es gebe einen Corona-Nachweis in der "Gruppe Orange", die von Kindern ab zwei Jahren bis zum Eintritt ins Vorschulalter besucht wird. Enge Kontaktpersonen der Kategorie 1 seien bereits vom Gesundheitsamt informiert worden und müssten – auch ohne Symptome – bis einschließlich 6. August, dem kommenden Donnerstag, in Quarantäne bleiben. Dies wiederum spricht dafür, dass infizierte Personen tagelang unerkannt im öffentlichen Raum unterwegs waren.
Unterdessen wurden weitere Details über das Geschehen der Steinsfurter Pfingstgemeinde bekannt: Deren Angaben gegenüber dem Gesundheitsamt zufolge, hat bereits am 11. Juli ein Seminar "mit einer symptomatischen Person" stattgefunden", die später positiv auf das Corona-Virus getestet wurde. Weitere Gottesdienste hätten am 14. und 16. Juli stattgefunden. Inzwischen ruhe das Gemeindeleben.
Vier Kindergärten und drei Schulen im Stadtgebiet sind momentan von dem Corona-Ausbruch bei der Glaubensgemeinschaft betroffen. Zu weiteren Schließungen kam es auch aufgrund der Ferienzeit bis zuletzt nicht. Der Kindergartenbetrieb in Reihen hätte mit Beginn der kommenden Woche geendet. Von einer "reinen Vorsichtsmaßnahme" sprach Sinsheims Oberbürgermeister am Montag mit Bezug auf Reihen.
Dass das infizierte Kind nicht getestet wurde, liege laut Gesundheitsamt daran, dass Personen nur getestet würden, "wenn diese sich bei der Hotline" der Behörde melden oder als Kontaktpersonen der Kategorie I gelten würden. Zusätzlich könnten niedergelassene Ärzte auf Corona testen – zunächst aber nur, wenn Betroffene initiativ werden würden. Da der Fall dem Gesundheitsamt erst Ende Juli bekannt geworden sei, habe auch "keine frühere Testung veranlasst" werden können.
Unklar bleibt, warum die 14-tägige Quarantänezeit von der Familie des Kinds nicht abgewartet wurde und dieses stattdessen, wenn auch offenbar nur einen Tag lang, im Kindergarten war. Die Entscheidung über die Aufnahme der Kinder in der Einrichtung, sagt Hartmann, "liegt im Ermessen der entsprechenden Einrichtung". Offenbar gab es auf Seiten des Kindergartenteams keine Bedenken, ob es sich bei dem Fall um mehr als eine Erkältung handeln könnte. Dort verwies man am Montag bei Anfragen an die übergeordneten Behörden.
Update: Montag, 3. August 2020, 18.54 Uhr
Sinsheim. (RNZ/mün) Der städtische Kindergarten im Sinsheimer Ortsteil Reihen wurde am heutigen Montag vorzeitig geschlossen. Ein Kind wurde positiv auf Corona getestet. Das stellte sich bei dem Massentest bei der Pfingstgemeinde heraus, die sich zu einem Hotspot in der Region entwickelt hat.
Alle Personen und Eltern aus der Kindergartengruppe wurden vom Gesundheitsamt informiert und müssen bis Donnerstag, 6. August in Quarantäne bleiben.
Das Gesundheitsamt Heidelberg bietet vorsorglich für alle Kinder sowie Eltern und Erzieherinnen eine freiwillige Testung an. Sie können sich unter der Hotline 06221/522-1881 beim Gesundheitsamt beraten und kostenlos testen lassen.