Für Tanzmariechen ist die Corona-Zeit schwierig, es mangelt an Trainingsmöglichkeiten. Archivfoto: Alexander Becker
Sinsheim. (abc) Angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie vergeht momentan den Fastnachtern das Lachen. Statt des Schalks sitzen den Narren die Kontaktbeschränkungen zum Schutz vor dem Covid-19-Erreger im Nacken. Daher hatte die Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalsvereine jüngst ihren Mitgliedern empfohlen, alle Veranstaltungen für die Kampagne 2020/2021 abzusagen, worüber berichtet wurde. Im Kraichgau sind sich die Vereine diesbezüglich noch unschlüssig.
Der beliebte RCV-Umzug in Reihen soll stattfinden, zumindest wenn’s nach den Narren geht. Archivfoto: Alexander Becker"Bis jetzt steht noch gar nichts fest", beteuert Sylvia Kronauer, Szene-Urgestein, Außenministerin und bis vor wenigen Monaten Sitzungspräsidentin des Reihener Carnevals Vereins (RCV). Seit mehr als 50 Jahren aktive Fasnachterin, ist ihr das Jahr 1991 noch gut in Erinnerung. Damals waren aufgrund des Golfkriegs bundesweit sämtliche karnevalistischen Aktivitäten unterblieben. Zwar sei, wie seinerzeit, auch jetzt Pietät gegenüber den Corona-Kranken gefragt, doch die Problematik sei anders als damals. "Unsere Garden können kaum trainieren, da dabei der Sicherheitsabstand eigentlich nicht eingehalten werden kann", sagt Kronauer, die nicht nur deshalb das nächste Tanzspektakel im November sowie die Prunksitzung 2021 in Gefahr sieht. "Wir müssten rechtzeitig externe Akteure einladen, die Lindenbaumhalle dürfte nur teilweise gefüllt sein, aber trotzdem wüssten wir nicht, wer aufgrund des Corona-Riskos überhaupt kommt", zweifelt sie daran, ob bei derart kastriertem Karneval überhaupt Feierstimmung aufkommt. Ordensrunden mit den üblichen Küsschen, Gardetänze, Guggenmusik und Polonaise müssten aufgrund erhöhter Infektionsgefahr ohnehin unterbleiben.
"Die Saalfastnacht wird aller Wahrscheinlichkeit, wie bei anderen Vereinen auch, abgesagt", spekuliert der RCV-Vorstand Ralf Scheeder. Der Umzug soll aber bleiben, damit der Fasching nicht komplett ausfällt. Das finanzielle Risiko sei hier am geringsten. "Wenn wir den Umzug kurzfristig absagen müssen, wären dann nur die Genehmigungsgebühren weg", sagt Scheeder. In etwa zwei bis drei Wochen will er gemeinsam mit dem übrigen Vorstandsteam entscheiden, was genau geschehen soll.
Nun wird in vielen Wohnzimmern getanztIm Hoffenheimer Carneval Club "Hirsche" ist das noch kein Thema: "Wir warten so lange wie möglich ab", sagt der Präsident Matthias Max. Er freut sich zunächst einmal darüber, dass die Garden seit vergangener Woche zumindest wieder eingeschränkt trainieren können. Zwar dürften sich maximal zehn Akteure in der Kultur- und Sporthalle aufhalten, doch sei dies besser als nichts. Natürlich könne man unter diesen Umständen keine neuen Nummern erarbeiten, doch gehe die Vereinsarbeit erst einmal weiter wie bisher. "Uns entstehen zunächst keine Kosten, da das Reservieren der städtischen Halle nichts kostet – ebenso wenig wie die Entwicklung von Motto und Jahresorden", sagt Max. Letztere müssten eigentlich im Sommer bestellt werden, doch das Leittier der "Hirsche" spielt auf Zeit.
"Besonders Veranstaltungen in geschlossenen Räumen gelten als potenzielle Infektionsherde. Deshalb wissen wir noch nicht, ob wir feiern dürfen. Aber auf jeden Fall sind wir vorbereitet."
Die "Hilsbacher Katzen" sind derweil noch nicht so weit. "Mit den Planungen beginnen wir erst im Spätjahr", erklärt Andreas Eisele, der gemeinsam mit zahlreichen Vertretern von neun örtlichen Vereinen Jahr für Jahr eine Doppel-Prunksitzung in der Festhalle organisiert. Die war jüngst renoviert worden, weshalb bereits die 2019er-Auflage hatte ausfallen müssen. Was 2021 geschieht, weiß jetzt noch niemand.
"Nur das Motto steht schon fest: Maskenball", weiß Eiseles Stellvertreter Manuel Maxara. Ihm zufolge sei der Elferrat der "Katzen" lediglich ausführendes Organ und arbeite traditionell nach der Hilsbacher Kerwe Mitte September die ersten Konzepte aus. Die endgültige Entscheidung, ob es kommendes Jahr eine Doppel-Prunksitzung geben wird, falle erst Anfang November in einer Sitzung der beteiligten Ortsvereine. "Weil wir keine Vorausgaben haben, können wir ruhig abwarten, welche Vorgaben es bis dahin von Stadt, Land und Bund gibt", sagt Maxara. Das letzte Wort rund um die nächste närrische Jahreszeit in Sinsheim ist also noch nicht gesprochen.