Ein Baugebiet mit 25 bis 30 Bauplätzen sowie zwei Wohnhäusern, in denen ein generationsübergreifendes Wohnen möglich sein soll, soll im Areal „Hinter der alten Schule“ entstehen. Im Gemeinderat wurde nun der aktuelle Planungsstand vorgestellt. Foto: Armin Guzy
Von Falk-Stéphane Dezort
Siegelsbach. Das Wohnprojekt „Wohnen im Schlosspark“ ist eines mit Signalwirkung für die gesamte Region. Darin sind sich die beiden Initiatoren Pfarrer Daniel Fritsch und Wolf-Rüdiger Bischoff einig. Bereits 2013 ist ihnen die Idee gekommen, im Sommer 2018 hatten sie das umfangreiche Vorhaben erstmals der Öffentlichkeit präsentiert (wir haben berichtet). „Wir brauchen auf dem Land immer mehr Wohnformen, in denen Menschen miteinander alt werden können“, ist Fritsch weiter der festen Überzeugung. „Die herkömmlichen Projekte wie betreutes Wohnen oder stationäre Pflege reichen nicht mehr aus.“
Im künftigen Baugebiet „Hinter der alten Schule“ sollten fünf miteinander verbundene Wohnblöcke entstehen, in denen generationsübergreifendes Wohnen für Menschen jeden Alters, jeder Konfession und jeder ethnischen Herkunft möglich sein sollte. Einer der ursprünglich geplanten Neubauten war als eine Art Gemeinschaftshaus vorgesehen, in dem sich die Bewohner hätten treffen und gemeinsam die Zeit verbringen können. Von einer Arzt- oder Physiotherapiepraxis, einer Apotheke oder gar einem Restaurant war die Rede. Bei den Planungen hat sich in den vergangenen 18 Monaten jedoch einiges getan. Der aktuelle Stand wurde jüngst im Rahmen der Gemeinderatssitzung vorgestellt.
Von den fünf Wohnblöcken sind inzwischen nur noch zwei übrig geblieben. Auch eine geplante Tiefgarage musste gestrichen werden. Grund dafür war die erschwerte Suche nach Investoren, erklärte Fritsch auf Nachfrage der RNZ. Letztendlich habe schlichtweg das Geld gefehlt. Allein die Tiefgarage und die Erschließungsarbeiten hätten zwei Millionen Euro gekostet. „Wir sind mit unserer Vision Klinken putzen gegangen. Der Gemeinschaftsaspekt ist schwer zu vermarkten“, sagte Fritsch. Die Rendite für potenzielle Investoren sei zu gering gewesen, konstatierte Bischoff. „Wir wollen nicht, dass jemand das Grundstück kauft und an den Meistbietenden weiter verkauft. Da ist der Kreis der Interessenten schnell kleiner geworden. Leider auch im eigenen Haus“, bedauerte der Pfarrer. So hätten die beiden Initiatoren auch bei der evangelischen Landeskirche und dem diakonischen Werk vorgesprochen, außer freundlichen Worten habe man aber nichts bekommen. „Es fehlt der Mut, etwas Unbekanntes und vielleicht auch Unbequemes zu wagen“, meinte Fritsch.
Bis Oktober 2020 hat der gebildete Arbeitskreis nun Zeit, das Konzept „Wohnen im Schlosspark“ zu überarbeiten. Sollte bis dahin keine tragfähige Planung entstehen, beziehungsweise die Finanzierung abermals scheitern, werden die Wohnblöcke zwar dennoch gebaut, allerdings in Regie der Gemeinde Siegelsbach und ohne den generationenübergreifenden Aspekt. „Die bisherige Begeisterung tat gut, aber es ist unser letzter Versuch“, betonte Bischoff. Hilfe bekomme man auch aus Trier. Der ehemalige Oberbürgermeister Klaus Jensen sei dort bei einem vergleichbaren Projekt aktiv und stelle seine Unterlagen zur Verfügung. „Wir sind gespannt, wie es sich entwickelt“, sagte Fritsch.
An dem gemeinschaftlichen Grundgedanken wollen die Initiatoren unbedingt festhalten. Sie behalten sich vor, auch Teile der insgesamt 23 im neuerlichen Plan angedachten Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen zur Teilfinanzierung des gesamten Projekts zu verkaufen – im formlosen Gedankenspiel rechnet Bischoff mit sechs Eigentumswohnungen, die veräußert werden könnten. Dies allerdings nur mit der Maßgabe, dass sich mögliche Käufer an das Konzept des Quartiers halten. Dies werde auch in den Kaufverträgen verankert. Eine neue Kostenkalkulation müsste allerdings noch erstellt werden. Bisher wurde das Projekt mit zehn Millionen Euro beziffert. Stand jetzt rechne man auch nicht mit Fördergeldern.
Zu den Wohnungen sollen nach wie vor Gemeinschaftsräume geschaffen werden. Im Außenbereich könnte man sich eine Grillstelle sowie einen Biergarten vorstellen. Wie dieser sich allerdings mit den nötigen Auto-Stellplätzen vereinbaren lässt – bei 23 Wohneinheiten müssten rund 35 Flächen ausgewiesen werden – ist noch offen. Fakt ist aber, dass man aufgrund der Neuplanung im Außenbereich mehr Platz zur Verfügung hat. Auch weil die Gemeinde Rücksicht auf eine Forderung des Landesdenkmalamts genommen hat. Dieses sah eine sogenannte Sicht-Achse von einer Gebüschgruppe, an dessen Stelle einst ein Belvedere stand, auf das Schloss vor. „Die Fläche wird nicht ungenutzt bleiben“, versprach Bürgermeister Tobias Haucap im Gemeinderat.
Insgesamt verfügt das Baugebiet in der Neuplanung über 25 bis 30 Bauplätze plus die beiden Wohnhäuser. Ebenfalls neu ist auch ein Fußweg, der das Areal mit der Dorfmitte verbindet. Der Weg führt über das Gelände der katholischen Kirche. Diese stelle die nötige Fläche zur Verfügung, freute sich Haucap.