Dass ein Urnengrab in Siegelsbach künftig teurer sein soll als ein gewöhnliches Grab, stieß den Gemeinderäten sauer auf. Foto: Armin Guzy
Siegelsbach. (fsd) "Warum ist ein Urnengrab teurer als ein Sarg? Das ist doch viel weniger Fläche. Die Urne ist ein Minigrab", kritisierte Bernd Widmann. In seiner Sitzung am Dienstag diskutierte der Gemeinderat den Verwaltungsvorschlag zur anstehenden Anpassung der Gebühren für Grabnutzung, Leichenhalle und Bestattungen sowie Verwaltungsleistungen in den Jahren 2020 bis 2024. Und dabei ging es teilweise emotional zu.
Vielen Gemeinderäte waren die vermeintlich unverhältnismäßigen Kostenunterschiede zwischen einer Erd- und einer Urnenbestattung ein Dorn im Auge. Laut der vorgestellten Kalkulation soll künftig beispielsweise eine "Einzelgrabfläche doppeltief", in der zwei Särge übereinander passen, für die Nutzungsdauer von 30 Jahren 3140 Euro kosten. Ein Baumwahlgrab für zwei Urnen kostet hingegen 3340 Euro.
Nach einer rund 90-minütigen Debatte waren sich alle Gremiumsmitglieder einig: Stefan Kasteels von der "Allevo"-Kommunalberatung soll in der Januar-Sitzung, in der die neue Gebührenkalkulation beschlossen werden soll, zunächst noch Varianten vorstellen, die mit unterschiedlichen Berechnungsmodellen aufgestellt wurden.
Kasteels hatte zuvor die zugrundliegende Parameter vorgestellt. So setze sich die Grabnutzungsgebühr aus drei gewichteten Verhältnisse zusammen: Nutzungsdauer, Anzahl der Plätze und Fläche. Man müsse sehen, wo man die Stellschraube anziehe. Die Berechnung sei ein komplexer Vorgang. Wenn man die Urne billiger mache, beziehungsweise den Faktor Fläche stärker gewichte, würden die gewöhnlichen Gräber teurer werden.
"Geringerer Aufwand und höherer Preis. Das ist schon ein Hammer", konstatierte Erwin Stech. Kasteels betonte, dass bei einem Urnenbaumwahlgrab die Pflege abgegolten sei. Bei einem Einzel- oder Doppelgrab müssten sich die Angehörigen zusätzlich entweder selbst darum kümmern oder einen Gärtner beauftragen.
Im Schnitt finden pro Jahr 13 Bestattungen statt – acht davon in Urnen, fünf im Sarg. "Das heißt wir langen bei acht richtig zu, um die anderen nicht unverhältnismäßig zu erhöhen? Da setzt es für mich emotional aus", sagte Gunter Koos. Auf diese 13 Bestattungen müssten die jährlichen Pflegekosten von 37.000 Euro für das gesamte Areal umverteilt werden. Allerdings nicht in der gesamten Höhe. Der Verwaltungsvorschlag sah einen Kostendeckungsgrad von 75 Prozent vor. Die restlichen 25 Prozent sollten aus dem Gemeindehaushalt finanziert werden.
Auch hier sah das Gremium Anpassungspotenzial. Für Widmann soll der Friedhof als öffentliche Einrichtung wahrgenommen werden. "Mich stören die 75 Prozent", sagte Torsten Weidemann. "Es ist ein Mensch gestorben, und die Angehörigen werden mit Kosten bombardiert." Im Januar soll nun eine Berechnung mit der Fläche als stärkere Gewichtung sowie einem Deckungsgrad von 60 Prozent vorgestellt werden.
Das letzte Mal hatte Siegelsbach zum 1. April 2007 die Bestattungsgebühren festgesetzt. Die zugrunde liegende Kalkulation sei aber in mehrfacher Hinsicht fehlerhaft gewesen, erklärte Bürgermeister Tobias Haucap. Dies hab eine Prüfung seitens der Kommunalaufsicht des Landratsamts Heilbronn ergeben. Beispielsweise waren in den alten Kalkulationen Bestattungsformen wie ein Kinderreihengrab oder Urnenbaumgräber als Reihen- beziehungsweise Wahlgrab nicht aufgelistet.