"Sahnestück" unter der Baggerschaufel
Erste Phase der Erschließungsarbeiten dauert bis Oktober - Verkauf städtischer Grundstücke nicht vor Ende 2019

Im neuen Baugebiet "Kandel" haben die Erschließungsarbeiten begonnen. Bis Ende Oktober sollen in der Raubachstraße Schächte für Kanalisation, Gas- und Stromleitung sowie Telefonie und Internet eingebaut werden. Auch ein neuer Fußweg entsteht. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. Der Startschuss ist gefallen. In den nächsten Monaten wuseln zahlreiche Bauarbeiter über das neue Baugebiet "Kandel" am westlichen Stadtrand Bad Rappenaus. Baggerschaufeln fressen sich in den Boden, und Lkw karren den Aushub mit. Mit Verzögerungen haben jetzt die Erschließungsarbeiten begonnen.
Der Baubeginn verschob sich, da man sich kurzfristig zugunsten der Anwohner umentschieden hat, auf Fertigbauteile zurückzugreifen statt den Beton vor Ort anzurühren, erklärte Tiefbauamtsleiter Erich Haffelder. "Wir reißen den Boden so nur einmal auf. Zudem ist die direkte Belastung geringer", betonte Karsten Schmidt, Geschäftsführer des Planungsbüros Bioplan, das die Bauleitung innehat.
Trotz der begonnenen Arbeiten und des großen Interesses an Baugrundstücken in der Kurstadt, bleibt die Vermarktung der Areale aus. Zukünftige Häuslebauer müssen sich also vorerst noch gedulden. "Die Flächen sind noch nicht im Verkauf", sagte Haffelder. Man müsse die Abschlussrechnung für die Erschließung - die mit mehr als 2,5 Millionen Euro geplant ist - abwarten und könne dann im Nachgang einen Grundstückpreis beziffern.
Der Tiefbauamtsleiter rechnet damit, dass dies Ende 2019 oder Anfang 2020 der Fall sein wird. Private Grundstücksbesitzer können aber bereits mindestens drei Monate früher, also ab September 2019, mit ihren Arbeiten beginnen.
In der ersten Bauphase sollen bis Ende Oktober Schächte für die Kanalisation, Gas- und Stromleitungen sowie Telefonie und Internet eingebaut werden. Darüber hinaus wird ein Fußweg angelegt, der das neue Baugebiet mit der Raubachstraße verbindet und bis zum geplanten Kindergarten-Neubau führt.
Ebenso sollen in der ersten Bauphase zwei Regenrückhaltebecken entstehen. Eines mit einer unterirdischen Staukammer sowie oberirdischen Erdbecken und einem Fassungsvermögen von 480 Kubikmeter Wasser, das andere oberhalb des Kindergartens als Erdbecken mit 75 Kubikmeter Volumen. Im Anschluss an den ersten Abschnitt kann voraussichtlich im November mit dem Bau des Kindergartens begonnen werden.
Insgesamt sollen bis August 2019 etwa 70 Baugrundstücke mit je 400 bis 500 Quadratmeter Fläche entstehen. Die Verantwortlichen sind guter Dinge, dass der Zeitplan eingehalten wird. "Ich denke nicht, dass es Schwierigkeiten geben wird", sagte Schmidt. Man habe keine Probleme mit alten Römerscherben oder dem Grundwasser.
Beim Thema Hochwasser gab es zusätzlich eine vertiefte Sicherheitsüberprüfung, die dem Neubaugebiet eine "hohe Sicherheit" bescheinigte. "Ich habe schon viel schlechtere Baugebiete gesehen", meinte Markus Spörer, Polier der ausführenden Baufirma Leonhard Weiss.
Das Baugebiet mit geplantem Kindergarten bezeichnete Bioplan-Geschäftsführer Schmidt als für Familien mit Kindern "äußerst attraktiv mit hohem Erholungswert". Zudem sei es mit Zentrumsnähe, S-Bahn-Anbindung und Infrastruktur ein "Sahnestück mit Naherholungscharakter". Die gewisse Hanglage könne man nicht als solche bezeichnen, vielmehr gebe es so einen wunderbaren Blick auf den Wald. "Das ist nur ein Hügelchen", meinte der Bauleiter und lachte.