Vor den Augen der Ehrengäste wurde die Kerweschlumpel "Magda" enthüllt. Fotos: Berthold Jürriens
Von Berthold Jürriens
Neidenstein. Kerweschlumpel "Magda" saß unaufgeregt auf ihren Stuhl im Ziehwagen und war stiller Beobachter der Szenerie, die dann nach dem offiziellen Fassbieranstich zur Kerweeröffnung durch Bürgermeister Frank Gobernatz "blumiger" wurde als erwartet. Denn der bekannte feinsahnige Schaum auf dem frisch gezapften Bier im Krug, auch Blume genannt, nahm unerwartet viel Platz im großen Trinkgefäß ein.
Nicht jedermanns Geschmack und Grund genug über den falschen Fasstransport, das Bier selbst oder sogar über das Können des Wirtes und somit des Bürgermeisters so manchen lustigen Satz fallen zu lassen. Für das obligatorische Pressefoto, auf dem sich zahlreiche Bürgermeisterkollegen aus den umliegenden Gemeinden und weitere Ehrengäste zuprosteten, gaben die Schaumgläser dafür ein gutes Bild ab.
Trotzdem war Feierlaune unter den vielen Festbesuchern angesagt, die sich auch von den wenigen Regentropfen nicht die Stimmung vermiesen ließen. Die traditionell aufgereihten Oldtimer der Schlepperfreunde bereicherten den Festplatz rund um die Linde, auf dem der Musikverein den Startschuss für die "besondere Kerwe im Jubiläumsjahr des Burgdorfes" gegeben hatte. Gobernatz begrüßte die zahlreichen Ehrengäste und Besucher und übergab anschließend Stefan Glasl vom Kerweverein symbolisch den Rathausschlüssel.
Dann hatte Kerwepfarrerin Hiltrud Bernhard ihren jährlichen großen Auftritt und sorgte mit ihren abstrusen und skurrilen Dorfgeschichten für Gelächter und Beifall. Erstaunlich, was in einem so kleinen Dorf alles passiert: Vom "Grillen auf einem Holztisch", den "Sandpyramiden und dem neuen Grenzwall Limes" über die Farbe des Carports am Alt-ortplatz, der als "Schlumpfhaus" bekannt wurde, bis hin zu dem Bericht über den nicht ganz nüchternen Mann, der kurzerhand dem Kontoauszugsdrucker den Stecker zog, um sein eigenes Handy über die Steckdose aufzuladen. Das alles im schönsten "Neidestoiner Dialekt" gedichtet, so dass die Kerwepfarrerin für diese erneute Fleißarbeit zu recht mit viel Applaus gefeiert wurde.
Auch die diesjährigen Jubiläumsvereine bekamen auf der Kerwe besondere Aufmerksamkeit. Vertreter des SPD-Ortsvereins (50 Jahre), des ASV Neptun (40 Jahre), der Musikschule und der Kinderkrippe Rappelkiste (beide 20 Jahre) und des Timotheus-Fördervereins (zehn Jahre) traten im "Eierlaufen" gegeneinander an.
"Gobernatz and friends", die Band um Bürgermeister Frank Gobernatz und Stephanie Göhrig vom Kerweverein, sorgten dann mit drei Rockklassikern für gute Laune unter den Gästen, die sich vor allem um den Altbierstand der "Neidensteiner Fohlen" versammelt hatten. Das Freibier der "Welde-Brauerei" fand weitere dankbare Abnehmer, die im Laufe des Festabends bei den Floriansjüngern, beim Imbiss des Kerwevereins und beim Stand des Timotheus-Fördervereins feste Nahrung fanden.
Beste Stimmung gab es im Innenhof der "Sonne", in dem die Band "Guardians of Tomorrow" einmal mehr ihre musikalische Klasse unter Beweis stellte und Jung und Alt mit bekannten Rock-und Pop-Klassikern, aber auch vielen neuen Liedern begeisterten. Die Kleinsten hatten währenddessen ihren Spaß mit den Fahrgeschäften, die von Thomas Trost organisiert worden waren. Und als auch bei denen langsam die Lichter ausgingen, zeigte der Jugendclub, wie man Party macht. Viele junge Gäste, aber auch ältere Semester, die hier im "Club" einen Großteil ihrer eigenen Jugend erlebt hatten, feierten bis tief in die Nacht hinein. Nostalgie pur, das passte dann auch zum 700. Dorfjubiläum.
Die Vertreter der Jubiläumsvereine legten einen konzentrierten Eierlauf hin.