Vor sechs Jahren zog der heute 29-jährige Mustafa Kurt (links) von Lünen nach Bad Rappenau, um im Dönerimbiss seine Schwagers zu arbeiten. Nun träumt er von einer Karriere in der Musikbranche. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. "Normalerweise singe ich nur, wenn ich den Teig zubereite", sagt Mustafa Kurt. Doch vor wenigen Tagen tauschte der 29-jährige Dönerbäcker aus der Kurstadt den Dönerspieß gegen ein Mikrofon und trat aus dem Teigkeller auf die große Bühne. Bei der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" präsentierte sich der lebensfrohe und von seinen Arbeitskollegen im "Bosporus-Grill" als "Super-Dönerstar" betitelte Wahl-Bad Rappenau einem Millionenpublikum.
Mit dem Lied "Ma Cherie" von DJ Antoine wollte Kurt die vierköpfige Jury, bestehend aus Dieter Bohlen, Maite Kelly, Mike Singer und dem verpixelten Michael Wendler, von sich überzeugen. Doch in die zweite Runde, den Recall, schaffte er es nicht. "Ich habe den falschen Titel gewählt. Ich hab gedacht, ich könnte noch ein bisschen tanzen und entertainen", sagt er selbstkritisch. "Und ich hatte wenig Zeit zum Lernen." Denn vor dem Drehtermin während einer Schifffahrt über den Rhein bei Koblenz und Boppard im vergangenen September sei es im Imbiss äußerst stressig gewesen und sein Chef, sein Schwager, habe ihm nur einen Tag frei geben können. Zudem waren die Kollegen skeptisch und hätten ihm von einer Teilnahme abgeraten. "Aber mir war egal, was die Leute sagen. Ich gehe da hin."
Trotzdem ist Kurt mit seinem Auftritt zufrieden. Er sei zuvor auch nicht aufgeregt gewesen. Ganz im Gegenteil: "Ich war ganz locker. Die Jury hat mir einen Spruch gedrückt und ich habe einen Spruch zurückgedrückt", sagt er stolz. Ausgestrahlt wurde dies allerdings nicht.
Generell habe er alle als sympathisch erlebt. Auch Michael Wendler, der vor wenigen Wochen mit Pandemie-Verschwörungstheorien und KZ-Vergleichen zu Ausgangsbeschränkungen für zahlreiche negative Schlagzeilen gesorgt hat und kurzerhand von RTL aus der Sendung geworfen wurde. Der Sender hatte bereits im vergangenen Herbst die Zusammenarbeit mit dem Schlagersänger beendet, ließ ihn zunächst jedoch in den bereits fertig produzierten Casting-Folgen drin. Das änderte sich nach weiteren Äußerungen zu Jahresbeginn, woraufhin RTL Wendler komplett verpixelt hat. "Auch wenn man ein Star ist, kann man so etwas für sich behalten", findet Kurt. "Er war auch beim Dreh ein bisschen durch den Wind."
Vor der Ausstrahlung habe der 29-Jährige ein wenig Angst gehabt, erzählt er. Er hatte befürchtet, dass sein Auftritt "komisch aussieht und sie es peinlich rüberbringen". Dies war aber nicht der Fall. "Ich hatte Tränen in den Augen und war mega glücklich."
Nach der Ausstrahlung seien viele in den Imbiss gekommen und hätten ihn auf seinen Auftritt bei DSDS angesprochen, berichtet Kurt. "In Bad Rappenau werde ich schon erkannt." Auch in den sozialen Netzwerken habe er größtenteils positive Kommentare erhalten und neue Abonnenten gewonnen. Die scherzhaft gemeinte Kritik einer Facebook-Nutzerin – "Der Döner schmeckt besser als er singt" – lächelt Kurt im Gespräch lässig weg.
Dass er sich jüngst einem Millionenpublikum präsentierte, war allerdings Zufall. "Ich wollte eigentlich gar nicht an DSDS teilnehmen", sagt der Dönerbäcker. "Mein Cousin hat mich einfach angemeldet. Und ich wurde aus 10.000 Bewerbungen ausgewählt." Daraufhin habe er spontan teilgenommen und sich "getraut, das zu machen".
Und die Entscheidung bereut er nicht. "Es war eine neue Erfahrung. Wir haben Party gemacht", erzählt Kurt. "Es war wie Urlaub." Und der Dönerbäcker will sogar ein zweites Mal bei der Castingshow antreten – am liebsten mit einer Frau an seiner Seite, sagt der Single. Sein Cousin habe ihn "sicher schon wieder angemeldet". Dann wolle er mit "Maria, Maria" von Santana eine andere Seite zeigen. "Und mein Chef hat gesagt, ich bekomme dann auch eine Woche Zeit zum Lernen", erzählt Kurt, der vor sechs Jahren aus Lünen bei Dortmund aus beruflichen Gründen in die Kurstadt gezogen ist. "Ich will es den Leuten beweisen."