Ein Korb mit Lebensmitteln, gebracht von Helfern – so sehen es die Corona-Einkaufshilfen vor. Symbolfoto: Anjoulih Pawelka
Von A. Pawelka und F. Orths
Kraichgau. Hilfsbereitschaft, Solidarität, Zusammenhalt: Zu Beginn der Corona-Pandemie haben sich in fast allen Gemeinden spontan Bürgerinnen und Bürger gemeldet, um ihren besonders gefährdeten Mitmenschen zur Seite zu stehen. Vereine, Gemeinderatsfraktionen oder die Kommunen selbst organisierten Einkaufshilfen oder andere Hilfeleistungen für Menschen, die zur Sicherheit lieber in ihren eigenen vier Wänden bleiben wollten oder dies wegen einer Quarantäne-Anordnung sogar mussten. Doch die Hilfen wurden während des ersten Lockdown kaum oder gar nicht in Anspruch genommen. Die RNZ hat bei drei Organisatoren nachgefragt, ob sich das im zweiten Lockdown geändert hat.
Das Generationennetzwerk Neckarbischofsheim (GNN) hatte im Frühjahr voller Elan einen Einkaufsservice gestartet. Auch die Stadt und Mitglieder der Gemeinderatsfraktion "Aktive Liste" hatten Unterstützung zugesichert: Doch dann wurden die Helfer – zum Glück – überhaupt nicht benötigt. Initiatorin Angelika Heller erzählt, dass die Hilfe beim Einkaufen jetzt sogar eingestellt wurde: "Die Leute sind durch Nachbarn und Familie versorgt." Dafür hat sie ein anderes Problem der Pandemie ausgemacht. "Die Leute sitzen zu Hause und sind einsam", sagt sie über die Mitglieder des GNN, die die wöchentlichen Treffen im GNN-Café vermissen – eine willkommene Möglichkeit, Freunde und Bekannte auf ein Schwätzchen zu treffen. Aus diesem Grund wird jetzt regelmäßig bei den Senioren angerufen, dass wenigstens Kontakt übers Telefon hergestellt werden kann. "Die Leute freuen sich sehr, dass jemand anruft und sich erkundigt", berichtet Heller.
In Zuzenhausen hat Karin Fabian vom Bürgerbüro des Rathauses zu Beginn der Pandemie den Einkaufsservice der Gemeinde organisiert. Bislang hat ihn allerdings niemand genutzt. "Auf dem kleinen Dorf funktioniert noch die Nachbarschaftshilfe", sagt auch Fabian. Man kenne sich, und die älteren Leute hätten meist Familie im Ort. Freiwillige Helfer haben sich genug gemeldet, man hätte dann die beiden Parteien zusammengebracht um so Hilfe beim Einkaufen, Schneeschippen oder eine Fahrgelegenheit zum Arzt zu organisieren, erklärt Fabian. Das Angebot besteht aber weiterhin. Man kann sich montags bis freitags zwischen 9 und 12 Uhr telefonisch unter 06226 / 92250 im Rathaus melden oder eine E-Mail an gemeinde@zuzenhausen.de schicken.
Und auch in Waibstadt unterscheidet sich die Situation nicht von den anderen Gemeinden. Auch bei "Bürger helfen Bürgern", die die Einkaufshilfe koordinieren, ist die Resonanz sehr gering. "Es wird überhaupt nicht angenommen", sagt Martina Sigmann. Dabei hat die Initiative viel Werbung für die Aktion gemacht und hatte jede Menge Einkaufshelfer, zum Beispiel, wie berichtet, von der SG. Schon im ersten Lockdown hat sie auch mit einigen älteren Menschen gesprochen, um ihnen das Angebot näherzubringen. Die Rückmeldung war eigentlich immer die gleiche: Einkaufen sei die einzige Möglichkeit für die älteren Menschen, mal rauszukommen. Es ist für sie eine lieb gewonnene Abwechslung.
Wer darauf verzichtet einzukaufen, der hat Familie, Freunde oder Nachbarn, die die Einkäufe erledigen. Und auch bei der Stadtverwaltung hat sich niemand gemeldet, der die Hilfe in Anspruch nehmen wollte. Anders als beim Ausmachen für Impftermine.
Sigmann sieht es trotzdem positiv. Das zeige, dass auf dem Land die sozialen Kontakte noch gut funktionieren. Das Projekt besteht aber auch hier weiterhin, wie auch schon vor der Corona-Pandemie. Wer es in Anspruch nehmen möchte, kann sich bei Martina Sigmann unter Telefon 07263 / 20137 melden.