Auf den Spargelfeldern von Eckhard Schechter warten die ersten Spargel auf den fachgerechten Schnitt. Foto: Angela Portner
Von Angela Portner
Kirchhard-Bockschaft. Feinschmeckerherzen werden höherschlagen: Die ersten Spargel haben bereits neugierig ihr weißes Köpfchen durch die Erdhügel gestreckt. Sie sind wahre Sonnenanbeter und wollen an die Luft. Sehr zur Freude von Eckhard Schechter. Wird es eine gute Ernte? "Hängt vom Wetter ab", weiß der Landwirt. Nicht nur von dem, was kommt, sondern auch, von dem, was war. Die Trockenheit im vergangenen Jahr hat dem Boden nicht gutgetan. Die regnerischen Wintermonate konnten den Schaden ein wenig abfangen, und das derzeit warme Wetter gibt den Wurzeln nun die nötige Triebkraft.
Machen kann man am Wetter bekanntlich nichts, und das will Schechter auch gar nicht. "Alles pure Natur", sagt er stolz. Und weil die hier noch in Ordnung ist, kommt er ohne Dünge- und Pflanzenschutzmittel aus. Eingesetzt wurden die Spargelwurzeln vor zwei Jahren. So lange dauert es, bis sich die Pflanze richtig verwurzelt hat. Erst im Frühjahr des dritten Jahres werden die Dämme aus dem Boden gefräst und mit schwarzer Folie bedeckt. Darüber kommt noch eine weiße. Zusätzliche Wärmezufuhr braucht man hier nicht. Die Sonne heizt der Erde ein. Jetzt ist sie handwarm – schätzungsweise 28 Grad Celsius. Minigewächshäuser. Wie lange nebeneinanderliegende Schneefurchen muten die Äcker aus der Ferne an. Sie fruchten sieben bis acht Jahre. Dann ist Ruhe: "Die Erde muss sich erholen."
Spargelernte ist Handarbeit. Bezahlt wird nach Ertrag: "Anders ist es kaum machbar." Verschiedene Lohnmodelle hat Schechter bereits ausprobiert, aber dieses habe sich in den vergangenen Jahren bewährt. Seine rund 15 Erntehelfer kommen aus Polen. Auch in diesem Jahr. Die meisten mit extra eingesetzten Kleinbussen. Über die Grenze geht es nur mit negativem Corona-Test. Die Arbeiter – darunter auch Frauen – wohnen auf dem Hof und werden je nach Ankommen als Gruppe isoliert untergebracht. Im Laden gibt es alles, was sie zum Leben benötigen. Deswegen kommen sie kaum mit anderen Menschen in Kontakt. Trotzdem will Familie Schechter auf Nummer sicher gehen: "Wir testen mindestens 14 Tage lang zwei Mal in der Woche."
Dass die Arbeiter gern kommen, zeigt die Tatsache, dass Schechter eine Stammmannschaft hat. Natürlich kommen sie auch, weil sie in Deutschland besser verdienen, aber vor allem seien sie stolz, "Spargelstecher" zu sein. Dass die Helfer im vergangenen Jahr wegen Corona nicht fahren durften, war für beide Seiten nicht leicht. Doch die Solidarität war groß. Viele Kurzarbeiter haben mit angepackt: "Wir hatten extrem viele Bewerbungen." Dabei ist Spargelstechen sicher kein Traumjob und nicht gerade rückenschonend. "Gewohnheitssache", winkt Schechter ab. Anfangs sei der Ertrag ja noch gering und man "wächst da langsam rein". Die Sorten kommen zeitversetzt. Mit zwei Hektar geht es los, und wenn der letzte Nachzügler ans Licht treibt, sind es fünf Hektar, die abgeerntet werden. Dann schnellt der Ertrag von täglich 30 schon mal auf 500 Kilogramm hoch und die Schälmaschinen laufen auf Hochtouren.
Dass hier Spargel wächst, ist für Fans des feinen Sandspargels ungewöhnlich. Der Kraichgauboden ist lehmig und schwer, aber gerade deswegen auch besonders gehaltvoll. Das gibt dem Spargel einen etwas kräftigeren Geschmack. Schechter ist reiner Selbstvermarkter. Das ganze Jahr über ist sein Hofladen geöffnet: "Alles aus der Region." Das Angebot ist riesig. Neben Obst und Gemüse gibt es auch Mehl und Müsli aus der Mühle Gessmann in Leingarten, hausgemachte Marmeladen, Eier, Käse und Milchprodukte, Brot, Bioweine und vieles mehr. Die große Produktpalette ergibt sich vorwiegend aus dem Austausch mit anderen Landwirten. Schechter betreibt außerdem mehrere Marktstände in Eppingen und Bad Rappenau und beliefert ausgesuchte Restaurants. So kommt der Kraichgauspargel ganz schön rum. Werbung bräuchte er kaum zu machen: "Das Geschäft läuft gut."