Im Baugebiet Kandel soll eine Kindertagesstätte entstehen. Der Gemeinderat hat die Trägerschaft nun der katholischen Kirchengemeinde zugesprochen. Foto: Stadtverwaltung
Bad Rappenau. (fsd) Die Kurstadt hat Großes vor: Für 3,5 Millionen Euro baut Bad Rappenau im neuen Baugebiet Kandel eine neue Kindertagesstätte und will somit die angespannte Situation im Bereich der Kindergartenplätze entschärfen. Direkt im Anschluss an die Arbeiten an den Versorgungsleitungen in der Rauchbachstraße startet das zweistöckige Großprojekt. Nun ist auch die Trägerschaft für die Einrichtung, welche Mädchen und Jungen in insgesamt fünf Gruppen beherbergen soll, geklärt. Der Gemeinderat stimmte der Übernahme der Trägerschaft durch die katholische Kirchengemeinde Bad Rappenau/Obergimpern zu.
"Die Trägerschaft an die katholische Kirche zu übergeben, hat für uns zwei große Vorteile", sagte Oberbürgermeister Sebastian Frei: "Zum einen finanziellen, da wir nicht die kompletten Kosten tragen, und zum anderen einen organisatorischen. Wir müssen nicht das Personal verwalten, und uns obliegt nicht, Personal zu suchen." Ihm sei das "Prinzip der Trägervielfalt" wichtig und man habe mit der katholischen Kirche im Bezug auf die Trägerschaft des Kindergartens St. Raphael bereits gute Erfahrungen gemacht. "Das sollte es uns leicht machen, die Trägerschaft zu übergeben."
Auch bei den Stellungnahmen der Gemeinderäte zeichnete sich frühzeitig ein positives Bild ab. Zwar hätte sich Anne Köhler von der CDU vorstellen können, dass der Kindergarten in städtischer Hand bleibt, doch die Kirchengemeinde Bad Rappenau/Obergimpern liefere gute Argumente. Zudem ließe man sich so nicht auf einen Unbekannten ein. Als Alternative für die Eltern gebe es noch konfessionslose Einrichtungen in Zimmerhof und Fürfeld. "Wir können die Entscheidung nachvollziehen. Der Kindergarten St. Raphael hat einen guten Ruf und zeigt sich weltoffen. Aufgrund der großen Gruppe benötigen wir eine Trägerschaft mit Erfahrung", sagt Bernd Hofmann (FW).
"Für viele Eltern ist das nicht die ideale Lösung", meinte hingegen SPD-Fraktionsvorsitzende Gundi Störner. "Viele hätten sich eine städtische, neutrale Leitung gewünscht." Zwar stimmte die SPD im Anschluss geschlossen für die Beschlussvorlage, erwartet aber, dass der Kindergarten nach seiner Eröffnung Praktikumsplätze ohne Rücksicht auf die Konfession vergibt. "Wir sind auf das Konzept gespannt", sagte Störner.
ÖDP-Gemeinderat Klaus Ries-Müller freute sich über das Engagement der katholischen Kirchengemeinde. Für ihn sei der Wunsch nach einem konfessionslosen, sprich städtischen, Kindergarten eine Scheindiskussion. Hier müsse der konfessionelle Kindergarten für weltanschauliche Differenzen herhalten. Dabei verwies Ries-Müller auf die Internetseite der Kindertagesstätte St. Raphael. Dort stehe der Satz "Sie haben eine Menge Liebe zu Kindern" in zwei Sprachen: Deutsch und Arabisch. Ein besseres Beispiel für Weltoffenheit gebe es nicht.
Bei der Abstimmung waren sich alle einig und bestätigten den Beschlussvorschlag. "Das ist ein schönes Signal an den neu entstehenden Kindergarten", sagte OB Frei. Auch Pfarrer Vincent Padinjarakadan freute sich über die Entscheidung. "Wir arbeiten sehr gut mit der Stadt zusammen." Die geschlossene positive Abstimmung zeige, dass ein Vertrauensverhältnis herrscht, sagte er der RNZ. Nun gelte es zu besprechen, was konkret angegangen werden soll.