Nach vierwöchiger Verkaufspause machte erstmals ein Tafelmobil vor dem Laden in der Altstadtstraße Station. Foto: Angela Portner
Eppingen. (apo) Mehr als vier Wochen blieb die Ladentür der Tafel in der Altstadtstraße geschlossen. Angesichts der Vorschriften wegen des Corona-Virus konnte man Sicherheitsabstände im Geschäft nicht gewährleisten. Um Einkaufsberechtigte, deren Einkommen unterhalb der Armutsgrenze liegt, zumindest an einem Tag mit günstigen Nahrungsmitteln und Waren des täglichen Bedarfs versorgen zu können, machte am vergangenen Freitag erstmals ein mobiler Verkaufswagen der Diakonie Heilbronn in der Fachwerkstadt Station. Für das Verkaufspersonal war das neue Angebot eine Herausforderung, denn sie mussten dafür Sorge tragen, dass die Abstandsregeln von den Kunden eingehalten wurden.
Mitarbeiterin Juliane Eckstein hat eine kräftige Stimme und die brauchte sie an diesem Tag auch. Immer wieder forderte sie zum Abstandhalten auf, schimpfte und drängte mit harschen Worten, ohne dabei selbst aus der Ruhe zu kommen. Geradezu stoisch mahnte sie die Kunden zur Disziplin: "Wenn das hier nicht klappt, können wir das nicht wieder machen." Doch viele konnten oder wollten sie nicht verstehen, und erst nach einiger Zeit kehrte Ruhe bei den Umstehenden ein. Es mache sie "fassungslos", sagt Eckstein, dass die Leute nach über vier Wochen den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen hätten und besser auf sich achteten. "Setzen Sie das nächste Mal eine Maske auf", bat sie immer wieder eindringlich. Auf zwei ältere Frauen, die nur gebrochen Deutsch sprachen, redete sie mit Engelszunge ein und versuchte ihnen deutlich zu machen, dass sie wegen ihres Alters durch das Corona-Virus besonders gefährdet sind.
Das betrifft auch die meisten der fünf Mitarbeiter, die hier ehrenamtlich mit anpacken. Sie sortieren Waren ein, geben sie aus oder kassieren. Dabei ist es fast unvermeidlich, dass sie mit den Kunden in Kontakt kommen. Zumindest für sich selbst konnten sie Mundschutz in der Apotheke kaufen, auch wenn sie wissen, dass der nicht sie, sondern höchstens ihr Gegenüber schützt. Doch ihnen ist bewusst, dass der Einkauf bei der Tafel für viele extrem wichtig ist. Alleinerziehende, Geringverdienende, Kranke, Behinderte, Rentner, Ausländer oder Asylbewerber können sich hier mit Waren zu symbolischen Preisen versorgen.
Auch an diesem Mittag waren die Regale prall gefüllt: Von Grundnahrungsmitteln und Kindernahrung über Kühl- und Tiefkühlkost bis hin zu Backwaren.
Reinhold Thomä reichte Gemüse über die Theke. "Roten oder gelben Paprika?", fragte er eine Dame und kramte danach die Schönsten aus der Kiste. Fünf Karotten kommen noch hinzu. Kartoffeln, Zwiebeln, Lauch und Weißkohl gibt es zur Genüge. Die Erdbeeren und Blaubeeren sehen verlockend aus, aber irgendwie finden sie bei den Kunden kaum Beachtung. "Greifen Sie ruhig kräftig zu", ermuntert Eckstein, die hofft, dass das Tafelmobil leer gekauft wird.
Doch es waren viel weniger Kunden da. Zwar wurde im Stadtanzeiger und der Tageszeitung über den Sonderverkauf informiert, aber nicht alle hat das erreicht. Eine alleinerziehende Mutter, die kaum weiß, wie sie sich und die vierjährige Tochter mit ihrem wenigen Geld über die Runden bringt, hat nur durch Zufall davon erfahren: "Ich bin froh, dass ich heute hier etwas bekomme."