Von Eric Schmidt
Sulzfeld. Wenn er ganz ehrlich ist: Groß zum Arbeiten ist Bernd Hildebrand in den vergangenen Tagen nicht gekommen. Der Vorsitzende des FVS Sulzfeld betreibt in der Ravensburg-Gemeinde ein angesehenes Sport- und Modegeschäft, hat es derzeit aber vor allem mit einer Nebenbeschäftigung namens Fußball zu tun. Genauer gesagt mit: Corona, Corona, Corona. Der Corona-Fall, der den Fußball-A-Ligisten heimgesucht und zur Absage des Kreispokal-Halbfinales gegen den FC Zuzenhausen II geführt hat, hat mächtig für Wirbel gesorgt. "Das Telefon stand nicht mehr still. Ständig war etwas", sagt Hildebrand und grinst: "Immerhin haben wir es am Donnerstag auf die Titelseite der Rhein-Neckar-Zeitung geschafft."
Was positiv ist: Der Chef selbst ist negativ. Der Corona-Test, den Bernd Hildebrand am Mittwochmorgen machen ließ, fiel ebenso erfreulich aus wie der seiner Frau. Auch die Spieler scheinen gesund und munter zu sein. Ansteckungen? Sie wurden bislang nicht registriert. "Alle Tests sind bisher negativ", freut sich Hildebrand. "Nur ein Spieler wird nochmals getestet, weil er zu den engeren Kontaktpersonen gehört. Er ist in Quarantäne." Klar, dass das Hoffnung macht. Wenn es weiter so bleibe, könne man ja bald wieder in den Trainingsbetrieb einsteigen, findet Hildebrand. Der FVS-Vorsitzende würde dann zu Herwig Werschak, dem Fußballkreis-Vorsitzenden, Kontakt aufnehmen und sich mit ihm besprechen. "Wenn sich niemand angesteckt hat, wäre am Sonntag vielleicht wieder ein Training möglich."
Ein Thema, das Hildebrand umtreibt, sind die Tests an sich. Wer zahlt die Testreihe? Bei seinem Arztbesuch hat der FVS-Chef erfahren, dass pro Person Laborkosten in Höhe von 75 Euro anfallen könnten. Hildebrand findet nicht, dass der Verein und die Spieler zur Kasse gebeten werden dürfen: "Wir tun das ja nicht aus Jux und Dollerei, sondern weil wir es sollen. Wenn wir das zahlen müssen, kann das nicht der wahre Jakob sein."
Dass sein Verein nun in aller Munde ist, kann Hildebrand verschmerzen. Fußballkenner wissen, wer die Sportfreunde sind – und richtige "Berühmtheiten" statt Covid-19 in ihren Reihen haben. Der FVS Sulzfeld ist der Heimatverein von Christian Eichner, dem KSC-Trainer, von Philipp Förster, dem VfB-Stuttgart-Profi, sowie von Mario Bilger und Andreas Dups, die mit dem FC Nöttingen badischer Pokalsieger geworden sind. "Die sind alle von hier", sagt Hildebrand nicht ohne Stolz und wünscht sich, dass sein Verein bald wieder sportliche Schlagzeilen schreibt – mit gutem Fußball im Kreispokal, mit Toren und Siegen in der A- und in der B-Liga. Corona? "Ich hoffe, dass nicht nur wir die Sache in den Griff kriegen", so Hildebrand.
Update: Donnerstag, 20. August 2020, 19.10 Uhr
Von Eric Schmidt
Sulzfeld. Das Erste, was Bernd Hildebrand am Mittwoch tat: Er ging zum Arzt. Um 8 Uhr morgens ließ sich der Vorsitzende des FVS Sulzfeld zusammen mit seiner Frau auf Covid-19 testen. Ein paar der Spieler machten andernorts dasselbe und unterzogen sich dem Corona-Check. "Man will ja wissen, was los ist", sagt Hildebrand.
Was mit dem Kicker los ist, der bereits am Dienstag getestet wurde, das weiß der Klubchef inzwischen – und das ist alles andere als erfreulich. Einen Tag nach der Absage des Kreispokal-Halbfinales gegen den FC Zuzenhausen II hat sich der Corona-Verdacht beim A-Ligisten aus dem Fußballkreis Sinsheim bestätigt. Einer der FVS-Spieler hat sich tatsächlich mit dem Virus infiziert.
Archivfoto: WeindelBernd Hildebrand erfuhr am Mittwoch gegen 13 Uhr von dem Testergebnis. Trotz des ersten Schocks: Ganz so überraschend kam die Mitteilung für ihn nicht. "Ich hab’ fast damit gerechnet", sagt der Vorsitzende mit Blick auf die besonderen Umstände. Der 20 Jahre alte Fußballer war in seinem Urlaub mit Freunden auf Malta – zwei der Malta-Fahrer wurden wenig später positiv getestet. Unter anderem jener junge Mann, der mit dem Sulzfelder das Zimmer geteilt hatte. "Es wäre fast ein Wunder, wenn er es dann nicht hätte", so Hildebrand.
Wie es nun weitergeht? Bernd Hildebrand schüttelt mit dem Kopf: "Ich muss das erst einmal alles sacken lassen." Umgehend nahm er zu Herwig Werschak, dem Fußballkreis-Vorsitzenden, Kontakt auf. Der setzte alle Spiele mit Sulzfelder Beteiligung bis einschließlich Sonntag ab. Es ist nur eines: Die Zweitrunden-Partie FVS Sulzfeld II – SV Eichelberg im aktuellen Kreispokal-Wettbewerb fällt aus.
Das Gesundheitsamt wird nun die Kontaktdaten des mit Corona infizierten FVS-Fußballers verfolgen. Der war am Wochenende unter anderem bei einer Geburtstagsparty in Eppingen zu Gast. Es habe in dieser Angelegenheit bereits Tests gegeben – "alle negativ", wie Bernd Hildebrand weiß. Für die Mitspieler des 20-Jährigen stehen in den nächsten Tagen ebenfalls Tests, Tests und nochmals Tests auf dem Programm – nicht auf dem Rasen, wie sie es gehofft hatten, sondern beim Arzt oder in den Corona-Testzentren. "Bis Ende der Woche sollen alle durch sein, dann sehen wir weiter", sagt Johannes Schinko, der stellvertretende Fußballkreis-Vorsitzende, und betont: "Vorerst wird Sulzfeld kein Fußball spielen. Und natürlich ist das ein Schlag. Das ist wie ein Brand im Gebirge."
Wann das Halbfinale stattfindet? Und wann das Finale? "Es ist alles in der Schwebe", antwortet Schinko. Sein heimlicher Wunsch, das Halbfinale bei einem negativen Test bereits an diesem Samstag nachzuholen, hat sich nicht erfüllt. Er und der Fußballkreis müssen umdenken. Halbfinalist FC Zuzenhausen II und Finalteilnehmer TSV Steinsfurt haben es getan – und für Ersatzbeschäftigung gesorgt. Am Samstag, der eigentlich als Finaltag vorgesehen war, bestreiten die beiden Klubs ein Vorbereitungsspiel. "Das ist schon kurios", gibt FCZ-Trainer Steffen Schieck zu.
Corona hier, Corona dort: Für Bernd Hildebrand ist die ganze Sache "ein Wink mit dem Zaunpfahl". "Corona wird uns auch diese Saison begleiten", ist der Vorsitzende des FVS Sulzfeld überzeugt.
Update: Mittwoch, 19. August 2020, 19.36 Uhr
Von Eric Schmidt
Sulzfeld. Die Pressemitteilung kam dieses Mal per Whatsapp. Aus dem Urlaub aus Tirol informierte Johannes Schinko die Medien über die neuesten Entwicklungen im Fußballkreis Sinsheim. Es waren keine guten Nachrichten, die der stellvertretende Kreisvorsitzende am Dienstag um 16.12 Uhr in seiner Eilmeldung verkünden musste. Das für 19 Uhr geplante Kreispokal-Halbfinale FVS Sulzfeld - FC Zuzenhausen II? Kurzfristig abgesagt. Das Finale am Samstag? Gestrichen. "Es geht leider nicht anders. Alles so zu lassen, wie es ist, wäre in dieser Situation einfach zu riskant", sagte Schinko auf Nachfrage der RNZ.
Hintergrund des Totalausfalls: ein Corona-Verdachtsfall beim FVS Sulzfeld. Ein Nachwuchsspieler war in seinem Urlaub mit vier Freunden auf Malta – der junge Mann, mit dem er sich das Zimmer teilte, ist inzwischen positiv auf Covid-19 getestet. Am Montag ging nun auch der FVS-Kicker zum Corona-Check.
"Die Schlimmste unserer Befürchtungen ist eingetreten. Alles, was wir geplant haben, ist erst einmal für die Katz", sagt Johannes Schinko. Letztlich habe man keine andere Wahl gehabt, als erst einmal auszusetzen mit dem Wettbewerb. Da das Testergebnis erst heute vorliegen werde, sei eine Verlegung der Partie auf Mittwoch keine Option. Der Donnerstag gehe wegen einer Schiedsrichterhauptversammlung nicht, der Freitag am Tag vor dem Finale ergebe ebenfalls keinen Sinn.
Tief getroffen ist der FVS Sulzfeld. Statt zu spielen, traf sich der A-Ligist am Dienstagabend mit der Mannschaft zu einer Krisensitzung. Corona? "Ich kann es nicht mehr hören", erklärte Vereinschef Bernd Hildebrand. Er weiß: "Sollte der Test positiv ausfallen, müssen wir uns alle testen lassen. Nach seiner Rückkehr aus Malta hat unser Spieler eine Woche lang mit der Mannschaft trainiert. Symptome hatte er nicht." Ausdrücklich bedanken möchte sich Hildebrand bei den Verantwortlichen des Fußballkreises und des FC Zuzenhausen für ihr Verständnis und ihr Entgegenkommen. "Wir hatten schon befürchtet, dass unser Spiel als verloren gewertet wird."
Herwig Werschak. Foto: LörzNein, das wird es nicht. Ein Ausschluss sei nie ein Thema gewesen. "Wir schmeißen Sulzfeld deshalb nicht aus dem Wettbewerb", stellt Herwig Werschak, der Fußballkreis-Vorsitzende, klar und ergänzt: "Falls das Testergebnis negativ ausfällt, werden die Vereine eine Lösung finden. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Sollte der Test positiv sein, könnten wir im Süden des Fußballkreises ein Problem haben."
Vorstandskollege Johannes Schinko spricht von "einem Schuss vor den Bug". Er hofft, dass alles sich in Wohlgefallen auflöst und gut wird – genauso wie Bernd Hildebrand. Mit Blick auf die gesamte Saison hat der FVS-Vorsitzende allerdings kein gutes Gefühl: "Ich glaube nicht, dass diese Runde lange geht."