Manchmal scheint die Zeit still zu stehen: Das Foto entstand im Juni des vergangene Jahres. Mittlerweile sind die Sanierungsarbeiten am Freibad fast abgeschlossen. Archivfoto: Karl Schramm
Von Tim Kegel
Sinsheim. Die Eintrittspreise fürs städtische Freibad steigen mit Beginn der kommenden Badesaison. Gründe seien die gesteigerte Attraktivität der Anlage nach deren Komplettumbau seit den Jahren 2011/12, der Preisvergleich mit umliegenden Bädern, aber auch der hohe Betriebskostenzuschuss, den das Bad jährlich benötige. So hieß es am Dienstag im Hauptausschuss des Gemeinderats.
799.000 Euro Zuschuss sind für das Freibad im Jahr 2018 eingeplant, sagte Oberbürgermeister Jörg Albrecht. Dadurch sei das Freibad eine der teuersten der so genannten Freiwilligkeitsleistungen der Kommune, zu denen auch Musik- und Volkshochschule zählen. Dass kommunale Bäder so gut wie nie rentabel betrieben würden, sei allerdings üblich, schickte Albrecht mit.
Von einer Verteuerung der Preise um etwa 15 Prozent sprach Andreas Uhler, Leiter der Stadtwerke. Zuletzt angepasst hatte man die Tarife im Jahr 2010 und daraufhin umfassende Sanierungen von Becken, Kinderbereich, Sanitär-, Anlagentechnik und Bauten begonnen. Wegen der hierdurch entstehenden Beeinträchtigungen der Besucher, so Uhler, "blieb der Preis in dieser Zeit unverändert". Um etwas mehr als 15 Prozent verteuerten sich Kinder- und andere Ermäßigungstarife; es gibt dafür neuerdings einen Frühschwimmer- und einen Großeltern-mit-Enkeln-Tarif. "Am Bedarf orientiert", sagte Uhler, "weil die neue Kassenanlage das technisch zulässt." Vergünstigungen für Nutzer des benachbarten Wohnmobilstellplatzes erteilte das Gremium in einer regen Diskussion eine Absage.
Die Arbeiten am Freibad - momentan ein Neubau von Zugangsgebäuden, Bistro, Umkleiden und Toiletten - seien weit fortgeschritten. "Läuft alles wie gedacht", sagte OB Albrecht, "können wir im Mai in Betrieb gehen." Im Rathaus gehe man davon aus, dass zur Saisoneröffnung "lediglich noch kleinere Arbeiten" erledigt werden müssen. Trotzdem sei es im Moment "wegen extremer Feuchtigkeit" ruhig auf der Baustelle.
Neben den baulichen Veränderungen begründen die Stadtwerke die Anhebung des Schwimmbadeintritts auch mit einem "deutlich attraktiveren Zusatzangebot", wodurch man sich auch von überörtlichen Mitbewerbern abhebe, darunter künftig Wassergymnastik, Kindernachmittage, neue Liegestühle ohne Extrakosten sowie Aqua-Jogging und Schwimmkurse, letztere gegen Entgelt. Insgesamt wurde das Freibad für 5,5 Millionen Euro saniert.
"Die Preiserhöhung um ein Jahr aussetzen" wollte CDU-Rätin Theresia Bauer. Schließlich seien die Eintrittspreise im Freibad erst kurz vor dessen Sanierung erhöht worden. Mit den mehrjährigen Bauarbeiten habe man "den Gästen einiges zugemutet", so Bauer. "Sehr gegen diesen Vorschlag" war OB Albrecht. Bei der lebhaften Diskussion argumentierte die Hasselbacherin auf verlorenem Posten: Eine große Mehrheit im Hauptausschuss wollte die Erhöhung zum Saisonstart.
Nicht jedoch die Ermäßigungen für Wohnmobilisten auf dem benachbarten Stellplatz, mit denen das Rathaus einen touristischen Mehrwert anbieten wollte: "Warum sollten Camper anders gestellt sein als Hotelgäste?" drehte Freie-Wähler-Sprecher Harald Gmelin den Spieß um. Sein Fraktionskollege Joachim Volz pflichtete ihm bei. In der Wohnmobil-Szene gelte der Platz, der künftig mit Duschen und WCs aufgewertet werden soll, "ohnehin als günstig" und sei entsprechend beliebt.
Eine deutliche Lanze für höhere Preise brach CDU-Rat Friedhelm Zoller und zog den überörtlichen Vergleich: Der Mehrwert, der in Sinsheim geboten werde, stehe "in keinem Verhältnis" zum Angebot anderer kommunaler Bäder. SPD-Rat Michael Czink denkt, "dass bei der Bevölkerung Verständnis für die Erhöhung da ist", zumal der Aufschlag moderat sei. Grünen-Vertreter Alex Riederer hätte sich gewünscht, "dass der Preis bei Kindern nicht so stark steigt".