Was blasen die Fahrzeuge in Sinsheim Tag für Tag in die Luft? Liegt die Feinstaubbelastung noch unter dem Grenzwert? Diese Fragen sollen Messungen der Landesanstalt für Umweltschutz klären. Foto: Christian Beck
Von Christian Beck
Sinsheim. Feinstaub, Gerichtsurteile, Fahrverbote: Mögliche Einschränkungen für Autofahrer sind zurzeit ein viel diskutiertes Thema. Dabei geht es - zumindest offiziell - um die Qualität der Luft. Und diese soll nun auch in Sinsheim untersucht werden - das gab Oberbürgermeister Jörg Albrecht am Dienstagabend im Rahmen der Gemeinderatssitzung bekannt. "Drei, vier, fünf Messungen von der Landesanstalt für Umweltschutz" (LUBW) sollen demnächst vorgenommen werden.
Wann und wie genau in Sinsheim gemessen werden soll, steht allerdings noch nicht fest. Die LUBW setze Prioritäten je nach dem wahrscheinlichen Grad der Luftverschmutzung. Und in Sinsheim werden die Grenzwerte für Feinstaub offenbar nicht überschritten - dies ist laut OB die bisherige Rückmeldung der Fachleute von der Landesanstalt.
"Wir wollen diese Messungen aber trotzdem machen. So schnell wie möglich", betont Albrecht. Aber auch er rechnet nicht damit, dass Grenzwerte überschritten werden. Denn die Stadt liege nicht im Tal oder gar in einem Kessel wie Stuttgart. Auf RNZ-Nachfrage räumte der OB ein, dass die Schadstoffbelastung höher ausfallen dürfte, wenn es sich auf der Autobahn staut und der Verkehr auf Routen durch die Stadt ausweicht. Unter diesen Umständen fahren auch immer wieder Lkw durch die für sie gesperrte Hauptstraße. Ein Verhalten, dass sehr wohl geahndet werde, wenn es dem Gemeindevollzugsdienst gemeldet wird, so Albrecht.
Dass es um die Luft der Stadt nicht allzu schlecht bestellt sein dürfte, darauf deutet auch eine bereits bestehende Messung hin: Das "OK Lab" betreibt weltweit rund 4000 Messstationen, eine davon liegt in Sinsheim. Genauer: irgendwo zwischen Sinsheim und Rohrbach. Und die Messwerte können im Internet von jedem eingesehen werden. Denn OK steht für "Open Knowledge", wörtlich übersetzt: offenes Wissen.
20 Mikrogramm pro Kubikmeter der Partikelgröße PM 2,5 (also Partikel mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern und kleiner) zeigte die Station gestern Nachmittag an. Der EU-Grenzwert liegt bei 50 Mikrogramm, am besonders belasteten Stuttgarter Neckartor werden Werte über 70 Mikrogramm gemessen. Im Vergleich liegt der in Sinsheim gemessene Wert also im grünen Bereich.
Doch wie kommt diese Messung überhaupt zustande? Laut Projektkoordinator Jan Lutz basteln jene, die sich am OK Lab beteiligen, die Messstation selbst. Diese arbeite im optischen Verfahren mit Hilfe eines Lasers. Was die Zuverlässigkeit anbelangt, räumt Lutz ein: "Wir kommen nicht an eine offizielle Messung ran." Doch die Qualität der so gemessenen Daten sei trotzdem sehr gut. Lutz betont, dass die Messungen des OK Labs nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu offiziellen Messungen zu sehen seien. Schließlich verdiene bei ihrem Projekt niemand Geld, es gehe vielmehr um die Bereitstellung von Daten. So würden beispielsweise die Regierungen in den Niederlanden und Bulgarien mit dem OK Lab zusammenarbeiten.
Wann und wo in Sinsheim von offizieller Seite gemessen wird, ist noch nicht bekannt. Es sei spannend, wie es weiter gehe, findet Albrecht. Nicht zuletzt, wenn wider Erwarten doch der Grenzwert überschritten werden sollte: "Ich kann es mir nicht vorstellen", betont der OB. "Aber dann müssen wir uns Gedanken machen."
Info: heidelberg.maps.luftdaten.info